Opacc: «Die Menschen schätzen die persönliche ­Kommunikation»
Quelle: Opacc

Opacc: «Die Menschen schätzen die persönliche ­Kommunikation»

Bei Opacc pendeln zwei Drittel der Mitarbeitenden ins Büro – obwohl sie bis zu 30 Prozent im Home ­Office arbeiten dürfen. Nebst 1:1-Gesprächen dürften die Büroausstattung und Benefits wie gemeinsame Mittagessen, Yoga-Kurse oder die Lounge samt Bar und Billardtisch zur Pendelfreudigkeit beitragen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2024/09

     

«Die Mitarbeitenden kommen gerne hierher», erzählt Urs P. Amrein, Marketing Manager und Partner bei Opacc Software. Die Meisten arbeiten deshalb laut Amrein im Büro – was zwei Drittel der Belegschaft entspreche. Dies, obwohl die Mitarbeitenden bis zu 30 Prozent im Home Office tätig sein dürfen. Als Gründe nennt er einen «sehr guten» Arbeitsplatz und dass man die Kolleginnen und Kollegen trifft. Einen weiteren Grund, weshalb die Angestellten das Pendeln auf sich nehmen, sieht Amrein in der Coronapandemie. Seither «haben die Menschen die persönliche Kommunikation viel mehr zu schätzen gelernt», erläutert der Marketing Manager. Denn: «Der Mensch ist und bleibt analog», findet Amrein. Der Home-Office-Anteil sei deshalb vor Corona gleich gewesen wie heute.

«Swiss IT Reseller» traf Urs Amrein Mitte Juli 2024 im Opacc-Hauptsitz in Rothenburg (LU). Amrein arbeitet seit rund 16 Jahren beim Software-Unternehmen. Wie ein Augenschein zeigt, ist während der Sommerferienzeit eine überschaubare Anzahl Mitarbeitende vor Ort. Bei Opacc arbeiten die meisten in einem Grossraumbüro, doch die Arbeitsplätze wurden mit Schallschutz-Trennwänden akustisch optimiert. Die einzelnen Schreibtischinseln bieten Abstand, die Schallschutzwände dienen zugleich ein wenig als Sichtschutz. Die Räumlichkeiten wirken offen und hell, auffallend sind bunte Akzente, die sich durch die gesamte Inneneinrichtung ziehen. Auf jedem Stock gibt es zudem einen Kaffeecorner, bei dem sich alle bedienen können. Wer Ruhe benötigt, kann unter anderem in den Ruheraum gehen oder sich in die Bibliothek zurückziehen. Ist ein Telefonat nötig oder ein wenig Privatsphäre gewünscht, zieht man sich in eines der Einzelbüros zurück oder setzt sich in eine gemütliche Rückzugs-Nische mit farbigen, Sofa-ähnlichen Sitzgelegenheiten. In Projekträumen kann ein Team über einen längeren Zeitraum arbeiten, ohne die Unterlagen abends wegräumen zu müssen. Und für Lernende, die im Büro gamen möchten, gilt: Vor der Arbeit und nach Feierabend dürfen sie dies in der Lounge. Dort können alle Opacc-Mitarbeitenden nebst bequemen Sitzen auch einen «Töggelikasten», einen Billardtisch und eine Bar nutzen – kostenfrei.


Nicht verbreitet bei Opacc ist hingegen Workation, also das zeitlich limitierte Arbeiten aus dem Ausland. Amrein kennt derzeit kein Beispiel. Es sei heikel, denn die Gesetze jedes Landes seien anders, doch Workation sei nicht grundsätzlich ausgeschlossen. «Bei einem Notfall wäre das in Absprache sicher möglich», erläutert er.
Zum Unternehmen
Opacc entwickelt seit 1988 seine Enterprise-Software-Plattform in der Schweiz und hat seinen Hauptsitz in Rothenburg (LU) sowie einen Standort in Münchenstein (BL). Opacc beschäftigt hierzulande rund 200 Mitarbeitende. Im März 2024 präsentierte das Unternehmen die jüngste Version seiner ERP-Lösung Nytron. Gleichzeitig stellte Opacc eine neue Data-Science-Plattform für Oxas, die Datenplattform hinter den Opacc-Anwendungen, vor. Diese bündelt Deep Learning-, Machine Learning- und KI-Meachanismen und analysiert Oxas-Daten.

