Der Schweizer ICT-Markt blickt auf ein erfreuliches Jahr 2018 zurück. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen MSM Research im letzten Quartal des Jahres bei Schweizer Unternehmen durchgeführt hat. In Zahlen ausgedrückt konstatieren die Marktforscher im B2B-Bereich ein Wachstum von 4,2 Prozent gegenüber dem vorangehenden Jahr. Wie Philipp Ziegler, Geschäftsführer von
MSM Research, anlässlich einer Medienkonferenz im März vorrechnete, entspricht dies einem Ausgabenvolumen von 18,1 Milliarden Franken oder im Durchschnitt rund 75 Millionen Franken pro Arbeitstag. Der Fokus der Marktanalyse von MSM lag auf den Themen Enterprise Content Management (ECM) und Document Management Solutions (DMS). Der Markt für ECM- und DMS-Lösungen sowie Hardware und Services entwickelte sich ebenfalls positiv und erreichte 2018 ein Volumen von 495 Millionen Franken und konnte somit gegenüber 2017 um 4,9 Prozent zulegen.
Wachstum flacht 2019 ab
Philipp Ziegler wies jedoch auch darauf hin, dass die ICT-Wachstumskurve 2019 voraussichtlich abflachen werde. Es sei zu beobachten, dass die Entwicklung des Bruttoinlandproduktes (BIP) immer mehr Parallelen zu den Wachstumsraten des ICT-Marktes aufzeige. Während die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH für das Jahr 2018 mit einer Erhöhung der Wirtschaftsleistung um 2,6 Prozent rechnet, soll dieser Wert im laufenden Jahr auf 1,6 Prozent sinken. Grund dafür sei eine Verlangsamung des Wachstums im internationalen Umfeld, die in der Eurozone besonders ausgeprägt sei. Dies werde sich auch auf die Ausgaben der Schweizer Unternehmen für Projekte und Ausrüstung im ICT-Bereich auswirken. Dennoch geht
MSM Research für den Schweizer ICT-Markt von einem Plus von 3,1 Prozent für das Jahr 2019 aus - in Währung umgerechnet ein Wachstum von 570 Millionen Franken gegenüber 2018. Von den befragten Unternehmen gaben denn auch 46 Prozent an, im laufenden Jahr mehr Budget für ICT-Ausgaben bereitstellen zu wollen.
Grosses Wachstumspotential
Auch im Bereich ECM und DMS wird das Wachstum 2019 gemäss
MSM Research weniger stark ausfallen als noch im Vorjahr. So prognostizieren die Schaffhauser Marktforscher für das laufende Jahr einen Zuwachs von 4,1 Prozent. Dies entspricht Ausgaben in der Höhe von 515 Millionen Franken. Davon fliessen rund 50 Prozent in Dienstleistungen, 40 Prozent in Lösungen und die restlichen 10 Prozent in die Anschaffung von Hardware. Laut Philipp Ziegler gibt es in diesem Marktsegment noch enormes Wachstumspotential, denn 47,1 Prozent der Unternehmen bestätigten bei der Befragung, dass sie sich aktuell mit dem Thema Enterprise Content Management beschäftigen. Damit landet ECM in der Liste der Top-Technologien auf Platz vier hinter IT Security (92,9%), Mobile Computing (60,0%) und Cloud Computing (54,3%).
Während 68,8 Prozent der Unternehmen in der Befragung bereits Komplett- oder Teillösungen im Einsatz haben, planen 16,9 Prozent zurzeit die Beschaffung einer entsprechenden Anwendung, während 14,3 Prozent keine ECM- beziehungsweise DMS-Lösung im Einsatz haben und auch nicht planen, eine solche zu beschaffen. Von den Unternehmen, die eine Anwendung im Einsatz haben, betreiben sie 54 Prozent als reine In-House-Installation im Eigenbetrieb, 19 Prozent nutzen eine hybride Lösung , 17 Prozent eine aus der Private Cloud, 9,5 Prozent als Managed Service im Mietmodell, 7,9 Prozent als Managed Service im Kaufmodell und schliesslich 4,8 Prozent als Service aus der Public Cloud.
Es braucht einen kulturellen Wandel
Die wichtigsten Antriebsfaktoren für den Einsatz von ECM-/DMS-Lösungen sind dabei der Zeitgewinn beziehungsweise der schnellere Zugriff auf Informationen (74%), die Einhaltung und Verbesserung der Compliance (37,7%), die Steigerung der Produktivität der Mitarbeitenden (37,7%) sowie die Verkürzung der Reaktionszeiten respektive ein besserer Kundenservice (29,9%). Ziegler wertet dies als Schritt in die richtige Richtung, denn in zunehmend digitalisierten Märkten drehe sich alles um Reaktionszeiten, aktuelle Daten und das Erkennen von individuellen Kundenbedürfnissen.
Den Antriebsfaktoren stehen allerdings auch solche gegenüber, die den Absatz entsprechender Lösungen erschweren. So haben die befragten Unternehmen die meisten Bedenken geäussert in Bezug auf den Aufwand im Zusammenhang mit der Komplexität der Lösung (67,5%), deren interne Umsetzbarkeit beziehungsweise ihren Einfluss auf die internen Prozesse (66,2%) und die fehlende Transparenz zwischen Kosten und Nutzen beim Einsatz einer ECM-/DMS-Lösung (49,9%).
Abschliessend erklärte Philipp Ziegler, dass eine erfolgreiche Implementierung einer ECM-/DMS-Lösung letztlich nicht alleine von der Berücksichtigung aller prozess- und systemtechnischen Punkte abhänge. Die Belegschaft in einem Unternehmen müsse bereit sein, neue Verfahrensweisen und Abläufe zu adaptieren, die sich durch den Einsatz einer solchen Lösung ergeben würden.
(luc)