Das bewegt den Schweizer ICT-Channel in diesem Jahr
Quelle: Unsplash (Patrick Perkins)

Das bewegt den Schweizer ICT-Channel in diesem Jahr

Qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden ist laut einer Umfrage von "Swiss IT Reseller" aktuell die grösste Herausforderung für Schweizer Reseller und IT-Dienstleister. Entsprechend liegt ein grosser Fokus 2024 auf der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Was die Auftragslage für 2024 angeht, entspricht diese mehrheitlich dem Vorjahr oder schaut besser aus. Und dieses Vorjahr lief für die meisten Unternehmen dank gestiegenen Umsätzen recht erfreulich.
7. Februar 2024

     

Das Finden von qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt bleibt weiterhin die grösste Herausforderung für die Schweizer IT-Reseller, IT-Dienstleister, Integratoren und Distributoren. Das war bereits vor Jahresfrist so, und hat sich auch Anfang 2024 nicht verändert. Ebenfalls unverändert hoch ist der Margendruck, der den Channel fordert, genauso wie die steigenden Anforderungen seitens der Hersteller und die unsichere Geschäftsentwicklung und damit verbunden die fehlende Planbarkeit sind herausfordernd sind für die Branche. Andere Themen sind dafür etwas in den Hintergrund gerückt. So beispielsweise die Probleme in den Lieferketten und die damit verbundenen Lieferengpässe seitens der Hersteller, oder auch die Inflation, obwohl diese nach wie vor verhältnismässig hoch ist.


Ganz grundsätzlich ist die Branche mehrheitlich optimistisch, was das angelaufene neue Jahr angeht. In einer Online-Umfrage, die «Swiss IT Reseller» zwischen Mitte Dezember 2023 und Mitte Januar 2024 durchgeführt hat, berichtet der Channel von einer Auftragspipeline, die ähnlich gut oder sogar besser gefüllt ist wie Anfang 2023. Und dieses 2023 hat sich dann für die meisten Reseller zu einem guten Jahr mit einer Umsatzsteigerung entwickelt.

Gestiegene Umsätze 2023

Auf die Frage, in welche Richtung sich der Umsatz 2023 im Vergleich mit 2022 bewegt hat, erklärten nämlich über zwei Drittel der Befragten, dieser sei gestiegen (um bis zu 10 Prozent) oder sogar stark gestiegen (um über 10 Prozent). Ein knappes Viertel berichtet von einem gleichgebliebenen Umsatz, während der Umsatz bei weniger als 10 Prozent gesunken ist. Diese Zahlen lesen sich somit besser als bei derselben Umfrage vor Jahresfrist, als noch 15 Prozent von einem gesunkenen Umsatz berichteten.


Doch nicht nur der Rückblick, auch der Ausblick liest sich etwas optimistischer als noch vor einem Jahr, als die Prognosen verhalten waren. Auf die Frage, wie gut die Auftrags-Pipeline für das angelaufene neue Jahr gefüllt ist, antworteten bei der jüngsten Umfrage gut 45 Prozent mit «etwa gleich wie im Vorjahr». Rund ein Drittel aber erklärt, die Auftrags-Pipeline sei besser gefüllt als noch 2023, und knapp 10 Prozent berichtet von einer «viel besser» gefüllten Pipeline. Demgegenüber stehen 13 Prozent mit schlechter gefüllten Auftragsbüchern.

Fachkräftemangel bleibt grösste Herausforderung

Wie bereits Eingangs erwähnt, sind gewisse Herausforderungen aus dem Vorjahr für den IT-Channel geblieben – allem voran der Fachkräftemangel. Fast 59 Prozent der Befragten haben bei der diesjährigen Umfrage angegeben, das Finden von qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt sei aktuell eine besonders grosse Herausforderung. Das sind sogar noch etwas mehr als vor Jahresfrist und entspricht auch dem Tenor unserer vertieften Befragung bei den Schweizer IT-Dienstleistern ab Seite 30, wo das Thema Rekrutierung und Fachkräftemangel immer wieder genannt wird.

