Gut sieben Jahre ist es her, seit Microspot.ch die Tore zu seinem Online-Shop geöffnet hat. Seither konnte die Coop-Tochter ein rasantes Wachstum verzeichnen, stieg doch der Umsatz von anfänglich 5 Millionen Franken im Startjahr 2007 auf nunmehr über 100 Millionen Franken. Zu verdanken sei dieser Erfolg sicherlich auch der Zugehörigkeit zu der Coop-Gruppe, erklärt Martin Koncilja, Leiter von Microspot.ch: «Dadurch, dass wir zu der Coop-Gruppe gehören, geniessen wir ein sehr hohes Vertrauen, das uns natürlich zu Gute kommt. Denn die Sicherheit spielt im Online-Handel eine sehr wichtige Rolle.» Aus diesem Grund sei es für eher unbekanntere, kleinere Händler oftmals schwierig, sich im Online-Handel durchzusetzen, ist Koncilja überzeugt.
Nichtsdestotrotz glaubt der Microspot.ch-Leiter nicht daran, dass man heutzutage am Online-Geschäft noch vorbei kommt. Das zeige sich auch an dem Umstand, dass in der Schweiz eigentlich alle grossen Händler inzwischen einen Webshop aufgebaut oder sich durch einen Zukauf in diesem Bereich verstärkt haben. Wer nicht online geht, werde daher eines Tages ein Problem haben, führt Koncilja aus. Wichtig sei dabei vor allem, dass Unternehmen vor dem Aufbau ihres Online-Shops eine klare Strategie definieren und diese anschliessend auch konsequent umsetzen. «Man sollte die Konkurrenz auf keinen Fall kopieren, denn jeder hat seine Stärken in einem anderen Bereich», so Koncilja. «Man sollte einfach seinen eigenen Weg gehen.»
Preis als Strategie
Bei Microspot.ch lautete diese Strategie von Beginn weg, in der Schweiz der günstigste Online-Shop mit dem breitesten Sortiment und der besten Logistik zu werden. Und dieses Ziel verfolgt der sogenannte «Internet Pure Player» auch weiterhin, denn Koncilja ist überzeugt, dass es sich dabei um das beste Rezept zum Erfolg handelt. Seiner Ansicht nach befindet sich das Unternehmen auf dem besten Weg, dieses Ziel auch umzusetzen.
Um gegenüber der Konkurrenz aber überhaupt mit einem Preisvorteil aufwarten zu können, muss das Unternehmen an so vielen Orten wie möglich Kosten einsparen. Daher ging es anfänglich hauptsächlich darum, möglichst viele Prozesse zu automatisieren. Hierfür hat sich Microspot.ch Hilfe von der Zürcher Agentur Unic geholt. Gemeinsam hat man anschliessend die notwendigen Schnittstellen in die Systeme implementiert. «Am liebsten hätten wir gleich den Kundendienst auch noch automatisiert. Wir haben dann aber gemerkt, dass das etwas schwierig ist», meint Koncilja scherzhaft.
Kosten spart das Unternehmen aber auch damit, dass zwar eine eigene Logistik betrieben wird, Microspot.ch aber kein eigenes Lager führt. Die Produkte stammen jeweils aus den Hallen der Distributionspartner. Zu diesen zählen unter anderem Alltron, Ingram Micro, Also und Tech Data.
Transparenz ist ein Muss
Neben dem Preis, den der Leiter von Microspot.ch als wichtigstes Argument einstuft, spielen aber auch weitere Faktoren eine tragende Rolle. «Am wichtigsten ist natürlich, dass der Shop funktioniert», so Koncilja. Und er ergänzt: «Des weiteren sollte ein Online-Shop aber auch mit einer hohen Transparenz aufwarten können und es dem Kunden ermöglichen, auf Anhieb das Produkt zu finden, nach dem er sucht.» Denn gemäss seiner Erfahrung wissen die meisten Käufer von Heimelektronik bereits vor dem Öffnen des Webshops, was sie bestellen wollen. Sie kommen nicht, um in den Shops herumzustöbern.
Da jene, die online bestellen, ausserdem oftmals auch die neuesten Produkte erwerben wollen, ist es für den Shop-Betreiber essentiell, dass er diese auch zur Verfügung stellen kann. Dementsprechend viele Ressourcen investiert Microspot.ch denn auch in seine «Latest-and-Greatest»-Strategie.
Unerlässlich seien aber auch gute Produktbeschreibungen und treffende Bilder. «Diese Inhalte stets in angemessener Form zur Verfügung zu stellen, gestaltet sich für uns aufgrund unseres breiten Angebotes – Microspot.ch führt inzwischen bereits rund 120’000 Artikel – als Herausforderung. Es kann zwar auch in diesem Bereich vieles automatisiert werden, aber eben nicht alles.»
Berührungsängste der Lieferanten
Eine weitere Herausforderung stellen die Lieferanten und Hersteller dar. So zeigen diese teils noch immer Hemmungen und Berührungsängste, wenn es darum geht, ihre Produkte online zu verkaufen. Ausserdem befürchten einige, dass die «Internet Pure Players» ihre Preise kaputt machen und sie dadurch die klassischen Händler verärgern. «Dies ist natürlich nicht unsere Absicht. Trotzdem gestaltet es sich nicht immer einfach, die skeptischen Lieferanten und Hersteller davon zu überzeugen, dass der Online-Handel auch für sie sinnvoll ist».
