B2B-Vorreiter ARP

ARP Datacon dürfte wohl einer der erfolgreicheren unter den Schweizer IT-Resellern sein. Anlass genug für ein kurzes Porträt des B2B-Spezialisten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/09

     

ARP Datacon könnte man als eine Art Distributor im Endkundengeschäft bezeichnen. Dazu passt, dass zu den Kunden auch einige, wenn auch wenige, Reseller gehören. Zum Konzept gehört es, dass den Unternehmenskunden ein volles Sortiment für ihre IT-Bedürfnisse geboten wird: vom PC über Netzwerkprodukte, Software, Verbrauchsmaterial bis zu den passenden IT-Möbeln. (Sogar spezielle Schraubenzieher entdeckt man bei genauem Hinsehen im Sortiment).
Etwa eine Drittel des Gesamtumsatzes macht gemäss ARP der Bereich PC, Server, Peripherie und Software (Box) aus, ein weiteres Drittel wird mit den Netzwerk- und Datenkommunikationsprodukten erzielt. Das Verbrauchsmaterial steuert etwa 25% zum Umsatz bei. Das Geschäft mit Software-Lizenzen hat einen Anteil von knapp 10%, nimmt aber zu.

Unternehmenskritische Logistik

Bei dieser Masse von Produkten und einer angestrebten Lieferbereitschaft von 95% ist es kein Wunder, dass die Rotkreuzer sehr hohen Wert auf ihre Logistik legen. Markus Zemp, der Geschäftsführer von ARP, führte den Schreibenden denn auch mit sichtlichem Stolz durch das Herzstück dieser Logistik: das Lager. Etwas mehr als 1000 Bestellungen werden hier durchschnittlich abgewickelt, in Spitzenzeiten sind es rund 1700.
Was sofort auffällt, sind sehr sehr viele Kartonschachteln, in denen die Produkte gelagert werden, aber keine automatisierten Anlagen, um die Produkte einzusammeln. Stattdessen sieht man viel Personal, das die Bestellungen auf Rollwagen zusammenstellt. Wie Zemp erklärt, habe man sich natürlich automatisierte Systeme angeschaut, sich dann aber dagegen entschieden. Ein Grund war der stark wechselhafte Bestellungseingang.
In Rotkreuz habe man eine günstige Personalsituation: Es gebe in der Gegend genügend Leute, die bereit seien, auf Abruf zu arbeiten. Es lohne sich daher mehr, die Personalressourcen den wechselnden Anforderungen anzupassen, als ein automatisiertes System anzuschaffen.

Vorwärts mit E-Procurement

Bekannt ist ARP Datacon immer noch vor allem durch seinen umfangreichen Katalog. Schon relativ früh haben die Rotkreuzer aber auch auf das Internet als Verkaufskanal gesetzt. 1999 hat ARP-Datacon die interne Business-Software in allen Bereichen auf SAP/R3 umgestellt und den Online-Shop («SAP mit sehr vielen eigenen Modifikationen», so Zemp) mit direktem Durchgriff auf die Materialwirtschaft und die Auftragsbearbeitung eingerichtet.
Auf dem Webshop werden etwa 10’000 Produkte angeboten (Zum Vergleich: Der ARP-Katalog enthält 6000 Produkte). 30% des Umsatzes erzielt ARP-Datacon heute über das Internet. In nächster Zeit soll vor allem die direkte Anbindung von Grosskunden an das System forciert werden, auch die Zusammenarbeit mit einem Internet-Marktplatz ist im Gespräch.

Expansion

1998: 98 Mio. Franken Umsatz, 1999: 124,4 Mio., 2000 153,3 Mio. Umsatz, das war der beeindruckende Steigerungslauf, den ARP-Datacon vor der Jahrtausendwende hingelegt hat. Danach gab es den allgemeinen Dämpfer, und auch das Wachstum von ARP wurde gebremst, 2001 waren es 154,1 Mio. Umsatz, für 2002 werden vorsichtig 156 Millionen budgetiert.
Trotzdem scheint ARP vorzumachen, wie man auch in der IT-Krise aus knappen Margen und in einem logistisch anspruchsvollen Geschäftsfeld gute Geschäfte macht. «Wir haben schon ein paar Millionen in der Kriegskasse», sagte uns CEO Jörg Kientz selbstsicher. So konnte die Holding es sich leisten, vor zwei Monaten die Zürcher CC Data Disc zu übernehmen. CC Data Disc ist der grösste Schweizer Microsoft-Händler im B2B-Bereich und besitzt zusätzlich Retail-Filialen in Zürich und St. Gallen. Das Unternehmen war auch vor dem Verkauf an ARP profitabel und daher nicht in einer Position der Schwäche, betont Kientz.
2002 werden für CC Data Disc 85 Millionen Franken Umsatz prognostiziert, was den Gesamtumsatz der Gruppe auf 240 Millionen bringen sollte. (hjm)

Die ARP-Story

Das Unternehmen ARP besteht eigentlich schon seit 26 Jahren, wie uns der Verwaltungsratspräsident der ARP Holding, Alex Häusler, erklärte. Die Firma war zuerst im Elektroteile-Handel tätig, später kam die Kabelkonfektionierung dazu.
Vor 13 Jahren sah Häusler bei einem USA-Aufenthalt Kataloge von Händlern in diesem Bereich und entschloss sich, dieses Konzept Kataloghandel/Mail-Order auch in der Schweiz zu versuchen. Anfangs verkaufte ARP fast ausschliesslich Kabel, aber schon sehr bald ging das Angebot aufgrund des Wachstums in die Breite und schloss EDV-Produkte mit ein.
1993 wurde dann der Kabelbereich, den manche noch mit dem Namen ARP verbinden, aus der 1991 gegründeten ARP Holding ausgegliedert und läuft seit 1999 unter dem neuen Namen Cabtec.


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