Ebenfalls identisch gross wie im Vorjahr ist der Margendruck, den die Reseller und IT-Dienstleister spüren und den rund ein Drittel der Befragten als grosse Herausforderungen für dieses Jahr bezeichnet. Am dritthäufigsten genannt wurden in der jüngsten Umfrage die steigenden Anforderungen seitens der Hersteller, etwa was Zertifizierungen oder Umsatzziele angeht. Deutlich zugenommen zu haben scheint derweil die Herausforderung der fehlenden Unterstützung durch die Hersteller respektive Distributoren, die gut ein Viertel der Reseller beklagt. Ebenfalls zugenommen hat zudem der Anteil der Befragten, die immer mehr Direktgeschäft seitens der Hersteller monieren, eine Entwicklung, die eigentlich konträr zu den üblichen Versprechen ebendieser Hersteller steht. Jeweils rund ein Fünftel der Befragtem nennt die beiden kommerziellen Aspekte «Projekte/Aufträge, die auf Eis gelegt/verschoben/storniert wurden» sowie «Unsichere Geschäftsentwicklung/fehlende Planbarkeit» als gros­se Herausforderungen.


Deutlich weniger Mühe bereiten dem Channel inzwischen dafür die Lieferengpässe seitens der Hersteller, die vor Jahresfrist mit rund 40 Prozent noch am zweitmeisten Nennungen bei der Frage nach den grössten Herausforderungen erzielten. Heuer sind es noch 15 Prozent, die diese Herausforderung beklagen. Ähnlich verhält es sich mit der Inflation, die zwar nach wie vor da ist, allerdings deutlich weniger Reseller vor grosse Herausforderungen stellt als noch letztes Jahr (13 anstatt 30 Prozent). Interessant: Die zunehmende Cyberkriminalität respektive das Sicherstellen der eigenen IT-Security nennt nur rund jeder zehnte Befragte als grosse Herausforderung – hier hätte man mit einem höheren Prozentanteil gerechnet.

In diesem Zusammenhang wollten wir in unserer Umfrage übrigens auch wissen, ob die Unternehmen der Befragten in den letzten zwölf Monaten Opfer eines (versuchten) Cyberangriffs wurden, was 13 Prozent bejahten.

Ein weiterer Frageblock drehte sich ausserdem um die Entwicklung in Richtung Cloud beziehungsweise Everything as a Service. Haben hier vor einem Jahr noch gut 33 Prozent angegeben, keinen respektive weniger als 5 Prozent des Umsatzes via Cloud und Service-Modellen zu machen, ist dieser Anteil inzwischen auf knapp 24 Prozent gesunken. Demgegenüber stehen knapp 22 Prozent der Befragten, die bereits mehr als 50 Prozent des Umsatzes via Cloud machen. Dazu kommen knapp 20 Prozent, die den Cloud- und As-a-Service-Umsatzanteil auf 21 bis 50 Prozent beziffern.

Investitionen in Kundenbindung und Ausbildung

Im Hinblick auf 2024 wollten wir abschliessend auch noch wissen, worauf die Investitionen in diesem Jahr fokussiert werden. Hier hat jeder zweite Umfrageteilnehmer mit der Förderung der Kundenbindung geantwortet. Knapp dahinter folgt die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden – rund 46 Prozent wollen in ihre Leute investieren. Das kann man wohl in direkten Zusammenhang mit der erwähnten Herausforderung, dass keine Fachkräfte am Markt gefunden werden, stellen. Wenn der Personalmarkt ausgetrocknet ist, bleibt als einzige Möglichkeit letztlich nur, die bereits bestehenden Mitarbeitenden zu fördern, was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass die Mitarbeiterbindung dadurch noch erhöht wird. Übrigens: Bereits im letzten Jahr erklärten fast 50 Prozent der Befragten, in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden investieren zu wollen, während nur rund ein Drittel die Förderung der Kundenbindung als Investitionsziel angab.

Ebenfalls gestiegen ist heuer der Anteil der Unternehmen, die in Cloud- beziehungsweise As-a-Service-Angebote investieren möchte – und zwar von rund 30 Prozent im Vorjahr auf über 40 Prozent. Knapp 40 Prozent geben an, in die Optimierung von Prozessen investieren zu wollen, und 37 Prozent wollen zwecks Kundenakquise mehr Geld in Sales und Marketing stecken. Diese beiden Angaben entsprechen in etwa dem Vorjahr. Ebenfalls investiert werden soll 2024 in die Erschliessung neuer Geschäftsfelder, in die Automatisierung sowie in die Rekrutierung und in die Verbesserung der eigenen Infrastruktur.


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Kommentare
Die alte Leier von qualifiziertem Personal: - Unter 50 - Masterabschluss und noch x Zertifikate - x-Jahre Erfahrung in dem spezifischen (meist spezialisiertem) Bereich - nicht zu teuer - etc. etc.
Mittwoch, 7. Februar 2024, Philipp



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