Lenovo will an die Server-Spitze
Quelle: Lenovo

Lenovo will an die Server-Spitze

Nach der Übernahme des x86-Geschäfts von IBM will Lenovo auch im Server-Markt die Spitze erobern. Man sieht viel Potential und setzt in der Schweiz unter anderem auf eine unveränderte Partnerlandschaft, wie der Hersteller an einer Medienkonferenz in Zürich erklärt hat.
14. Januar 2015

     

Im Januar 2014 hat Lenovo die Übernahme des x86-Server-Geschäfts von IBM bekannt gegeben. Per Anfang Jahr hat der weltgrösste PC-Hersteller nun die Integration in der Schweiz abgeschlossen (Swiss IT Reseller berichtete). Welche Auswirkungen hat dies für Kunden und Partner? Und wie sieht Lenovos Server-Strategie aus? Anlässlich einer Medienkonferenz in Zürich haben Patrick Roettger, Managing Director von Lenovo Switzerland, sowie Roger Mueller, x86 Server Leader von Lenovo Switzerland, zu diesen und einigen weiteren Fragen Stellung genommen.

Lenovo hat laut Roettger in der Vergangenheit im Channel immer wieder gehört, dass Kunden alles aus einer Hand und nur noch einen Ansprechpartner wünschen. Dazu fehlten dem Unternehmen bisher eigene Server – wobei man die eigentlich schon hatte. Was viele nämlich nicht wissen: Lenovo verkauft bereits seit einigen Jahren eigene Server, auch in Europa, jedoch nicht in der Schweiz. Wieso? Im Server-Geschäft war man hierzulande bisher nicht aktiv, weil man schlicht zu wenig Ressourcen für den Support hatte, meint Roettger, und die Kunden- und Partnerbetreuung sei hier noch wichtiger als im PC-Geschäft. Die nötigen Ressourcen erhält man nun, wurde doch mit IBM eine entsprechende Vereinbarung mit einer Laufzeit von fünf Jahren getroffen.


Im Zuge der Übernahme hat per 1. Januar dieses Jahres die gesamte x86-Belegschaft von IBM in der Schweiz zu Lenovo gewechselt – inklusive Roger Mueller, der bei IBM Schweiz zuvor als Sales Leader für x86-Server tätig war. Wie viele Mitarbeiter genau vom einen zu anderen Unternehmen gingen, wollte Roettger nicht verraten. Mueller stellte derweil den Vergleich auf, dass es mehr als eine aber doch weniger als vier Fussballmannschaften waren, also irgendwo zwischen 11 und 44 Personen. Insgesamt beschäftigt Lenovo in der Schweiz nach der Integration der IBM-Mitarbeiter nun rund 75 Mitarbeitende und hat im Dezember aufgrund des grossen Zuwachses auch in neue und grössere Büroräumlichkeiten an der Baslerstrasse 60 in Zürich gezügelt.

Ein Déjà-vu für Patrick Roettger

Roettger beschreibt die vergangenen Monate und Wochen als so etwas wie ein Déjà-vu. Er war bereits bei der Übernahme der PC-Sparte von IBM durch Lenovo vor zehn Jahren an vorderster Front mit dabei und die Gespräche und Prozesse seien damals ähnlich gewesen, meint er. Bei der Integration hat man ihm zufolge dieses Mal insbesondere darauf geachtet, dass Kunden und Partner nach wie vor nur einen Ansprechpartner beziehungsweise Betreuer haben. Man wollte unbedingt vermeiden, dass es im PC- und Server-Bereich zu Überschneidungen kommt, was zum Beispiel bei grossen Kunden oder Distributoren der Fall gewesen wäre.

Gleichzeitig hat sich Roettger im Dezember persönlich mit den wichtigsten Partnern und Kunden getroffen und ihnen die Strategie erklärt – über 100 Besuche waren es Ende letztes Jahr insgesamt. Dabei ist man angeblich auf ein sehr positives Echo gestossen und immer wieder sei der Satz gefallen, dass man mit der Übernahme des PC-Geschäfts ja bereits beweisen habe, dass man es könne.


Die Partner wurden 1:1 von IBM übernommen, mit denselben Konditionen. Roettger stellt allerdings in Aussicht, dass man die Konditionen – auch auf Wunsch einiger Partner – anpassen wird, sobald man etwas Schlaueres gefunden habe.

Lesen Sie auf der nächsten Seite welches hochgesteckte Ziel Lenovo sich gesetzt hat und wie man dieses Ziel erreichen will.
Durch die Übernahme katapultiert sich Lenovo im weltweiten x86-Server-Markt sofort auf den dritten Platz. Doch damit gibt man sich noch nicht zufrieden. Wie im PC-Markt will man auch hier zuoberst aufs Podest. Bis wann verrät Lenovo-Schweiz-Chef Roettger nicht, obwohl intern anscheinend bereits ein Datum festgelegt wurde.

Wie will man dieses hochgesteckte Ziel erreichen? Roger Mueller, der das x86-Server-Geschäft von Lenovo in der Schweiz verantwortet, spricht zum einen von einer ganz anderen Kostenbasis, die sich durch die Übernahme ergebe und Chancen eröffne. Es sei etwas anderes, ob man zu einem Chip-Hersteller gehe und 100'000 Server-Prozessoren bestelle oder eine Million PC- und nebenbei noch 100'000 Server-Prozessoren kaufen wolle. Weiter ortet Mueller grosse Chancen in der Tatsache, dass man unter dem Lenovo-Dach nicht mehr so viele Mitbewerber wie unter dem IBM-Dach hat, sprich Partnerschaften möglich sind, die bis jetzt undenkbar waren. Genannt werden zum Beispiel Microsoft und EMC.


Grosses Wachstumspotential ortet Mueller vor allem im Bereich von kleineren 1- oder 2-Sockel-Servern, die laut ihm auch den Löwenanteil im x86-Markt ausmachen. Nach wie vor will man aber auch in grosse Systeme, zum Beispiel als Basis für SAP Hana, oder integrierte Systeme der Flex-Familie investieren und diese Bereiche ausbauen. Und auch das High Performance Computing (HPC) will man nicht vernachlässigen.

Nicht-exklusive OEM-Partnerschaft

Letztendlich soll sich die Übernahme für Lenovo natürlich auch finanziell lohnen. Roettger weist diesbezüglich darauf hin, dass er sich vor allem über die Marge freut, die die Server bieten. Aus Sicht von IBM sei diese Marge vielleicht nicht so gross, aber im Vergleich zum PC-Geschäft doch ganz ansehnlich. Mit dieser Marge will man auch spielen, eine Preisoffensive ist aber angeblich nicht geplant. Zudem ergänzt der Lenovo-Schweiz-Chef, dass sich nun auch spannende Kunden-Cases auftun, zum Beispiel bei Unternehmen die bisher IBM-Server hatten, aber noch keine Lenovo-PCs, oder anders herum.


Ein weiteres neues Geschäftsfeld hat sich dahingehend aufgetan, dass Lenovo im Rahmen der Übernahme in der Schweiz künftig auch als Original Equipment Manufacturer (OEM) für IBM fungiert und den Vertrieb ausgewählter Storage- und Software-Produkte des Unternehmens übernommen hat. Laut Mueller handelt es sich dabei um kein exklusives Abkommen, das mehrheitlich kleinere Storage-Produkte und zum Beispiel eine neue Management-Suite, die man von IBM lizenzieren will, oder die Hochleistungsdateiverwaltung General Parallel File System (GPFS) umfasse. (mv)


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