Eigentlich war der Karriereweg von Philipp Rohe, Geschäftsführer und Managing Partner bei
Retailsolutions, relativ klar vorgezeichnet. Aber eben nur eigentlich, denn es kam alles anders als gedacht. Doch von Anfang an: Die Eltern von Philipp Rohe besassen eine Giesserei im deutschen Saarland, die er dereinst übernehmen wollte. «Flüssiges Metall hat mich schon immer sehr fasziniert. Und auch die Chemie interessierte mich. Ich hatte im Keller sogar ein eigenes Labor», so der heute 57-Jährige. So überrascht es wenig, dass er sich nach dem Abitur für ein Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Giessereitechnik entschied. Es folgte ein Wirtschaftsingenieurstudium – «als Selbständiger braucht man dieses Wissen». Danach wäre er für den elterlichen Betrieb bereit gewesen, doch ein schwerer Krankheitsfall in der Familie während seines zweiten Studiums machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Der Betrieb wurde vorzeitig aufgelöst.
Pendeln in die Schweiz
Und so fand Philipp Rohe seinen beruflichen Einstieg nicht wie geplant in der elterlichen Giesserei, sondern bei Daimler Benz. Dort war er für das Investmentcontrolling zuständig, konnte aber auch sein Technologiewissen einbringen. Doch nach ein paar Jahren lockte ihn die Lust nach mehr Herausforderung weg von Daimler Benz. «Daimler war fast wie ein Amt. Man startete im Beruf und kann dann bereits ausrechnen, wie viel man mit 65 Jahren an Rente bekommt, wenn die Gewerkschaften die Gehaltserhöhungen durchbringen.» Wie der Zufall so wollte, kam just in diesem Moment ein Freund auf ihn zu und erzählte, dass SAP in Deutschland Leute für die Prozessberatung sucht, und zwar am Standort St. Ingbert, wo Rohe herkam. «Das war ideal für uns, denn ich war in meiner Zeit bei Daimler zweimal Vater geworden. Dadurch, dass ich nun wieder in St. Ingbert lebte und arbeitete, konnten die Grosseltern auf die Kinder aufpassen und meine Frau kehrte in ihren Job als Primarlehrerin zurück.»
Der Job in der Retail-Sparte bei SAP markierte zudem seinen Einstieg in die IT – «wobei ich doch eher auf betriebswirtschaftliche Themen wie Prozessberatung und Projektmanagement losgelassen wurde». Doch nicht nur den Weg in die IT eröffnete ihm SAP, sondern auch den Weg in die Schweiz. «1998 wurde ich von SAP in die Schweiz entsendet, um den Kunden Coop zu betreuen», so Philipp Rohe. Es folgten viele Jahre mit Wochenaufenthalt in Schweizer Hotels und Wochenenden zuhause bei der Familie im Saarland. Schliesslich wurde ihnen die Entscheidung, ob die ganze Familie in die Schweiz ziehen soll oder nicht, abgenommen. Denn steuerliche Gesichtspunkte machten es notwendig, dass deutsche Mitarbeiter, die Schweizer Projekte betreuten, in der Schweiz leben mussten.
Bis aber schliesslich die ganze Familie in die Schweiz übersiedelte, dauerte es noch eine Weile. Zuerst wechselten nämlich die Rollen und seine Frau pendelte mit den Kindern jeweils an den Wochenenden und in den Ferien nach Watt bei Regensdorf, wo Philipp Rohe praktisch direkt neben dem SAP-Sitz eine Wohnung bezogen hatte. «Irgendwann haben wir aber gemerkt, dass das nicht mehr geht, und so sind meine Frau und die Kinder zu mir in die Schweiz gezogen – zuerst nach Freienwil bei Baden. Und seit etwa zwölf Jahren wohnen wir in Ennetbaden.»