Padel-Turnier und OpaccFun

Auch wenn der Home-Office-Anteil gleich blieb wie vor der Corona-Pandemie: Diese Zeit hat dennoch Spuren hinterlassen. Amrein hat das Gefühl, dass «seit Corona die Menschen etwas mehr den Fokus auf ihre Gesundheit legen». Opacc fördere die körperliche Betätigung stark, beispielsweise fand im Sommer 2024 eine interne Pétanque-Meisterschaft statt. Am Hauptsitz wird zur Gesundheitsförderung zudem jede Woche ein Yoga-Kurs oder eine Massage angeboten. Über Mittag gehen ausserdem einige Mitarbeitende joggen – Duschen stehen zur Verfügung. Andere spielen gemeinsam Unihockey; im Winter findet jeweils ein Padel-Turnier statt und im Sommer wird gerne die Boulebahn hinter dem Gebäude benutzt.

Jede Abteilung darf zudem einmal im Monat auf Firmenkosten gemeinsam Essen gehen und einmal jährlich ihren eigenen Event planen. «Da gibt es viele kreative Ideen unserer Mitarbeitenden», schmunzelt Amrein. Zudem gibt es noch im Biergarten hinter dem Gebäude ab und zu eine Feier. Ende August 2024 gab es einen Event am Standort Münchenstein (BL). «Es gibt viele, die noch nie im Büro in Münchenstein waren», erzählt Amrein. Zum Jahresende gibt es den Weihnachts-Apéro, der laut Amrein schon mal von abends um 5 bis morgens um 5 dauern kann.


Dann gibt es noch OpaccFun. Jeweils an einem Wochenende im Herbst verreisen nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch deren Familien sind dabei. «Manche dieser Kinder sieht man aufwachsen», erzählt Amrein mit einem Lächeln.

Zertifiziert als Friendly Work Space

Benefits wie Yoga, Mittagessen oder Familienausflug sind für alle Mitarbeitenden gratis und werden rege genutzt. Jedenfalls verzeichne man sehr wenige Krankheitsfälle – sowohl lange als auch kurze Krankheiten seien um circa 20 Prozent zurückgegangen. Damit die Mitarbeitenden sich die Zeit für solche Aktivitäten auch nehmen (können), gibt es die Jahresarbeitszeit. Es sind wohl Massnahmen wie die genannten, wegen der Opacc 2022 die dritte Re-Zertifizierung als Friendly Work Space erhielt. Das Label Friendly Work Space wird von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz verliehen. Im selben Jahr erhielt Opacc zudem den Best Workplace Award in der Sonderkategorie Best Hybrid Working. Mit dem Best Workplace Award werden Unternehmen ausgezeichnet, die von ihren Mitarbeitenden hinsichtlich Arbeitsumgebung am besten bewertet wurden. Der Award wird von der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu und vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) vergeben. Doch Opacc verlässt sich nicht nur auf Externe, sondern befragt die Mitarbeitenden auch direkt. Einmal im Jahr gibt es dafür eine interne Mitarbeiter-Zufriedenheitsumfrage. Darin wird zum Beispiel gefragt: Wie schätzt du den Zeitdruck ein, kannst du deine Arbeit selbst bestimmen, fühlst du dich gesund?

Opacc-Podcast der Lernenden

«Viel – mehr als unsere internationalen Marktbegleiter», antwortet Amrein auf die Frage, was Opacc für den Nachwuchs mache. «Die grossen Techkonzerne nehmen den KMU die Mitarbeitenden weg, bilden aber keine Lernenden aus», kritisiert der Marketing Manager. Opacc habe pro Lehrjahr zwei Mediamatiker-Lernende mit Berufsmatur plus eine/n Informatiker/in EFZ Plattformentwicklung. Derzeit seien neun Lernende im Betrieb tätig. «Es ist zwar ein grosser Aufwand, aber es ist cool, was die jungen Leute können, wenn sie die Lehre abschliessen.» Während der Lehre bewirtschaften die Jungen unter anderem ihren eigenen Kanal, der eine Webseite, einen Instagram-, Linkedin- und Facebook-Account sowie den Opacc-Podcast der Lernenden beinhaltet. Die Themen dafür können sie selbst wählen, beispielsweise geht es in den jüngsten Podcast-Episoden um Konzentration oder Print-Medien im Wandel. Opacc-Lernende beendeten die Lehre meistens mit Top-Abschlüssen, so Amrein. «Die beiden, die gerade den Lehrabschluss machten, holten je eine Ehrenmeldung», erzählt Amrein stolz. Beide ehemaligen Lernenden bleiben im Unternehmen tätig, die eine arbeitet im Marketing, die andere möchte eine Weile in der Entwicklung arbeiten und anschliessend studieren. Man habe sicher zehn Mitarbeitende, die früher einmal die Lehre bei Opacc absolvierten und heute noch im Betrieb arbeiten.

