Warum All Com unterging

Reihum wird bedauert, dass das Werk des verstorbenen All Com-Gründers Clark Sachs nur noch auf Sparflamme weiterläuft. Die Verluste wurden aber bereits im letzten Jahr eingefahren – reagiert wurde zu spät.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/16

     

«Die All Com ist tot, es lebe AIS&S.» – unter dieser Maxime könnte man die überlebenden Reste der All Com-Gruppe präsentieren. Die All Com-Gruppe hatte bereits seit längerem zu kämpfen. Obwohl erst Ende Mai dieses Jahres präsentiert, mussten die Dübendorfer für das Geschäftsjahr 2000 massive Verluste bekanntgeben. Bei einem Umsatz von 58 Mio. Franken lag All Com mit 8,92 Mio. in den roten Zahlen. Bereits damals wurden Entlassungen und die Schliessung der sechs Schweizer Niederlassungen bekanntgegeben.
Die Wurzeln dieser Malaise reichen also weit zurück vor den Tod des Firmengründers Clark Sachs. Erst viel zu spät, im Sommer diesen Jahres, wurde Wolfgang Essig (Bild) vom Verwaltungsrat geholt, um die Firma zu reorganisieren, um zu retten, was noch zu retten war. Seit Amtsantritt von Essig haben die All Com Schweiz und die All IP Tel (IP-Telefonie) ihre Bücher deponiert, die in der Distribution tätigen Töchter Actavis und Asenis und der für Ausbildung zuständige Bereich Swiss IP Society wurden geschlossen. Was bleibt ist einzig die profitable (Dienstleistungs-) Gesellschaft AIS&S AG unter der Hülle der All Com Holding.

Asenis ist nicht gleich Asendis

Fredy Bader, vormals Sales Account Manager bei Asenis, baut nun mit Cornelia Steeb unter leicht verändertem Firmennamen (Asendis) die Distributionsaktivitäten wieder auf. Man habe wie bei Asenis die Elsa-Vertretung inne und ausserdem Produkte von Cobalt im Angebot. Bader betont, dass Asendis eine unabhängige Firma sei und mit der All Com in keiner Weise mehr in Verbindung stehe. Asendis ist auch nicht Cisco Gold-Partner wie All Com es war. «Wir sagen aber zu keinem Geschäft grundsätzlich nein», so Bader zu IT Reseller. Baders Team umfasst derzeit vier Leute, man arbeite im Bedarfsfall (für Dienstleistungen) mit externen Partnern zusammen.

Viel Umsatz, kein Gewinn

Warum hat All Com so unglaublich viel Geld verloren, wieso ist es zu den verheerenden Liquiditätsproblemen gekommen? Wolfgang Essig, CEO von AIS&S, kommentiert gegenüber IT Reseller: «Wir haben so viel Geld verloren, weil zum einen im Ausbildungsbereich, wo mit Cisco eine Vereinbarung für Bootcamps bestand, keine Leute mehr gekommen sind. Zum anderen hat Asenis als Hardware-Ein- und -Verkäufer die Ware vorfinanziert und mit kleiner Marge an Endkunde weiterverkauft.
Dieses Geschäft ist so kapitalintensiv, dass wir es uns einfach nicht mehr leisten konnten und den Bereich aufgeben mussten.» Boxmoving allein generierte also Umsatz, jedoch zu wenig Gewinne. Die Wachstumsgebiete der All Com Schweiz und der All IP Tel waren aber, so Essig, «unterkritisch in der Masse» und mussten aufgrund der Liquditätssituation eingestellt werden. Essig weiter: «Das eingeschlagene Wachstum hätte Kapital erfordert, über welches All Com jedoch aufgrund des nicht erfolgten Börsengangs schlicht nicht verfügte. Nun müssen wir gesundschrumpfen, Back to the Roots und ein Wachstum einschlagen, das dem Markt angemessen ist.»

Noch 16 Mio. Umsatz


Essig will sich mit AIS&S künftig auf Carrier-Lösungen und Dienstleistungen wie Netzdesign, Engineering, unabhängiges (!) Consulting und Bauen und Betreiben von Netzinfrastrukturen beschränken. Boxen wird sich der Kunde künftig also woanders als in Dübendorf besorgen müssen. Die Schrumpfgesellschaft der AIS&S wird mit ihren 65 Mitarbeitern laut Essig in diesem Jahr einen Umsatz von 16,5 Mio. Franken erwirtschaften, Mitte September sei man bei ca. 12 Mio. angelangt. (mh)


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