Aus Microsoft Partner Network wird Cloud Partner Program
Quelle: Microsoft

Aus Microsoft Partner Network wird Cloud Partner Program

Im Oktober 2022 wird beim Microsoft-Partnerprogamm alles anders – oder doch nicht? Der interimistische Partner-Chef von Microsoft Schweiz, Andrew Reid, spricht nicht von einer Revolution, sondern von einer Evolution.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2022/06

     

Microsoft krempelt sein Partnerprogram um und nennt es künftig Microsoft Cloud Partner Program – genauer gesagt ab 1. Oktober 2022. Andrew Reid, interimistischer Leiter der Schweizer Partner-Organisation, merkt allerdings an, es handle sich um eine Evolution und nicht um eine Revolution: «Es wird mit dem neuen Cloud Partner Program nicht alles über Bord geworfen. Das Ziel ist, die Zusammenarbeit mit den Partnern zu vereinfachen und vereinheitlichen und die Partnerbetreuung an den sechs Säulen unseres Geschäfts auszurichten.»

Sechs Fokus-Bereiche

Bei den erwähnten sechs Säulen handelt es sich um die sechs hauptsächlichen Geschäftsbereiche von Microsoft, namentlich Data & AI (Azure), Infrastructure (Azure), Digital & App Innovation (Azure), Business Applications, Modern Work und Security.

Ein sogenannter Solutions Partner kann sich auf einen Lösungsbereich beschränken oder sich für mehrere oder gleich alle sechs Fokus-Bereiche qualifizieren. Zu diesem Solutions Partner Level kommt das Specialist/Expert Level mit weiteren Spezialisierungen und Expertenprogrammen hinzu, mit dem ein Partner in jedem gewählten Bereich besonders tiefe technische Expertise und Erfahrung in spezifischen technischen Szenarien nachweisen kann.


Grundsätzlich steht das Cloud Partner Program allen Partnern im Microsoft-Ökosystem offen: Software-Entwicklern ebenso wie Anbietern und Verkäufern von Produkten, Services, Lösungen und Geräten. Mit der Umbenennung von Partner Network in Cloud Partner Program will Microsoft der Tatsache Rechnung tragen, dass «eine enorme und fortwährende Transition des Geschäftsbetriebs in die Cloud im Gange ist», wie sich Microsofts Channel-Chef Rodney Clark in einem Blogbeitrag äussert.

Mehr Klarheit für die Kunden

Durch die Ausrichtung des Partnerprogramms auf die Hauptgeschäftsbereiche von Microsoft, so Andrew Reid weiter, soll auch der Umgang zwischen Kunden und Microsoft-Partnern einfacher werden: «Kunden sollen unmittelbar wissen, wie ein Partner aufgestellt ist, welche Qualität er bietet und auf welche Bereiche er spezialisiert ist.» Bisher habe es die Einteilung in Certified, Certified Silver und Certified Gold Partner gegeben. «Das sagt etwas über die Qualität eines Partners aus, aber nichts darüber, in welchem Gebiet der Partner seine Qualitäten ausspielt.»


Transparenz will Microsoft zudem mit einem Punktesystem schaffen. Um eine Zertifizierung zu erlangen, muss ein Solution Partner in jedem angezielten Bereich mindestens 70 Punkte erreichen. «Auch mit dem Punktesystem schaffen wir Transparenz. Es schafft Massstäbe, die für alle Partner einheitlich sind und den Kunden erlauben, sich für den am besten geeigneten Partner zu entscheiden und die Spezialisierungen der Partner zu beurteilen», merkt Andrew Reid an.

Partnerkompetenzbewertung

Die Qualifikation anhand des Punktesystems nennt Microsoft auch Partner Capability Score oder auf Deutsch Partnerkompetenzbewertung. Im Detail sieht dies so aus: Der Score setzt sich aus den drei Kategorien Leistung, Qualifikation und Kundenerfolg zusammen. Gemessen wird das Ganze anhand von Informationen, die schon im Partner Center, dem Partnerportal von Microsoft, erfasst wurden. Aus den drei Kategorien ergibt sich eine Gesamtpunktzahl von maximal hundert Punkten in jedem Lösungsbereich. Wie schon erwähnt, benötigt ein Solution Partner für die Qualifikation in einem Bereich mindestens 70 Punkte.

Die Metrik für die Bewertung der Leistung ist der Nettokundenzuwachs. Partner erhalten Punkte auf Basis der Gesamtzahl qualifizierter Kunden, die über einen Zeitraum von zwölf Monaten neu gewonnen wurden. Die sechs Bereiche enthalten jeweils unterschiedliche Berechtigungskriterien für neue Kunden, die hier einfliessen. Im Lauf des Zeitraums verlorene Kunden werden abgezogen.


