Der Internetkäufer, das anspruchsvolle Wesen

Über drei Viertel der bisher bekannten und genutzten E-Commerce-Sites sind aus dem onsumenten-Bewusstsein verschwunden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Die Universität St. Gallen ist zum dritten Mal auf die virtuelle Strasse gegangen und hat Schweizer Internet-Shopper zu ihren Vorlieben befragt. Die Befragten nannten insgesamt 296 verschiedene Websites, auf denen sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal eingekauft hatten.
Ernüchternd die Feststellung, dass dabei 87 Prozent der noch vor einem Jahr genannten Shopping-Websites aus der Konsumentenwahrnehmung verschwunden sind. 28 Prozent der diesmal nicht mehr genannten Websites sind inzwischen Konkurs gegangen, weitere werden wohl folgen.

Ansprüche je nach Alter verschieden

60 Prozent weniger häufig als noch vor einem Jahr wurde in der aktuellen Studie Übersichtlichkeit als Hauptvorteil des Internet-Shoppings genannt. An die Bequemlichkeit des Interneteinkaufs haben sich die Kunden offenbar bereits so sehr gewöhnt, dass sie diese Eigenschaften nicht mehr so stark als herausragendes Profilierungsinstrument wahrnehmen.
Das Alter der Käufer ist ein wichtiger Faktor.
Shops, die sich an Käufer bis 24 Jahre wenden, sollten vor allem Wert auf Schnelligkeit, Auswahl und Preisvorteil legen. Käufer bis 35 Jahre finden Informationstransparenz, Praktikabilität, 24-Stunden-Shopping, Einfachheit und Übersichtlichkeit der Homepage am wichtigsten.
Service, Dienstleistungen und Preisvorteil werden stärker als Vorteile wahrgenommen, als in den Jahren zuvor.

Lieferzeit und Unsicherheit nerven

Die lange Lieferzeit der Online-Shops stört jeden zehnten Nutzer. Weiterhin nervt vor allem, dass man die Produkteigenschaften nicht vor dem Kauf überprüfen kann. Auch haben es offenbar viele Shops noch nicht geschafft, ihre Sites so zu gestalten, dass der Besucher sie als übersichtlich empfindet. Sicherheitsbedenken dagegen werden seltener.
Sie haben gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent abgenommen und machen nur noch 2,6% der Nennungen aus. Stärker als im Vorjahr stören sich die Nutzer an beschränkter Auswahl, Lieferproblemen, fehlender Beratung, zu viel Werbung und daran, dass von den Shopbetreibern oft zu viel Produktkenntnis vorausgesetzt wird.
Alarmierend für Onlineshops ist, dass mehr User als in den Vorjahren glauben, man könne im konventionellen Laden schneller und effektiver einkaufen, als im Netz. Weiterhin ärgern sich immer mehr über Rückgabeschwierigkeiten, schlechten Heimlieferservice oder haben bereits sonstige schlechte Erfahrungen gemacht.

PC-Händler verkaufen am meisten

61,7 Prozent der Schweizer Internetnutzer haben noch immer nicht im Netz gekauft, es liegt also noch allerlei Potential brach. Diejenigen, die kaufen, gaben aber durchschnittlich gleich 553 Franken im Jahr im Netz aus, im Vorjahr waren es noch 494 Franken. Führend bei den durchschnittlichen Einkaufsbeträgen sind die PC-Anbieter, was wegen der hohen Kosten eines Einzelkaufs auch nahe liegt. Dell konnte sich über durchschnittlich 3768 Franken freuen, Stegpc über 1540 Franken. Danach folgen Swissair, Migros und die Online-Aktionäre Ebay und Ricardo.
Dr. Thomas Rudolf, unter dessen Leitung die Studie «Internetnutzung Schweiz 2002» entstand, zieht leicht akademisch das Fazit: «Die Katerstimmung aus Kundensicht drückt sich in Skepsis und letzten Endes in Kaufzurückhaltung aus. Internetbedenken entwickeln sich zu Internetvorurteilen.» Daraus schliesst er aber nicht auf ein Ende des Online-Shopping, sondern «eher einen durchdachten Neubeginn». (ava)

Die beliebtesten Shopping-Websites

Amazon führt zum dritten Jahr in Folge die Rangliste an. Mit Stegpc ( Rang 18, zum ersten Mal in den Top 20) und Dell finden sich zwei PC-Händler unter den besten zwanzig.
1 Amazon
2 Cede
3 Bol
4 Easyjet
5 Books
6 Ticketcorner
7 Ricardo
8 Dell
9 Buch
10 Fleurop
Info
Die Studie wurde an der Universität St. Gallen am Lehrstuhl für Internationales Handelsmanagement erstellt. Für die empirische Untersuchung wurden 1454 Einzelinterviews in 13 grossen Schweizer Städten durchgeführt. Die Studie steht im Internet unter
http://gd-lehrstuhl.imh.unisg.ch zum Download zur Verfügung. Das Institut bittet, beim Download die Forschungsarbeit mit einem freiwilligen Beitrag von 49 Franken zu unterstützen.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER