Ende November letzten Jahres gab die Sage-Gruppe bekannt, einen Teil ihres Geschäftes abstossen zu wollen. Im Zuge dieser Meldung informierte Sage Schweiz seine Kunden und Partner, dass Sage Schweiz sowie die Produkte Sage Start, Sage 50 Extra und Sage 200 Extra zum Verkauf stehen. Dabei handelt es sich um Produkte, die in der Schweiz und im Hinblick auf die lokalen Bedürfnisse der Kunden entwickelt und von Sage über die Jahre aufgekauft wurden. Durch den Verkauf, so das Unternehmen, soll das Schweizer Geschäft nun die Möglichkeit erhalten, sich stärker auf den hiesigen Markt zu fokussieren. Die Produkte Sage X3, Sage 100, Sage CRM, Sage B7 und Wincarat bleiben hingegen weiterhin im Besitz der Sage-Gruppe. Laut Sage soll der Verkauf von Sage Schweiz sowie dessen Produkten bis zum 30. September 2021 über die Bühne gehen.
Offenbar gibt es mittlerweile auch Interessenten für das Schweizer Geschäft von
Sage, wie Thomas Hersche, Country Manager von Sage Schweiz, verrät: «Es werden zurzeit Gespräche geführt. Da wir Teil eines börsenkotierten Unternehmens sind, können wir hier momentan aber keine Details zum initiierten Verkaufsprozess geben. Sage sucht eine nachhaltige Lösung für das ganze Schweizer Geschäft. Es soll möglich werden, den Fokus auf ein neues Produkt zu legen. Die Sage-Gruppe hat in der Vergangenheit bereits in anderen Ländern bewiesen, dass sie für den zu veräussernden Bereich erfolgreich eine nachhaltige Lösung gesucht und gefunden hat.»
Kunden sollen weiterhin betreut werden
Die Nachricht über den Verkauf von
Sage Schweiz dürfte verschiedene Akteure verunsichern, nicht zuletzt die Kunden, welche die verschiedenen Lösungen in ihren Unternehmen im Einsatz haben. Sie dürfte es deshalb besonders interessieren, inwiefern die Zukunft von Sage Schweiz sich auf ihr Geschäft auswirken wird. Doch Thomas Hersche gibt Entwarnung und betont, dass man die Kunden nicht werde im Regen stehen lassen: «Die wichtigste Message an die Kunden: Wir sind für sie da, sowohl vor dem Verkauf als auch danach. Wir supporten, pflegen und entwickeln unsere Produkte weiter. Hinter Sage Schweiz stehen 140 Mitarbeitende mit starkem Branchen-Know-how und der Leidenschaft fürs Software-Business.» Die Produkte, die mit dem Verkauf in Zusammenhang stehen, seien erfolgreich und würden ganzheitlich in der Schweiz programmiert, so Hersche weiter. «Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Kunden bewusst und nehmen diese sehr ernst.»
Man habe eine breite Kundenbasis und einen hervorragenden Namen auf dem Schweizer Markt, fügt Hersche an, dazu erfahrene und langjährige Partner und ein breites Anbindungsangebot. Ausserdem biete man den Kunden seit mehr als vier Jahren ein Abomodell an. Und 85 Prozent des Umsatzes von Sage Schweiz seien wiederkehrend, also durch Abo- und Serviceverträge generiert.
Mitarbeitende bleiben zuversichtlich
Direkt vom Verkauf betroffen sind auch die Mitarbeitenden von
Sage Schweiz. Mit einer aktiven und transparenten Kommunikationsstrategie will sie das Unternehmen am Prozess teilhaben lassen. Wie Thomas Hersche ausführt, habe man Mitarbeitende, Kunden sowie Business-Partner frühzeitig und aktiv miteinbezogen: «Wir haben klar kommuniziert, dass nicht einzelne Produkte oder Geschäftsbereiche, sondern das Unternehmen als Ganzes zum Verkauf steht. Das hat von Anfang an für eine gewisse Entspannung gesorgt. Wir haben intern Gefässe geschaffen, in denen sich Mitarbeitende mit dem Kader und der Geschäftsleitung austauschen können. Das hat zusätzlich geholfen, das Vertrauen und die Zuversicht zu stärken.»
Er spüre im Team eine verbreitete, positive Aufbruchstimmung und sei überzeugt, dass Sage Schweiz weiterhin eine tragende Rolle für die KMU hierzulande spielen werde, so Hersche. Abgänge habe es aufgrund der aktuellen Situation bisher keine gegeben. Und man rekrutiere weiter erfolgreich Fachkräfte für offene Positionen und könne auch in diesem Jahr einige Dienstjubiläen feiern.
