'Die Logistik-Zusammenlegung bietet auch einen Mehrwert für die Kunden'
Quelle: PCP.ch

"Die Logistik-Zusammenlegung bietet auch einen Mehrwert für die Kunden"

Noch trägt die Fusion von PCP.ch und Steg erst für PCP.ch Früchte. Ein weiterer Um- und Stellenabbau soll nun auch Steg wieder in die schwarzen Zahlen führen. "Swiss IT Reseller" hat sich mit Geschäftsführer Lorenz Weber über die geplanten Massnahmen unterhalten.
7. Mai 2015

     

Es ist ein offenes Geheimnis: Steg geht es nicht gut, und das schon seit längerer Zeit. In die Schieflage geraten ist man laut Lorenz Weber, der das Unternehmen seit Ende März führt, im Jahr 2013. Rückläufige Umsätze und hohe Fixkosten erforderten Massnahmen. Nicht zuletzt darum erfolgte im vergangenen Herbst die Fusion beziehungsweise die Übernahme durch PCP.ch.

Die Gründe für den sinkenden Umsatz sind laut Weber vielfältig. Zum einen betont er, dass die anderen, also die Konkurrenten, einen guten Job gemacht haben und nach wie vor machen. Zum anderen weist er darauf hin, dass sich auch Steg dem Preiszerfall nicht habe entziehen können. Weber übt aber durchaus auch Selbstkritik: "Das Angebot war vielleicht etwas zu begrenzt, gerade im Vergleich zur Konkurrenz."


An diesem Rädchen wurde bereits gedreht: Im Februar ist das Produktesortiment von Steg massiv ausgebaut worden. Laut Weber führt man nun 250'000 Artikel, 50 Mal mehr als zuvor. Das Angebot umfasst nun weit mehr als Computer, im Prinzip alles was Strom braucht, also zum Beispiel auch Bohrmaschinen oder Kühlschränke. "Mit den neuen Kategorien machen wir heute bereits 17 Prozent unseres gesamten Umsatzes", kann Weber mit Stolz berichten.

Seit der Übernahme durch PCP.ch setzt man bei Steg auch verstärkt auf Tablets und Smartphones, zwei klassische IT/CE-Produkte. "Mittlerweile verkaufen wir sogar mehr Handys als Laptops", erklärt Weber. Zudem verrät er, dass man in den Steg-Filialen in Kürze nicht nur Mobiltelefone kaufen, sondern auch gleich Mobilfunkverträge wird abschliessen können. Und auch Reparaturen in den Filialen sind angedacht.

Schaffhausen hat Luzern ausgestochen

Trotz diesen Massnahmen und ersten Erfolgen hat Steg auch im ersten Quartal 2015 rote Zahlen geschrieben. Das Ergebnis ist bekannt: Es kommt zu einem weiteren Um- und Stellenabbau. Die Logistik und die Retouren-Abteilung von Steg und PCP.ch werden in Schaffhausen zusammengelegt. Ausserdem macht die Steg-Filiale in Winterthur dicht. So fallen bei Steg alles in allem 15 Vollzeitstellen weg (Swiss IT Reseller berichtete).

Von der Fusion der beiden Elektronikhändler hat bis jetzt vor allem PCP.ch profitiert, das gibt auch Weber zu. Dank massiv tieferen Einkaufspreisen konnte der Online-Händler seinen Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres um 50 Prozent steigern – und das trotz der Aufhebung des Euromindestkurses Anfang Jahr. Dieses Ereignis hat Steg wiederum deutlich stärker gespürt. Weber erklärt das damit, dass im Online-Handel, wo PCP.ch zu Hause ist, Kunden eher Vertrauen in den Händler und dessen Preise haben, nicht zuletzt dank Preisvergleichsportalen. Im stationären Handel – Steg macht hier nach wie vor zwei Drittel seines Umsatzes – sollen Kunden derweil deutlich zurückhaltender agieren.


Nun werden also die bestehenden Lager und Reparaturabteilungen der beiden Unternehmen am Hauptsitz von PCP.ch in Schaffhausen zusammengelegt. Dort gibt es gemäss Weber genug Platz, man muss also keine Lagerfläche dazu mieten. Momentan betreibt Steg in Luzern ein Lager mit 3000 Quadratmetern Fläche, PCP.ch belegt in Schaffhausen aktuell 2000 Quadratmeter – an beiden Orten soll es allerdings noch Kapazitäten geben, die Lager sind also momentan nicht voll.

