Stunk zwischen Digitec und Twint
Quelle: Digitec

Stunk zwischen Digitec und Twint

Bei Digitec Galaxus kann man nicht länger mit Twint bezahlen. Begründet wird der Schritt mit einer deutlich höheren Zahlungsgebühr, die Twint dem Online-Händler habe aufzwingen wollen. Twint entgegnet jedoch, Digitec Galaxus verbreite unwahre Informationen.
2. März 2020

     

"Es hat sich ausgetwintet", schreibt Digitec Galaxus auf seinem Blog, und erklärt, dass der Zahlungsdienstleister Twint dem Online-Händler per Ende Februar den Service abgeschaltet habe, weil Digitec Galaxus den Kunden keine Gebühren oder versteckte Kosten zumuten wollte. Der Schritt habe sich seit Monaten abgezeichnet, führt Digitec-Sprecher Alex Hämmerli weiter aus: Twint habe Digitec Galaxus eine "Zahlungsgebühr aufzwingen" wollen, die "bei einem Vielfachen des bisherigen Preises" gelegen habe. Man habe sich geweigert, die Offerte anzunehmen, weil die Mehrkosten auf die Kunden hätten abgewälzt werden müssen.

Twint allerdings wiederspricht dieser Darstellung und wirft seinerseits Digitec Galaxus vor, unwahre Informationen zu verbreiten. "Die veröffentlichten Behauptungen von Digitec Galaxus sind falsch und irreführend", heisst es seitens Twint. Man habe dem Online-Händler den Vertrag zur Nutzung von Twint gekündigt, weil Digitec Galaxus nicht bereit sei, Twint eine faire und bei allen Zahlungsmitteln übliche Übermittlungsgebühr zu bezahlen. Fakt sei nämlich, dass Twint zu den Zahlungsmitteln mit den tiefsten Transaktionsgebühren gehört, günstiger als viele Zahlungsmittel, die auch Digitec Galaxus im Angebot hat. Auch der Vorwurf der versteckten Kosten und andere Behauptungen seien Augenwischerei.


Richtig sei derweil, dass Twint nicht mehr länger bereit war, Digitec Galaxus Sonderkonditionen zu gewährleisten, wie sie beim Start üblich waren. "Twint hat in der Einführungsphase – wie dies branchenüblich ist – Sondertarife und Einführungsverträge gehabt. Diese Zeit ist nun aber vorbei", heisst es in einem Blog-Beitrag von Twint. Nun würden "branchenüblichen Preismodelle" gelten. Alle anderen rund 7000 Händler in der Schweiz würden faire und auch im Vergleich zu Kreditkarten und anderen Zahlungsanbietern günstige Transaktionsgebühren bezahlen. "Dass sich Digitec Galaxus ausgerechnet mit dem grössten Schweizerischen mobilen Zahlungsmittel Twint nicht einigen will, aber die Gebühren bei alle anderen Zahlungsmitteln offenbar akzeptiert, halten wir für unfair", erklärt dazu Twint-CEO Markus Kilb.
Zu den von Twint angesprochenen Vorwürfen seitens Digitec Galaxus gehört etwa, dass nach dem Zusammenschluss von Twint und Paymit im Mai 2016 unnötigerweise jede Bank eine eigene Twint-App haben wollte. "Unter anderem diesen Extra-Aufwand wollen die Aktionäre nun durch die Preiserhöhung wieder hereinholen. Doch was können wir oder unsere Kunden dafür, dass Twint geschätzt eine halbe Milliarde für eine vereinfachte Banküberweisung verbrannt hat?", fragt Twint-Sprecher Alex Hämmerli via Blog. Doch damit nicht genug. Er führt weiter aus, die Twint-Eigentümer hätten sich darauf geeinigt, dass die den Händlern belastete Kommission teilweise an die Bank weitergereicht wird, deren App benutzt wird. "Damit überhaupt Geld zum Verteilen da ist, war Twint noch stärker genötigt, seine Preise zu erhöhen. Dagegen haben wir uns gewehrt und bis heute nicht nachgegeben."

Twint entgegnet hierzu, ein "äusserst faires Preismodell" zu haben, das durch unabhängige Acquirer mit jedem Händler umsatzabhängig ausgehandelt werde und im Vergleich mit anderen Anbietern zu den günstigsten gehöre. Gleichzeitig wiederholt der Payment-Dienst: "Twint hatte dem Unternehmen schon seit mehreren Monaten einen neuen Vertrag angeboten. Digitec Galaxus war nicht bereit, die für alle Händler geltenden Preismodelle zu akzeptieren."


Leicht dürfte Digitec Galaxus der Entscheid, nicht weiter auf Twint zu setzen, trotzdem kaum gefallen sein. Laut eigenen Angaben war Twint nach Kreditkarte und Rechnung das drittpopulärste Zahlungsmittel der Digitec- und Galaxus-Kunden. Nun sagt der Online-Händler: "Wir wünschen uns ein entschlacktes Twint zurück, mit dem wir und vor allem unsere Kunden günstig bezahlen können." Twint-CEO Markus Kilb entgegnet hierzu: "Wir sind weiterhin offen mit Digitec Galaxus über eine faire Entgeltung unserer Services zu sprechen." Er will aber dabei nicht auf die faire Bezahlung für den Service verzichten: "Es wäre gegenüber allen Händlern unfair, wenn wir einem Marktteilnehmer völlig andere Konditionen gewähren würden." (mw)


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