UDT Group: genug Geld verlocht

Die Kirchberger Union Data Trading, Tochter der an der Berner Telefonbörse kotierten UDT Group, ist konkurs. Wie kam es dazu?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/04

     

Im Frühjahr 2001 rückte die Berner UDT-Gruppe durch den Gang an die Berner Telefon-Börse zum ersten Mal ins Zentrum grösseren Interesses. Mit frischem Geld wurden drei weitere Firmen aufgekauft, die Zeichen standen auf Expansion in alle Richtungen. Nun muss der Stern am Storage-Himmel eine seiner Töchter begraben.
Union Data Trading, die Firma, aus der einst alles entstand, ist pleite und musste am 18. Februar die Bilanz deponieren. Ein relativ schwerer Verlust, immerhin hat die UDT innerhalb der Gruppe fast die Hälfte des Umsatzes ausgemacht.

Zu sehr auf Wachstum gesetzt

Nach dem Gang an die Börse hatte das Unternehmen voll auf Wachstum gesetzt. Das sei im Nachhinein betrachtet, insbesondere angesichts der schlechten konjunkturellen Lage im letzten Jahr, nicht das richtige gewesen, so Wenzel Divis (Bild), CEO der UDT-Group. Besonders im Dienstleistungsbereich lief es nicht so wie erwartet. Insgesamt konnte weniger umgesetzt werden, als im eher euphorischen Businessplan vorgesehen war. Auch diverse Altlasten hätten das Unternehmen belastet, so Divis. Schliesslich musste UDT im letzten Jahr massive Verluste hinnehmen, der Umsatz lag 30% unter dem Business-Plan.

Zurück zum Kerngeschäft

Unter der Devise «Zurück zum Kerngeschäft» - sprich Server (Sun, Compaq, ...) stieg UDT Ende Januar diesen Jahres aus den «investitionsintensiven, aber ertragsschwachen Bereichen» HPTC (High Performance Technical Computing) und ASP aus. Wieviel Geld einst in dieses Geschäft hineingebuttert wurde und nun verloren ging, wollte uns Wenzel Divis nicht genau verraten.
Jedenfalls «Genug!», wie er nebenbei fallen lässt. Unsere Frage, ob die Sun-Krise Schuld am Untergang von Union Data Trading sei, verneint Divis aber ganz klar. Zwar seien auch da die Erwartungen nicht ganz erfüllt worden, die Schuld könne man aber keinesfalls Sun zuschieben.

Es geht reduziert weiter

Doch auch der ASP-Ausstieg und intensive Verhandlungen mit potentiellen Investoren konnten das Ruder nicht mehr herumreissen und den Konkurs verhindern. «Es geht nicht normal weiter, sondern etwas reduziert, wir machen eben ein paar Millionen Umsatz weniger als vorgesehen», so Wenzel Divis lapidar. Vom Konkurs sind 32 Arbeitsplätze betroffen, für etwa 85% der Mitarbeitenden solle aber eine neue Stelle innerhalb der Gruppe gefunden werden. Die weiteren Tochtergesellschaften der UDT Group, Request, Datastore und Tristar sind vom Konkurs nicht betroffen. (sk)
Chronik
Sept. 94 Gründung der UDT Union Data Trading, Burgdorf
Feb. 96 Gründung Niederlassung, Zürich
Juli 97 Gründung Niederlassung, West-Schweiz
April 98 Gründung der Union Data Trading, München
Sept. 00 ISO-Zertifizierung der UDT
Nov. 00 Gründung von Clustersolutions (CS), Lausanne
Dez. 00 Gründung der UDT Group
Jan. 01 Akquisition der Tristar-Gruppe
März 01 Börsengang der UDT Group in Bern
Juli 01 Gründung von Clustersolutions, Frankfurt
Jan. 02 Verluste, Reorganisation, Ausstieg aus ASP
Feb. 02 Konkurs Union Data Trading


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