«Wieviel Zeit haben Sie noch?»

Angesichts des grossen Entwicklungsaufwandes bei Bison Solution und der langen Dauer bis zur Marktreife haben wir uns des öfteren gefragt, wie sich Bison Solution finanziert. Bison-CEO Rudolf Fehlmann (Bild) gibt Auskunft.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/10

     

IT Reseller: Die deutsche PC Ware hat den Systemintegrationsarm der Bison-Gruppe, die ehemalige Agro Data, zu 70% übernommen. War dies ein Notverkauf, um den Fortbestand von Bison Solution zu finanzieren?
Rudolf Fehlmann: Mit dem Erlös der 70%-Beteiligung an Bison Systems kann man Bison Solution nicht finanzieren. Der Verkauf der Beteiligung an Bison Systems war nicht geplant oder gesucht, sondern PC Ware ist an uns herangetreten.
ITR: Wie also finanzieren Sie die aufwendige Entwicklung einer komplett neuen ERP-Lösung? Immerhin dauert die Entwicklung nun schon ganze sechs Jahre...
RF: Bis ins Jahr 2000 hatten wir die Software nicht einmal aktiviert. Wir planten, die Entwicklung auch weiterhin aus den laufenden Erträgen zu finanzieren. Dieser Plan ging natürlich mit dem Einbruch der IT-Konjunktur nicht mehr auf. Wir diskutierten deshalb die Variante, die Entwicklung herunterzufahren – sprich langsamer vorwärtszugehen. Der Verwaltungsrat, in dem Fenaco eine Mehrheit hat, war damit nicht einverstanden.
Für Fenaco ist Bison einerseits ein wichtiger IT-Dienstleister. Andererseits plant der Konzern, Bison Solution als Konzernlösung einzusetzen. Fenaco kannte die Preise für die Einführung von grossen ERP-Lösungen. Ein Konkurrent offerierte für eine zweistellige Millionensumme. Somit hilft uns zurzeit Fenaco mit Krediten. Bereits die Perspektive «Hoflieferant des Konzerns» zu werden ist interessant.
ITR: Wir können uns vorstellen, dass auch eine Fenaco nicht Geld verschenkt. Wurde Ihnen ein Zeitlimit gesetzt?
RF: Natürlich ist man bei Fenaco nicht blauäugig. Der Konzern ist sehr gesund, und es gibt keine Aktionäre, die dringend Geld wollen. Der Verwaltungsrat verlangt von uns, dass wir erste Module verkaufen und Branchen-Partnerschaften eingehen.
Ausserdem: Man denkt immer, dass wir eine grosse Burn-Rate hätten. Das täuscht aber – wir brauchen nicht mehr als 10 Millionen Franken pro Jahr. Wir sollten dieses oder nächstes Jahr den Break-Even erreichen.
ITR: Miracle ist gescheitert, als es darum ging, eine Partnerlandschaft aufzubauen und die Lösung bei einigen Kunden einzuführen. Wie sehen Sie die Risiken für Bison Solution in den nächsten Monaten und Jahren?
RF: Ich habe tatsächlich grossen Respekt vor den Risiken, die vor uns liegen. Unsere Ressourcen sind beschränkt, das Wachstum kann also nur mit Partnern erfolgen. Wenn wir nun die falschen Partner wählen, wird die Qualität sinken. Die Herausforderung liegt nun im Know-how-Transfer. Bis jetzt ist Bison Solution eine Erfolgsstory – wir sind jetzt da. Aber wir dürfen jetzt keine Fehler machen. (Interview hc)


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