Bei der Qualifikation geht es um die Anzahl zertifizierter Mitarbeitender, über die der Partner verfügt. Hier unterscheidet das Microsoft Cloud Partner Program zwischen Zertifizierungen mittlerer Ebene und erweiterten Zertifizierungen in einem bestimmten Lösungsbereich. Die erforderlichen Zertifizierungen können sich im Lauf der Entwicklung der Lösungsbereiche ändern. Die aktuell benötigten Zertifizierungen pro Bereich sind jeweils im Partner Center ersichtlich.

Die Kategorie Kundenerfolg schliesslich misst die Fähigkeit eines Partners, die Nutzung von Microsoft-Produkten sowie die Erweiterung der von den Kunden genutzten Dienste und Workloads voranzutreiben. Dabei kommen zwei Metriken zum Zug: Der Nutzungszuwachs durch die Kunden des Partners im vergangenen Jahr und die Fähigkeit des Partners, die Bereitstellung von Microsoft-Produkten und Workloads im jeweiligen Lösungsbereich auszuweiten.

Präziser, einheitlich und einfacher

Auf den ersten Blick machen die Einteilung in sechs Lösungsbereiche und die Partnerkompetenzbewertung über das Punktesystem mit seinen vielfältigen Kriterien einen etwas komplizierten Eindruck. Andrew Reid betont indes erneut, dass es sich um eine Vereinfachung handle. Die Partnerkompetenz wird anhand von Metriken ermittelt, die sowieso im Partner Center erfasst sind. Am Ende steht ein standardisierter Score, der den Partnern die Selbsteinschätzung und ihren Kunden eine einheitliche Bewertung der Partner ermöglicht.

Kein Grund zur Hetze

Die Umstellung zum Cloud Partner Program erfolgt, wie eingangs erwähnt, am 1. Oktober 2022. Microsoft-Partner können sich jedoch ab sofort über das Partner Center einschätzen und alle relevanten Informationen erhalten. Laut Andrew Reid sind schon über 100 der insgesamt 4600 Schweizer Microsoft-Partner auf dem Weg zum neuen Programm. Aber auch wer noch nicht bereit ist, muss keine übereilten Aktivitäten an den Tag legen, wie der Partner-Verantwortliche ausführt: «Uns ist klar, dass man nicht vom 30. September auf den 1. Oktober einfach einen Schalter umlegen kann. Wir wollen niemanden überrumpeln, sondern den Partnern genug Zeit für die Umstellung einräumen – und wir unterstützen sie dabei natürlich auch.»


Schon bisher gab es bei Microsoft eine jährliche Evaluation jedes Partners zu einem individuellen Datum. Liegt das Datum für die nächste Evaluation vor dem 1. Oktober, empfiehlt es sich, dass der Partner sich dabei schon auf das neue Programm ausrichtet. Es sei eigentlich ganz einfach: Der Partner gibt an, in welchen Lösungsbereichen er tätig sein will, füllt ein Formular mit den benötigten Angaben aus und wird anhand dieser Angaben und den Daten aus dem Partner Center eingeteilt. Spätestens zum nächsten Evaluationsdatum nach dem 3. Oktober 2022 können als Solutions Partner qualifizierte Partner auf das neue Programm umstellen oder ihre bisherigen Benefits unverändert behalten. Und auch Partner, die die Anforderungen eines Solution Partner nicht erfüllen und ihre bisherige Kompetenz bis 30. September erneuert haben, können ihre Legacy Benefits gegen die entsprechende Partnergebühr weiter in Anspruch nehmen.

Investitionen in die Kompetenzerweiterung

Ein wichtiger Aspekt des Cloud Partner Program ist die Vertiefung des technischen Know-how der Partner. Dazu lanciert Microsoft entsprechende In-depth-Trainings und fortgeschrittene Zertifizierungen in allen Lösungsbereichen und unterstützt die Spezialisten der Partner, diese zu erlangen. Microsoft hat sich dabei verpflichtet, in diesen Bereich im Vergleich zum vergangenen Jahr das Zweieinhalbfache zu investieren.


Ein weiteres Incentive, diesmal kommerzieller Natur, hat Microsoft schon 2021 vom Stapel gelassen: Im Juli des letzten Jahres wurde die Transaktionsgebühr auf dem Marketplace von 20 auf 3 Prozent reduziert. Dadurch sollen die Partner mehr in ihre eigenen Wachstumspläne investieren können. (ubi)


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