Zwei Karrierewege

Amrein erzählt weiter, dass Opacc auf viele langjährige Mitarbeitende zählen kann; im Schnitt sind sie mehr als 13 Jahre für das Unternehmen tätig. Manche bilden sich in dieser Zeit weiter und erhalten dafür von Opacc Unterstützung. Ob für eine längere Weiterbildung oder ein Studium: im Rahmen einer Vereinbarung wird man finanziell und/oder zeitlich unterstützt. Amrein erzählt von einer Mitarbeiterin, die vom Support in die Projektleitung wechseln möchte und eine solche Vereinbarung einging. Zudem gibt es laufend kostenlose Führungs- oder Mittagsseminare zu diversen Themen.

Wer eine Karriere anstrebt: Es gibt bei Opacc zwei Wege, die Fach- und die Führungskarriere. Bei der Fachkarriere sind es hauptsächlich die technischen Berufe wie Entwickler, die sich dabei weiterentwickeln können. Die Führungskarriere sei in der Firma ein wenig schwieriger, denn man habe relativ flache Hierarchien, aber auch dieser Weg ist möglich.


Wer neu zur Firma stösst, drückt übrigens erst einmal drei Monate die interne Schulbank. Dabei lernen die Neulinge, wie die Opacc-Software aufgestellt ist und sie müssen ausserdem Aufgaben gemeinsam mit ihrer Abteilung lösen. «Wir suchen immer Leute», erwähnt Amrein, derzeit seien circa 20 neue Stellen zu besetzen.

Sponsoring von Frauen-Handball

Beim Thema Frauenförderung überlegt Amrein einen Moment. Bei Opacc seien zwar ein paar Frauen als Projektleiterinnen tätig, doch man würde gerne mehr einstellen, so der Marketing Manager. Frauen, die bei Opacc arbeiten, bleiben ihm zufolge sehr lange im Unternehmen. Auch bei Mutterschaft werden sie unterstützt, um – je nach Wunsch – nach der Mutterschaftspause weiterzuarbeiten.


Eine weitere, aktuelle Massnahme, um mögliche weibliche Fachkräfte auf die Firma aufmerksam zu machen, sei, dass man das Sponsoring verlagert habe und nun eine Frauen-Handball-Mannschaft unterstütze – Spono Nottwil, eine Frauen-Mannschaft der Nati-A. Nebst Unterstützung des Sports sei für Opacc auch interessant, dass die Juniorinnen, deren Eltern und die erwachsenen Spielerinnen mit dem IT-Beruf und dem Unternehmen in Kontakt kämen.

Sabbatical: «Man muss nur wollen»

Weitere Benefits sind zum Beispiel drei Firmenvelos, die man ausleihen darf, kostenlose Parkplätze und günstige Tarife für die Auto-E-Ladestationen. Wer zehn Jahre für Opacc arbeitet, erhält ausserdem einen Ferien-Gutschein, alle fünf Jahre folgt ein weiterer.

Des Weiteren gibt es die Sabbatical-Tage. «Letztes Jahr war ich neun Wochen in Südafrika, das hat Spass gemacht», erzählt Amrein und lacht: «Ich ginge gleich morgen nochmals.» Einen Sabbatical-Wunsch muss man ein Jahr zuvor eingeben. Das lässt genügend Zeit, um mit den Kunden zu planen und «Know-how für Stellvertretung haben wir genügend im Haus», so Amrein. Er habe Kollegen, die finden, ein Sabbatical, das gehe doch nicht. Doch das lässt er nicht gelten: «Es geht immer, man muss nur wollen.» (cma)


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