In der Schweiz setzen Unternehmen vermehrt auf die Public Cloud. Dieser Trend umfasst schon länger Anwendungen des Customer Relationship Managements (CRM), der Unified Communication (UC) und nun vor allem auch Kernsysteme wie das Enterprise Resource Planning (ERP). ERP-Systeme zog die Mehrheit der Anwender für ein Public Cloud-Hosting bis vor Kurzem noch nicht in Betracht. Dies deckt die neue Studie "ISG Provider Lens Public Cloud – Solutions & Service Partners Switzerland 2019" auf.
Die Public-Cloud-Ausgaben in der Schweiz wuchsen der Studie zufolge im zweiten Quartal 2019 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um rund 20 Prozent. Das weltweite Wachstum wies währenddessen nur rund 14 Prozent auf. Vor diesem Hintergrund beschlossen Microsoft und
Google kürzlich, Public-Cloud-Services von der Schweiz aus anzubieten. Insbesondere Microsoft sei im Land schon traditionell stark vertreten und verfüge deshalb über einen Vorteil am Markt, heisst es im Bericht. Der weltweit grösste Cloud-Anbieter
Amazon Web Services (AWS) wiederum ist bislang der einzige grosse Provider, der noch nicht vor Ort in der Schweiz vertreten ist, könnte aber in Kürze folgen.
Die Studie zeigt auch, dass Schweizer Unternehmen bei der Auswahl von Cloud-Anbietern besonderen Wert auf den Standort der Rechenzentren, den Managed Services- beziehungsweise Partner-Support und die Vertragsflexibilität legen und weniger auf das Portfolio der angebotenen Funktionen. Besondere Bedeutung kommt im Schweizer Markt auch den Datenschutzgesetzen zu, welche die lokale Speicherung bestimmter Daten vorschreiben. "Es gibt viele Spezifika, die den Schweizer Markt besonders machen, gerade auch im Vergleich zu Deutschland und Österreich", so Heiko Henkes, Director und Principal Analyst bei
ISG sowie Lead-Autor der Studie. "Die notwendige Swissness, die Kleinunternehmer oder Mittelständler erwarten, berücksichtigen viele Anbieter bisher nur ansatzweise."
Im Marktsegment "IaaS – PaaS (Hyperscale) Public Cloud Services" wurde in der Studie die Fähigkeiten von 18 Providern untersucht. Aktuelle Leader in diesem Markt sind Amazon Web Services (AWS),
Microsoft, Google und
Red Hat.
Die Nachfrage nach Flächen in Colocation-Rechenzentren ziehe derweil weiter an. Dies stellt der Report "ISG Provider Lens – Private/Hybrid Cloud - Data Center Solutions & Services Switzerland 2019" fest. Die ebenfalls von
ISG verfasst Studie unterstreicht, dass der Colocation-Boom längst über die Region rund um den Internet-Austauschknoten Swiss-IX in Zürich hinausgeht und mittlerweile alle grösseren Wirtschaftsräume in der Schweiz erfasst hat.
"Räumliche Nähe zu den Rechenzentren wünschen sich nicht nur Mittelständler, sondern auch viele Grosskunden", erklärt Barbara Florschütz, Geschäftsführerin und Partner bei der ISG Information Services Group DACH. "Zudem spielt mittlerweile auch das Edge Computing für Anwendungen im Internet of Things eine grössere Rolle." Die dabei vor Ort anfallenden grossen Datenmengen benötigten geringe Latenzzeiten von unter fünf Millisekunden. "Ein entferntes Cloud-Rechenzentrum mit Antwortzeiten von rund 70 Millisekunden kann eine solche Performance nicht bieten", so Florschütz.
Der Colocation-Boom wird laut ISG-Anbietervergleich kundenseitig nicht nur von Unternehmen aus allen Grössenklassen getragen, sondern auch von Service Providern, Integratoren sowie Carriern. Diese installieren ihr Netzwerk in den Colocation-Zentren, um über "Meet me Rooms" im Handumdrehen Direktverbindungen bereitstellen zu können. Auch bilden Colocation-Rechenzentren oft das Rückgrat von hybriden Cloud-Lösungen.
Der Report untersuchte im Marktsegment "Colocation Services" die Fähigkeiten von 18 Providern. Der Anbietervergleich führt hierbei
E-Shelter,
Equinix,
Everyware,
Green Datacenter,
Interxion,
Safe Host und
Swisscom als Leader auf.
(swe)