Wer will Andersen?


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Der durch den Skandal um den Pleite gegangenen Energiegiganten Enron ins Zwielicht geratene US-Beratungsriese Andersen, die ehemalige Arthur Andersen, befand sich bis Mittwoch letzter Woche in Übernahmegesprächen mit seinen Rivalen Ernst & Young und Deloitte Touche Tohmatsu. Durch eine Übernahme sollte die Zerschlagung des Konzerns verhindert werden.
Nun, so berichtet die «Financial Times Deutschland», sind die Verhandlungen über eine mögliche Fusion mit beiden Firmen gescheitert. Beide Unternehmen stufen das Risiko aufgrund Andersens Verwicklungen in den Enron-Skandal als zu hoch ein und haben die Verhandlungen aufgrund des ungeklärten Rechtsstreites abgebrochen. Andersen hatte jahrelang Enrons dubiose Buchhaltungspraxis gedeckt und noch nach Beginn der Ermittlungen gegen Enron Dokumente vernichtet. Auf Andersen kommen Schadenersatz-Klagen in Milliardenhöhe zu.
Nachdem bekannt wurde, dass das Justizministerium die Rolle von Andersen im Fall Enron prüft, sind namhafte Andersen-Kunden wie Merck, Delta Airlines, das Finanzinstitut Freddie Mac, Autoproduzent Ford und Fedex abgesprungen. Mit Household International, der zweitgrössten US-Bank im Privatkundensektor, hat Andersen nun einen weiteren wichtigen Kunden verloren.
Auch ERP-Spezialist SAP erwägt, dem Wirtschaftsprüfer das Mandat zu entziehen. Man überlege schon seit längerem, den Buchprüfer zu wechseln. Nun wird die Luft für Andersen langsam dünn. Branchenexperten zweifeln, ob die noch verbleibenden potentiellen Partner wie KPMG und Pricewaterhousesoopers noch an Andersen interessiert sind. Ein Totalschaden wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen. (sk)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Zwerge traf Schneewittchen im Wald?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER