HP ist nicht gleich Hardware

Dass Hewlett-Packard der fünftgrösste Software-Hersteller der Welt ist, dürfte in der Diskussion um die Konsolidierung der Hardware-Linien unter den Tisch geraten sein. Nun will man in den gewinnträchtigen Software-Bereich mehr Engagement stecken.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/10

     

Hewlett-Packard ist weltweit der fünftgrösste Software-Hersteller. Diese Tatsache ging im Gerangel um die Compaq-Übernahme und die Frage, welche PC- und Server-Reihen denn nun vom Markt verschwinden würden, beinahe unter.
Allerdings hat auch HP selber in den letzten Jahren nicht gerade viel dazu beigetragen, dass sie bekannter wird. 2001 erzielte das Unternehmen laut IDC 2,5 Milliarden Dollar Umsatz mit Software. Davon kommen neun Millionen Dollar, wie Peter Nikles (Bild), Country Manager Software Solutions Organization, nicht ohne Stolz ergänzt, aus der Schweiz.
Dabei handelt es sich, wie Nikles betont, ausschliesslich um Lizenzgeschäfte und Support. Die Umsätze für die Implementierung sind in dieser Zahl nicht enthalten. Für das Finanzjahr 2002 sollen sich gar 11 Millionen abzeichnen.

In Software investieren

Bei HP bedeutet Software in erster Linie HP Openview. Das Management-Paket ist weltweit 135’000-mal installiert. Es umfasst Tools für die Administration von Daten- und Voice-Netzwerken, Anwendungen und Datenbanken, Betriebssystemen, Hardware sowie von Speichersystemen. Dazu kommen ein Data Center Utility, Middleware für J2EE und Dot-Net sowie die Telco-Software Opencall. Wer je ein SMS auf den Weg schickte, dürfte damit in Berührung geraten sein, denn laut Hewlett-Packard werden 70 Prozent aller SMS-Meldungen mit Opencall geroutet.
Nachdem der Compaq-Deal nun unter Dach und Fach ist, sind die Entwickler, wie Nikles im Gespräch erklärt, daran, die TeMIP-Management-Software von Compaq in den Netzwerkteil von Openview zu integrieren. HP-Chefin Carly Fiorina will, so Nikles, in den Software-Bereich vermehrt investieren, da er besonders gewinnträchtig sei. Bei der Telco-Software werden vorläufig sowohl HPs Opencall wie die Telecom-Software von Compaq weiter entwickelt und auf beiden basierende Lösungen unterstützt. Bei der Weiterführung der Entwickler-Umgebung stehen Tools für J2EE und Dot-Net, Mobile-Anwendungen und die Itanium-Technologie im Vordergrund.

Bausteine

Die Software-Abteilung von HP ist Teil der Enterprise System Group. Nicht von ungefähr, denn bei deren Kundenkreis liegt das vorwiegende Umfeld für Openview. Durch den massiven Wettbewerb gedrängt, versuchen etwa Dienstleister, neue Produkte anzubieten. Ziel ist es, Umsätze zu generieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ähnliches verfolgen auch viele Unternehmen mit ihren Netzwerken. Eine qualitativ hohe Bereitstellung der neuen Dienste ist dabei Voraussetzung. Nikles: «Wir gehen davon aus, dass schon bald ein grosser Teil aller Funktionen als Services implementiert und betrieben wird. Dafür bieten wir modulare Bausteine für die Entwicklung, Integration, Anwendung und für das Management. Der modulare Aufbau unserer Software und der ‹Best of Breed›-Ansatz ermöglichen den Kunden dabei einen schnellen Return of Investment.»
Nikles sieht seine Kunden einerseits bei Dienstleistern wie ISPs, Telcos und Hostern und anderseits in den Unternehmen. Massgebend ist weniger die Grösse eines Unternehmens (Nikles: «Openview wurde auch schon bei Firmen mit fünf Servern installiert») als die Komplexität der IT-Struktur: «Mit den einzelnen Modulen ist es möglich, selbst für kleinere KMUs passende Openview-Lösungen zu installieren, die auch vom Preis her stimmen.»

Partner sind willkommen

Openview läuft unter Windows, HP Unix und Sun Solaris. In Sachen Software versteht sich HP, wie Nikles betont, als Multi-Plattform-Anbieter. Ein Zeichen für diese Offenheit ist die soeben bekannt gemachte Unterstützung der neuen Apple-Server unter Mac OS X durch Openview.
Verkauft wird die Software direkt an die Kunden wie auch über den indirekten Kanal, Consulter, OEMs und Managed Services Partner.
Wichtig aber sind und bleiben, wie Nikles betont, VARs und Systemintegratoren. «Es ist überhaupt nicht so, dass wir die grossen Kunden grundsätzlich für uns behalten», versichert er, «entscheidend ist, dass der Partner seinen Kundenkreis kennt und um dessen Bedürfnisse weiss. Dazu sollte er das entsprechende Fachwissen unseres Software-Portfolios haben, damit er kompetent auftreten und dem Kunden einen Mehrwert bieten kann.
Ob es sich dabei um unsere interne Verkaufsorganisation oder einen externen Partner handelt, ist sekundär.» Deshalb wurde das Partnerprogramm ausgebaut und mit den Developped Services gebündelt. «Unsere Partner sollen Openview und dessen Möglichkeiten sehr gut kennen. Es ist heute fast unmöglich, die Aus- und Weiterbildung für mehr als ein komplexes Produkt zu bewältigen und gleichzeitg noch Geschäfte zu machen. Und gerade dabei wollen wir unseren Partnern helfen. Das ist der tiefere Grund, weshalb wir ein klares Bekenntnis zu Openview von ihnen erwarten. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, ist bei uns willkommen.» (fis)


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