Wenig Neues für die Partner
Es ist anzunehmen, dass zumindest auch ein Teil der Partner von
Sage Schweiz im Lichte der aktuellen Geschehnisse um ihr Geschäft bangen, doch Thomas Hersche beschwichtigt: «Analog zu den Kunden ändert sich auch für Partner wenig. Unsere Business-Partner haben die Nachricht mehrheitlich positiv aufgenommen. Natürlich gibt es ein gesundes Mass an Zurückhaltung bei gewissen Partnern, da sich erst mit dem Verkauf zeigt, wie sich die Zukunft gestalten lässt. Viele freuen sich auf eine unabhängigere und schnellere Entwicklung an die lokalen Bedürfnisse. Die Partner sind und bleiben für uns ein entscheidender Faktor im ganzheitlichen Angebot für unsere Kunden.»
Nach dem Verkauf könnten die lokalen Produkte Sage Start, Sage 50 Extra und Sage 200 Extra unter neuem Namen angeboten werden, so Hersche weiter. Für Sage 100 und Sage X3 wird die Sage-Gruppe der Ansprechpartner. «Dank unseren Umsetzungspartnern für die lokalen Produkte profitieren KMU von Best-of-Breed-Lösungen, das heisst von Business-Software, die das Beste aus unterschiedlichen Welten wie Buchhaltung, Workflows, ECM und so weiter kombinieren, für den Kunden aus einem Guss daherkommen und auch in der Cloud verfügbar sind. Dadurch können unsere Partner umfassende Lösungen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse anbieten», so der Country Manager.
Dennoch steht die Frage im Raum, ob die Partner weiterhin auf die Produkte von Sage Schweiz setzen sollten. Thomas Hersche bejaht dies entschieden: «Wir haben zufriedene Kunden, was der aktuelle NPS-Wert von +36 zeigt. Das erleichtert die Arbeit des Partners beim Kunden stark. Durch unseren Best-of-Breed-Ansatz hat der Partner zudem die Möglichkeit, die Softwarelösung des Kunden schrittweise zu erweitern – in Coronazeiten ein klarer Vorteil. Weiter erzielten wir im Geschäftsjahr 2020 ein gutes Wachstum bei unseren wichtigen Subskriptionsprodukten. Bei den Software-Subskriptionsangeboten stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent.» Das höchste Wachstum bei den lokalen Produkten habe Sage Start mit 27 Prozent verzeichnet, gefolgt von Sage 200 Extra mit 25 Prozent und Sage 50 Extra mit 12 Prozent. «Zwischen den Zeilen betrachtet zeigt das, dass wir erfolgreich sind – gerade auch mit den Produkten, die mit Sage Schweiz zum Verkauf stehen», so Hersche.
Sage Schweiz nimmt weiterhin neue Partner auf
In Bezug auf den Channel scheint bei
Sage Schweiz also trotz laufender Verkaufsverhandlungen Business as usual vorzuherrschen. Dies untermauert der Country Manager, indem er potenzielle Partner ermutigt, dem Vertriebsnetz von Sage Schweiz beizutreten: «Natürlich sind neue Partner, die unsere Begeisterung für KMU teilen, weiterhin sehr willkommen. Wir haben 2020 unser neues Sage Partner Programm ausgerollt. Dieses bietet bestehenden und neuen Partnern die richtigen Instrumente für gemeinsames Wachstum. Dazu gehören zum Beispiel dedizierte Beratungsleistungen, Support, gemeinsame Marketingaktivitäten und attraktive finanzielle Rahmenbedingungen.» Wie Thomas Hersche ausserdem betont, sollen die Lösungen von Sage Schweiz auch künftig über den Channel vertrieben werden, an dieser Strategie soll sich also auch nach dem Verkauf nichts ändern.
SaaS-Geschäft auf Kurs
Im Mai letzten Jahres sprach Thomas Hersche mit «Swiss IT Reseller» über den Weg von
Sage Schweiz hin zu einem SaaS-Geschäftsmodell. Dieser werde nun auch mit dem bevorstehenden Verkauf von Sage Schweiz weiterverfolgt, so der Country Manager: «Die genannten Subskriptionszahlen bestätigen, dass diese Strategie die richtige ist. Auch gewinnen wir immer mehr Kunden, die unsere Software in der Cloud nutzen, uns so die Betriebsverantwortung übergeben und sich dadurch auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Diese Veränderung sehen wir auch im Segment mit komplexeren Anforderungen, wo bis vor wenigen Jahren der Betrieb standardmässig durch das Unternehmen geführt wurde. Dies kann nun vermehrt durch uns übernommen werden. Mit dem Ausbau der verfügbaren Drittlösungen in der Cloud bieten wir KMU in der Schweiz die Möglichkeit, unser Angebot noch besser auf Ihre Bedürfnisse auszurichten.»
(luc)