Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns von «Big Q». Gut ist, dass die Ungewissheit ein Ende hat. Denn allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz ist es klar, dass viele Kunden ihre Investionsentscheide verschoben haben, und erst mal abwarten wollten, wie es mit Compaq und HP weitergeht. Wenn sie nicht einfach zur Konkurrenz übergelaufen sind.
Schlecht ist, dass nun das Fusions-Chaos erst recht losgehen wird. Der neue Chef von «New HP» Schweiz, Ralf Brandmeier, macht daraus auch keinen Hehl. Er fordert seine Leute zur Geduld auf. Schliesslich kann niemand erwarten, dass die (in der IT-Industrie eh chaotischen) Prozesse zweier derart riesiger Firmen sich von einem auf den anderen Tag verschmelzen lassen.
Geduld braucht sicher auch der Channel. Da müssen zwei Firmen zusammengenäht werden, deren Stil nicht unterschiedlicher sein könnte. Doch vielleicht gelingt Brandmeier und seinen Leuten ja das Unmögliche: Von beiden Seiten das Beste zu nehmen. Auf der einen Seite wäre da die steinseriöse Channel-Politik von
HP. Guter Informationsfluss, starke Betonung auf Prozesse. Von Compaq kämen die Aggressivität, die Schnelligkeit und das gute Marketing dazu.
Gelänge dies, so öffneten sich HP-Partnern neue Perspektiven. «New HP» ist in vielen Bereichen der absolute Marktleader oder zumindest ein starker Player (Intel-Server, Storage, Unix-Server, Management-SW...) und Reseller hätten ein sackstarkes Marketing und aggressive Preise im Rücken.
Gelingt dies nicht, so werden Reseller-Albträume wahr: Zum Beispiel, dass schon beim mittelgrossen Kunden je ein HP- und ein Ex-Compaq-Verkäufer auftauchen, die Preise kaputt machen und erst noch unterschiedliches erzählen... Auch schlechte Informationsflüsse, unklare Kanal-Strategien (Direkt / Indirekt / Gemischt) oder Chaos in der Distribution können manchem Reseller den Schlaf rauben.
Aber wir wollen den Teufel ja nicht an die Wand malen, sondern wir sagen jetzt einfach mal: «Good Morning, New HP!»
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor