Der europäische PC-Markt hat sich laut den Marktforschungsfirmen im letzten Jahr prächtig entwickelt, vor allem in Westeuropa. Gemäss IDC sind die Stückzahlen in dieser Region um 21% gestiegen, nach Dataquest sogar um 26% auf 26,1 Millionen Stück – der grösste Sprung des ganzen Jahrzehnts.
Westeuropa ist damit nun laut IDC der schnellstwachsende Markt weltweit. Für das Wachstum verantwortlich waren das Consumer-Segment mit einem Plus von fast 50 Prozent, mit dem Wunsch nach Internet-Anschluss und günstige Preise als treibende Faktoren. Laut Philip Williams, Europa-Analyst bei Dataquest, wurde die Mehrheit der PCs als Bundle verkauft, also zusammen mit einem oder mehreren Peripherigeräten wie Drucker und Scanner. Die Ausnahme war Deutschland, wo Personal Computer vor allem nach reinen Preisüberlegungen gekauft werden.
Der professionelle Markt gilt jetzt als stabil und reif, die Zyklen des Consumerbereichs fehlen hier. Im Business-Segment soll sich denn auch der aktuelle Nachfragelevel 1999 fortsetzen, v.a. weil viele Firma ihre Y2000-Probleme gleich durch Einsatz ganz neuer Systeme beheben. Dieser Praxis der Grossfirmen werden nach Ansicht der Marktforscher auch die KMUs jetzt zunehmend folgen, allerdings erst in letzter Minute.
Gemäss IDC haben alle westeuropäischen Länder stark vom Boom profitiert, wobei Frankreich einen besonders dynamischen Home- und Retail-Markt aufwies mit PC-Preisen zu unter 750 Dollar. Der deutsche Markt war geprägt von der Erholung der Consumernachfrage, in Skandinavien machten sich die Heim-Käufe für Angestellte bemerkbar.
Nach Marktanteilen liegt Compaq fast um 100% vor dem nächsten Konkurrenten und konnte sowohl seine Führung verstärken, den Rückstand auf
Toshiba im Notebook-Markt verkleinern und bei den Servern durch die DEC-Akquisition zulegen, trotz wachsender Konkurrenz durch
HP, IBM und
Dell. Das stärkste Wachstum legte Dell vor, was auf die gute Organisation, die geografische Ausweitung und die Erfolge im Notebook- und im Entry-level-Servermarkt zurückgeführt wird. Dell hat HP auf Platz drei abgelöst und attackiert nun
IBM. HP war stark in Westeuropa, erlitt aber Einbussen im Osten.
Insgesamt lagen die Top-5-Hersteller 1998 durchwegs besser als der Rest des Marktes und halten nun 44,5% der Unit-Anteile (Vorjahr: 40%).
Die Kehrseite: «Harte Konkurrenz und aggressives Pricing schwächen unweigerlich das Umsatzwachstum und die Margen», warnt IDC. «Damit hängt der Erfolg der Hersteller noch mehr von ihrer Fähigkeit ab, den Markt sowohl mit Low-End- wie High-End-Produkten in einem optimierten Fabrikations- und Distributionsmodell zu beliefern».
Und im 4. Quartal schien sich das Wachstum allerdings bereits etwas zu verlangsamen; laut Dataquest konnten in Westeuropa dann noch 22% mehr PCs (IDC: 19,6%) verkauft werden als im Vorjahr. In der Schweiz nahm der Absatz um 22,3% zu. Und für 1999 sieht es insgesamt schlechter aus: Laut IDC ist in Europa nur mit einem halb so starken Wachstum wie im letzten Jahr zu rechnen. (mvb)
1997 Units - Anteil 97 - Units 1998 - Anteil 98 - Wachstum
Compaq - 3’430 - 16,0% - 4’404 - 16,8% - 28,4
IBM - 1’909 - 8,9% - 2’210 - 8,4% - 15,8
Dell - 1’164 - 5,4% - 2’006 - 7,7% - 72,3
HP - 1’325 - 6,2% - 1’590 - 6,1% - 20,0
Siemens - 1’092 - 5,1% - 1’412 - 5,4% - 29,2
Andere - 12’454 - 58,3% - 14’560 - 55,6% - 16,9
IDC * -
Compaq - 3’753 - 15,5% - 4’797 - 16,8% - 27,8%
IBM - 2’047 - 8,4% - 2’423 - 8,5% - 18,4%
Dell - 1’228 - 5,1% - 2’124 - 7,5% - 73,0%
HP - 1’534 - 6,3% - 1’840 - 6,5% - 20,0%
SNI - 1’132 - 4,7% - 1’485 - 5,2% - 31,1%
Andere - 14’559 - 60,0% - 15’806 - 55,5% - 8,5%
Total - 24’253 - 100% - 28’476 - 100% - 17,4%
* EMEA-Region (Europe Middle East and Africa), ohne OEM-Lieferungen; Westeuropa allein: +21%.