Tiefer als man denkt: Storage- und Server-Umsätze

Gemäss Voraussagen der Marktforscher schrumpft nicht nur der globale Server-Markt, auch die weltweiten Storage-Umsätze hat es beinahe ebenso heftig erwischt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/21

     

Gemäss Gartner Dataquest ist der weltweite Server-Umsatz im dritten Quartal gegenüber dem Vergleichsquartal im letzten Jahr um 23,4% auf 7,64 Mrd. Dollar gesunken. In Westeuropa betrug der Rückgang 21%, in den USA sogar 29,4%. Die Stückzahlen sanken weniger stark, in Westeuropa zum Beispiel um 7% auf 248’000. Das zeigt, gemäss Gartner, nicht nur den allgemeinen Preiszerfall sondern auch eine Verlagerung der Investitionen auf kleinere Maschinen und Upgrades.
Global hat IBM seinen Marktanteil, nach Umsätzen gerechnet, um 7% auf 30,3% steigern können und vergrösserte damit seinen Vorsprung als Marktführer. Die Verfolger liegen untereinander beinahe gleichauf: Compaq hält nun 13,8%, Sun 13,7% und HP 13,1%. Compaq verlor im Jahresvergleich 1,9% Marktanteil.
Grosser Verlierer aber war Sun. Weltweit verlor der Aufsteiger der letzten Jahre 3,6% Marktanteil. In Westeuropa ging der Umsatz von Sun um saftige 48% zurück. Einen gesteigerten Absatz konnte von den grossen Herstellern nur Dell verbuchen, mit einem plus von 25%.

Winterlicher Storage-Markt

Der Storage-Markt aber galt noch bis vor kurzem als «brandheiss», auch in der Konjunkturflaute. Nun prognostiziert IDC für das Jahr 2001 einen Umsatzrückgang bei Disk-Storage-Hardware (extern und intern) auf 25,5 Mrd. Dollar, 18% weniger als im Jahr 2000. Einen derartigen Durchhänger hat kaum jemand erwartet. Noch in diesem Frühjahr rechnete IDC selbst mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des gesamten Storage-Marktes von 12% bis 2004.
Diese optimistische Prognose mussten die Marktforscher nun zurücknehmen und auf 3,9% reduzieren. Eigentlich hatte man angenommen, dass Storage-Investitionen, wegen des explodierenden Speicherbedarfs und Investitionen in vernetzte Storage-Systeme (SAN/NAS) aufgrund des Drucks zum kosten- und personalsparenden Speichermanagement für viele Unternehmen unumgänglich seien, und darum nicht dem Rotstift zum Opfer fallen würden. Wie man nun sieht, scheint der zweite Punkt prinzipiell immer noch zuzutreffen - der SAN/NAS-Markt wird gemäss IDC um 8% auf 8,1 Mrd. Dollar anwachsen.
Das reicht aber nicht, um den umso massiveren Rückgang um 32% im Direct-Attached-Storage-Markt (DAS) aufzufangen. Das lässt befürchten, dass sich die Preiskämpfe unter den Herstellern wegen Überkapazitäten noch verschärfen könnten. «Wir machen uns Sorgen, dass die Preisgestaltung noch irrationaler wird», meinte zum Beispiel ein Analyst von Warburg.

Ein kleineres Stück des kleineren Kuchens für EMC

Allgemeine Tendenzen für einzelne Hersteller herauszufiltern ist schwierig, denn der Speichermarkt besteht aus vielen Teilmärkten, die unter sich gegensätzliche Tendenzen aufweisen. Die Hersteller picken sich in ihren Mitteilungen verständlicherweise gerne die Rosinen heraus, und weisen auf die Teilmärkte hin, wo sie erfolgreich waren.
Klar ist, dass der Speicherspezialist EMC einen massiven Umsatzeinbruch erlebt hat. Nach einer Schätzung von Warburg wird EMC 2001 insgesamt 36% weniger Hardware-Umsatz erzielen als 2000. Im Markt für externe RAID-Systeme wird sich EMC zwar noch an der Spitze halten, der Thron des Speicherkönigs aber wackelt. Der Marktanteil des Leaders wird gemäss IDC von 31,5% im letzten Jahr auf 25,3% im Jahr 2001 fallen. EMC ist, nach der Analyse eines Konkurrenten, «in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt.
Wer gewinnt schon einen solchen Kampf.» Unter Druck sei EMC in Mainframe-Umgebungen durch IBM und Hitachi, in Sun-Umgebungen durch das Sun/HDS-Bündnis, in HP-Umfeldern durch HP und in NT-Umgebungen durch die gesammelte Konkurrenz. Man muss sich allerdings fragen: Wer, von den grossen Herstellern, kämpft eigentlich nicht an vielen Fronten? Für EMC spricht, dass seine Fronten wenigstens alle nahe beisammen im Speichermarkt liegen.
Das Unternehmen selbst weist darauf hin, dass EMC im weiterhin wachstumsträchtigen Markt für vernetzte Storage-Systeme mit 39% Marktanteil immer noch sehr gut positioniert ist. Im NAS-Markt (Gesamtumsatz 1,84 Mrd. ) konnte EMC sogar zulegen, hat Network Appliance überholt und wird gemäss IDC einen Marktanteil von ca. 42% erreichen (Netapp ca. 32%).
Der grosse Aufsteiger dürfte insgesamt IBM sein, nach der Meinung von Analysten vor allem dank seiner aggressiven Preisgestaltung. Die IBM-Storage-Abteilung wird 2001, gemäss Warburg, 19% mehr Umsatz machen als 2000. Der Marktanteil bei externen RAID-Systemen wird von 8,6% im letzten Jahr, auf 11,6% in diesem Jahr steigen.
Compaq wiederum zählt gerne externen und internen Speicher zusammen, denn in dieser Rechnung wird BigQ EMC nach der IDC-Prognose überholen und Marktführer werden, sowohl nach Umsatz wie nach ausgelieferter Speicherkapazität. (hjm)


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