Durststrecke für Datenhotels

Datenhotels sind 1999 und 2000 in Europa wie Pilze aus dem Boden geschossen. Das «Betten-Angebot» ist allerdings heute weit grösser als die Nachfrage, meint Frost & Sullivan (F&S). Die Konsolidierung ist absehbar.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/16

     

Die Idee der Colocation-Dienste, oft auch salopp Datenhotels genannt, ist einleuchtend. Unternehmen wie ISPs, ASPs usw. können dort ihre Server unterstellen und verschiedene Zusatzdienste bis hin zur vollständigen technischen Betreuung der Server mieten. Dadurch können sie unter anderem von einer modernen Infrastruktur, umfassenden Sicherheitseinrichtungen und einer garantiert konstanten Stromversorgung profitieren, ohne die dafür notwendigen Investitionen selbst tragen zu müssen.
Die Auslastung der europäischen Colocation-Dienste ist aber gemäss einer Studie von Frost & Sullivan heute nicht gerade berauschend, und wird sich vorerst langsamer als von den Betreibern erhofft verbessern. Für das Jahr 2001 errechnet F&S ein Angebot von 626’000 m2 zu vermietender Fläche in Europa, und eine Auslastung von lediglich 31,7%.
Mindestens bis 2003 wird die Durststrecke gemäss der Studie noch dauern. Bis dann soll das Angebot nur noch geringfügig auf 673’000 m2 steigen, während die Auslastung erstmals die 50%-Marke übersteigen könnte. Danach prophezeit F&S dem Markt wieder eine etwas schnellere Entwicklung, bis 2007 sollen 71% von beinahe 900’000 m2 vermietet sein. Der Umsatz, der im letzten Jahr bei 275 Millionen Dollar lag, soll bis dann 2,6 Mrd. Dollar erreichen. Den Aufschwung für die Datenhoteliers könnten vor allem die UMTS-Netzwerkbetreiber bringen, meint F&S. Diese würden, durch die hohen Lizenzgebühren belastet, jede Gelegenheit zu Einsparungen bei der Infrastruktur wahrnehmen.
Datenhotels sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Frosts Report dürfte vor allem diejenigen Betreiber frustrieren, die durch hohe Investitionsschulden belastet werden. Jetzt heisst es also: Gürtel enger schnallen und durchhalten. In der absehbaren Konsolidierungsphase werden sich nach Meinung der Marktforscher diejenigen durchsetzen, die skalierbare Systeme anbieten können, und deren Marken und Angebote sich deutlich von der Konkurrenz unterscheiden. (hjm)

Stellungnahmen von Interxion und Ixeurope

Interxion und Ixeurope, zwei Unternehmen, die in der Schweiz Colocation-Dienste anbieten, äusserten sich gegenüber IT Reseller zum Report von Frost & Sullivan.

Interxion

«Die erwähnte Studie beschreibt tendenziell die allgemeine Marktlage. Auch Interxion Schweiz ist von den Budgetkürzungen rund um die IT-Branche betroffen. Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage werden die einen oder anderen Projekte zurückgestellt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Hingegen ist Interxion weder in der Schweiz noch in Europa von den massiven Überkapazitäten an Datencenterfläche betroffen.
Unsere Investitionen werden nach klaren wirtschaftlichen Grundsätzen getätigt, d.h. Kapazitätserweiterungen werden erst bei entsprechend nachgewiesener Auslastung in Angriff genommen (in der Schweiz ist die 2. Phase vor kurzem abgeschlossen worden). Damit bieten wir allen bestehenden und zukünftigen Kunden die Gewissheit, auch nach dieser Phase der Konsolidierung weiterhin als starker und kompetenter IT Service Partner da zu sein.»
Stefan Vogt, Managing Director, Interxion (Schweiz)

Ixeurope

«Als der einzige neutrale Colocation Provider mit einer ISO 9002 Zertifikation befinden wir uns in einer einzigartigen Position in Europa. Weil unser Center in Zürich beinahe voll ist, werden wir wahrscheinlich der einzige dieser Provider in Europa sein, der in den nächsten Monaten ein neues Center eröffnet. Die Studie trifft aber die allgemeine Situation recht gut.
Die Möglichkeiten für die Zukunft sehen grossartig aus, aber das hilft vielen Unternehmen in der Gegenwart nicht, viele sind in Schwierigkeiten. Die oft zu hohen Investitionen und die laufenden Kosten werden sich auswirken, und eine grosse Konsolidierungswelle kommt auf uns zu. Nur wenige Unternehmen werden in diesem Markt aktiv bleiben. Der Markt wird wieder wachsen, wie es die Studie sagt, aber wir werden bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres Geduld haben müssen.»
Frits van der Graaff, General Manager, IXeurope Schweiz


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