Steg betreibt Filialen in der ganzen Schweiz, unter anderem auch in der Westschweiz und im Tessin. Hätte es da nicht mehr Sinn gemacht, die Lager in Luzern zu konsolidieren statt in Schaffhausen? Weber erklärt, dass man sich auch diese Gedanken gemacht hat. Schlussendlich habe man sich dann aber doch für Schaffhausen entschieden. Einerseits aufgrund der Kosten – in Luzern kann man nun, auch dank einer Reduktion der gemieteten Bürofläche, Mietkosten in der Höhe von 150'000 Franken pro Jahr sparen. Andererseits liegt das Lager näher am bestehenden PCP.ch-Lager in Deutschland, womit man angeblich weitere Synergien nutzen kann. Dass sich die Zeit vom neuen Zentrallager in Schaffhausen in die Filialen damit im Schnitt um etwa 30 Minuten verlängere, nehme man deshalb in Kauf.

Durch die Logistik-Zusammenlegung will man laut Weber letztendlich auch den Kunden einen Mehrwert bieten: Er verspricht zum Beispiel schnellere Lieferungen, unter anderem weil nun Lageraustausche zwischen PCP.ch und Steg wegfallen. Zudem erwähnt der 35-Jährige, dass seit Januar neu bereits jede Steg-Filiale täglich beliefert wird, vorher war das nur zwei Mal in der Woche der Fall.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was bei Steg in den kommenden Wochen sonst noch geplant ist.
Über die Bühne gehen die Zusammenlegung der beiden Lager und die Restrukturierungen bei Steg Ende Juni. Gleichzeitig wird bei Steg auch ein neues IT-System eingeführt, eine Eigenentwicklung von PCP.ch. Dieses löst eine bestehende ERP-Standard-Software ab, die das Luzerner Unternehmen bisher ausgebremst hat, wie Weber im November 2014 in einem Interview mit "Swiss IT Reseller" erklärt hat.

Die im Februar neu lancierte Website von Steg läuft bereits auf dem neuen System, nun folgt also auch der Rest des Unternehmens. Dauern soll die ganze Umstellung ein verlängertes Wochenende. Laut Weber wird man die Filialen dazu vermutlich zwei Tage schliessen müssen – genaue Details sollen noch folgen.


Es wird bei Steg aber nicht nur restrukturiert, entlassen und abgelöst, man hat auch ein interessantes neues Projekt angekündigt. Als laut eigenen Angaben erster IT- und UE-Anbieter der Schweiz führt man in der Filiale in Littau elektronische Preisschilder ein.

Bisher passte Steg seine Preise in den Filialen wöchentlich an, nun soll das wie bei PCP.ch täglich, ja sogar stündlich geschehen. "Kunden informieren sich heute bereits im Internet über die Preise, bevor sie in den Laden kommen, und wollen dort dann nicht mehr bezahlen als online – wie das bei anderen Händlern der Fall ist", erklärt Weber. Man gewähre zwar bei Steg bereits heute dieselben Preise, ob online oder in der Filiale, mit dieser neuen Lösung habe man nun aber den Beweis dafür.

Neben den digitalen Preisschildern werden die Steg-Filialen noch weiter optimiert. Man soll in Zukunft in allen Ladenlokalen alles anfassen und berühren und nicht nur Kartonschachteln betrachten können. Und auch die persönliche und kompetente Beratung streicht Weber hervor, die sei nach wie vor ganz wichtig. Ein reines Showrooming reicht seiner Meinung nach nicht aus – heute und in Zukunft. (mv)


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Kommentare
Das muss man sich mal vorstellen, die Ladenpreise sind die gleichen wie die Internet Preise? An diesem Konzzept ist schon Mediamarkt Deutschland gescheitert. Wie werden somit die Kosten von Personal, Miete von Ladenfläche usw. umgelegt auf die Online Shop Kosten? Es sieht doch so aus, dass die Marge der Onlinstores PC-Ostschweiz,Pcp von der Steg-Ladenmarge vollständig aufgefressen wird! Das sollten sich die Herren gut überlegen, Konzept zum Scheitern verurteilt! - Kostenwahrheit?
Donnerstag, 7. Mai 2015, Hans Kunz



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