Aber auch von Seiten der Kunden sei teilweise noch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber den neuen Technologien zu spüren. Gemäss dem Microspot.ch-Leiter gebe es noch immer Kunden, die es für zu unsicher erachten, ihre Kreditkarteninformationen im Internet preiszugeben. «Es ist daher wichtig, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen, indem man den Kunden verschiedene Zahlungsmethoden anbietet», weiss er. Microspot.ch lässt seiner Klientel daher die Wahl zwischen der Kreditkartenzahlung, der Zahlung auf Rechnung oder im Voraus sowie der Teilzahlung. Demnächst will das Unternehmen auch die Sofortzahlung einführen, die es dem Kunden bereits bei der Bestellung erlaubt, die Rechnung per E-Banking zu begleichen.
Dem Multi-Channel gehört die Zukunft
Vielseitigkeit ist aber auch bei den Liefervarianten gefragt, sprich den Möglichkeiten, die der Online-Händler der Kundschaft bietet, um die bestellte Ware zu empfangen. Aus diesem Grund hat Microspot.ch 2012 seinen ersten Showroom in Moosseedorf eröffnet. Später folgte dann ein zweiter Showroom in Dietikon und noch etwas später startete der Online-Händler mit seinen Pick-up-Stationen, wo die Ware vom Kunden abgeholt werden kann. Heute verfügt das Unternehmen bereits über 16 solche Abholstationen, die grösstenteils in Coop-City-Filialen, aber auch in Coop at home und neuerdings in Coop-Pronto-Tankstellenshops untergebracht sind.
Sie seien selbst vom Erfolg der Pick-up-Stationen überrascht und regelrecht überrannt worden, erinnert sich Koncilja. Er erzählt lachend: «Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass Kunden diese Möglichkeit nutzen würden, um kleinere Produkte abzuholen. Es wurden aber selbst Waschmaschinen und andere grosse Bestellungen abgeholt, von denen wir uns gar nicht vorstellen konnten, dass jemand diese nicht direkt nach Hause geliefert erhalten möchte.» Dementsprechend sollen auch in Zukunft viele weitere Pick-up-Stationen geschaffen werden.
Auch prüfe man, ob weitere Showrooms in gewissen Agglomerationen Sinn machen würden. Denn man könne so auch Leute auf sich aufmerksam machen, die es bisher vielleicht gar nie in Erwägung gezogen haben, online zu bestellen. «Die Showrooms helfen dem Kunden, weil er die Produkte in die Hand nehmen und sich selbst von deren Qualität überzeugen kann. Ich glaube, viele Interessenten stehen dem Online-Handel noch skeptisch gegenüber, da sie denken, die bestellte Ware sei auf diesem Weg schwieriger zurückzugeben. Die Showrooms adressieren dieses Problem», erläutert Koncilja. Potential ist seiner Meinung nach auf jeden Fall vorhanden.
Mit den zusätzlichen Lieferoptionen ging auch eine Optimierung der Liefergeschwindigkeit einher, denn die «Time to Consumer» wird laut Koncilja in Zukunft immer mehr an Gewicht gewinnen. «Inzwischen können Kunden ihre Ware am Morgen bestellen und bereits am Nachmittag ab fünf Uhr in unseren Showrooms oder Pick-up-Stationen abholen», versichert er. Dieser Service gilt jedoch nur für die Speed-Artikel. Bei den übrigen Artikel sei die Lieferzeit aber jeweils sauber ausgewiesen.
Konkurrenz aus dem Ausland
Die Konkurrenz aus dem Ausland fürchtet Koncilja nicht, wie er betont: «Angst habe ich grundsätzlich nie. Denn wenn man Angst vor der Konkurrenz hat, muss man gar nicht damit beginnen, zu arbeiten.» Zwar werden die Online-Händler im Ausland den Schweizer Markt sicherlich etwas verändern, doch Koncilja geht davon aus, dass sich die ausländischen Unternehmen vor allem auf grössere Märkte konzentrieren werden. Denn um in der Schweiz erfolgreich zu sein, müssten seiner Ansicht nach sämtliche Inhalte in drei Sprachen übersetzt werden. «Dies ist für Nicht-Schweizer doch eher ungewöhnlich und mit viel Aufwand verbunden. Es gibt also sicherlich Märkte, die leichter zu erschliessen sind.» Ein weiterer Vorteil der Schweizer Fachhändler sei es, dass die bestellte Ware einfacher an eine Schweizer Adresse retourniert werden kann als an eine ausländische. Zudem sei die Schweiz insbesondere im Segment der Heimelektronik in der Regel günstiger als die Konkurrenz in den umliegenden Ländern.
Auch von den stationären Händlern sieht sich der Microspot.ch-Verantwortliche nicht wirklich bedroht. Denn sowohl die «Internet Pure Players» als auch die klassischen Händler hätten ihre Vorteile, die es zu nutzen gelte. Während die stationären Fachhändler beispielsweise durch den direkten Kundenkontakt – sprich durch freundliche Bedienung und kompetente Beratung – punkten können, sind die Pure Players dafür in der Lage, ihr Sortiment sehr schnell auszubauen. Und das ist denn auch das Ziel des Unternehmens, wie Koncilja abschliessend verrät: «Wir wollen unser Angebot noch weiter ausbauen und auch zusätzlich Segmente wie Gartengeräte, Werkzeuge und Kinder- und Baby-Artikel für uns erschliessen. Denn im Online-Handel ist es meiner Meinung nach nicht so schwierig, zu wachsen, wenn man einen guten Job macht.»
(af)