Doch noch selbständig
2005 markierte einen erneuten Wechsel in der Karriere von Philipp Rohe und führte ihn doch noch in die Selbständigkeit, gründete er doch zusammen mit zwei SAP-Kollegen das Unternehmen
Retailsolutions. Als Geschäftsführer und Managing Partner kümmert er sich hier seit rund 20 Jahren um die Bedürfnisse des Handels. Und das soll die nächsten Jahre auch noch so bleiben, aber: «Ich denke darüber nach, mit 60 Jahren langsam damit zu beginnen, mein Pensum bei Retailsolutions herunterzuschrauben.»
Langweilig dürfte es aber auch dann nicht werden. So ist Philipp Rohe gerade erst bei einer neu gegründeten Firma für Lüftungsanlagen eines Freundes eingestiegen – finanziell und als Verwaltungsrat. Daneben träumt Philipp Rohe davon, nach seiner Pensionierung ein halbes oder ganzes Jahr an einem anderen Ort zu leben – gerne in Neuseeland. «Meine Frau und ich hatten vor zwei Jahren einen viermonatigen Aufenthalt in Neuseeland geplant, mussten diesen aber nach rund zwei Monaten wegen der Coronapandemie vorzeitig abbrechen.» Gerne möchten die beiden irgendwann wieder dorthin zurück. «Nicht nur, weil es sehr schön ist, sondern vor allem, weil die Leute dort so entspannt sind. Ich habe noch kein anderes Land erlebt, in dem die Bewohner so gut drauf sind, und das hat uns selbst gutgetan.»
Familienzeit beim Klettern
Sowieso möchte er privat in den Jahren nach dem Beruf die neu gewonnene Freiheit nutzen. «Ich weiss es sehr zu schätzen, dass wir beruflich erfolgreich waren, sodass wir das auch tatsächlich tun können. Ich weiss das sehr zu schätzen und weiss, dass das nicht selbstverständlich und jedem vergönnt ist.» Diese Aussage zeigt die Bodenständigkeit, die sich Philipp Rohe all die Jahre bewahrt hat und die ihm sehr wichtig ist. Er selbst sagt von sich, dass es immer sein Ziel war, auf Augenhöhe mit den Mitmenschen zu sein und jeden mit Respekt zu behandeln.
Nebst den grösseren Abenteuern findet man Philipp Rohe und seine Frau in ihrer Freizeit in der Natur. Die beiden wandern sehr gerne, seien es Tagestouren oder auch mal eine zwölftägige Wanderung von Kreuzlingen ins Tessin. Ihren letzten Urlaub im Frühling verbrachten die beiden mit Zeltferien in Korsika, wo sie die Gegend ebenfalls auf zahlreichen Wanderungen erkundeten. Eine weitere Passion von Philipp Rohe ist das Kochen – dabei dürfen es gerne auch kompliziertere, aufwendigere Gerichte sein. «Das hilft mir auch, den Kopf von beruflichen Dingen freizubekommen. Ich bin in einem Männerkochklub, wo wir uns nicht nur untereinander bekochen, sondern auch bei Veranstaltungen und für grössere Gruppen Menus zubereiten.» Ein weiteres, kürzlich wieder entdecktes Hobby ist das Klettern. «Mein Sohn arbeitet nebst dem Studium in einer Boulderhalle. Und da man die Kinder ab einem gewissen Alter ja nicht mehr so häufig sieht», so Rohe schmunzelnd, «gehen wir zusammen mit unserer Tochter öfter dahin und klettern alle gemeinsam. So kommt es doch noch etwa einmal pro Woche zu einem gemeinsamen Erlebnis mit der Familie.»
Philipp Rohe
Philipp Rohe wurde im Mai 1965 geboren und ist mit seinen zwei Geschwister und seinen Eltern im Saarland aufgewachsen. Nach Abschluss seiner Studien in Maschinenbau mit Schwerpunkt Giessereitechnik und in Wirtschaftsingenieurwesen verschlug es ihn zu SAP ins Controlling, bevor er sich 2005 zusammen mit zwei Kollegen selbständig machte und
Retailsolutions gründete. Seit fast 20 Jahren amtet der heute 57-Jährige dort als Geschäftsführer und Managing Partner. Rohe ist Vater einer Tochter und eines Sohnes und lebt mit seiner Familie in Ennetbaden.
(abr)