In Zeiten des IT-Booms sah man auf Seiten der Messeleitung ein Gegengewicht zur Cebit heranwachsen. Stets steigende Aussteller und Besucherzahlen schienen das zu belegen. Der Spagat, eine internationale Messe mit lokalen Charme bieten zu wollen, liess sich jedoch nicht durchhalten. In Zeiten gekürzter Werbe- und PR-Budgets werden gerade die kleineren Veranstaltungen den Bilanzen geopfert. München trifft es dieses Jahr mit einem Rückgang um 17 Prozent bei der Zahl der teilnehmenden Firmen. Besonders bitter: Es fehlen viele Grosse wie
Intel und
AMD.
Nur 10 Schweizer Firmen
Auch der Auftritt der Schweizer Unternehmen krankt an dieser Zurückhaltung. Von den ursprünglich angemeldeten zwanzig Firmen sind nur zehn in München im einem wenig spektakulären Hasenstall untergebracht. «Was man uns angeboten hat, war ein Gemeinschaftsstand der doppelt so gross und doppelt so hoch sein sollte und einen zentralen Platz und Blickpunkt in der Halle dargestellt hätte», beschreibt Georges M. Brigati, Managing Direktor von Newvoice das Dilemma aller Aussteller auf der Gemeinschaftsfläche.
Bei dem Anbieter für Mobilisierungssoftware und Voice over IP sieht man das Potential der Systems denn auch eher darin, regional tätige Wiederverkäufer zu finden, da «sicherheitsrelevante Software eines enormen Vertrauensvorschusses in den Händler bedarf».
Auch Walter Duss, Managing Director der Swisssoft, der Schweizer Vereinigung der Softwareunternehmen, und Koordinator des gemeinsamen Messeauftritts muss eingestehen, dass die Zeiten schwerer geworden sind.
Dennoch hält er Aktionen wie das gemeinsame Auftreten auf der Systems auch in Zukunft für notwendig. «Die Schweizer IT-Branche muss sich international ausrichten», lautet seine Einschätzung der Lage, denn «das globale Dorf endet nicht an unserer Landesgrenze». Dabei hat man durchaus einiges für die Schweizer Firmen auf der Systems erreicht. So ist man neben der Schwerpunktregion «Osteuropa» das einzige Land, dessen Austeller einfach und informativ mittels einer eigenen Messebroschüre gefunden werden können.
Manchmal ist aber auch ein wenig Druck notwendig, um den Schritt auf das europäische Parkett zu wagen. «Die Entwicklungskosten unserer neuen Generation von ERP-Software war mit den zu erwartenden Einnahmen aus dem Schweizer Markt nicht zu decken», erklärt Felix Honegger, CEO von
Informing. Das in Stans ansässige Unternehmen sieht für seine, auf den Mittelstand ausgelegte Software auch in Deutschland «genügend Potential für ein Schweizer Qualitätsprodukt».
Nicht alle Schweizer vereint
Die eidgenössische Ausstellerfront ist jedoch nicht geschlossen. Bei Media-streams.com, einem jungen Unternehmen für VoIP-Produkte, entschied man sich für einen eigenen Stand abseits der Schweizer Fähnchen. Marketing-Verantwortlicher Michael Kerle bemängelt, «dass die Kosten fast identisch sind, ob wir nun unseren Auftritt selber durchführen oder uns dort einkaufen.» Kontaktpflege steht für den Start-up an erster Stelle in München.
Dabei geht es weniger um den Kontakt zum Kunden und Anwender, als um die Beziehung zu Vertriebspartnern und Distributoren. Darin sind sich alle befragten Unternehmen einig. Doch wenn der Besucher nicht länger im Mittelpunkt des Ausstellerinteresses steht, wird er in noch
stärkerem Masse fortbleiben. Ein schlechtes Jahr wird der Systems nichts anhaben können. Doch wenn auch 2002 die Resonanz bei Ausstellern und Publikum ausbleibt, könnte München bei vielen Unternehmen von der Liste der relevanten Messen gestrichen werden. (tm)