Der Sanierungsfall Cablecom hat ein neues Logo. Es soll «dem fundamentalen Wandel des Unternehmens vom Technologieführer hin zum Erlebnisprovider» ein Gesicht verleihen. Selbiges verzieht der neugierige Betrachter dann auch erst einmal, will er herausfinden, was Cablecom mit dem Logo eigentlich darzustellen versucht. Ein Erlebnis ist dieses Ratespiel allemal. Handelt es sich bei besagtem Logo nun um einen postmodernen Schraubenschlüssel oder doch eher um eine Tribal-Tätowierung?
Ein IT-Reseller-Online-Leser will gar einen «doppelköpfigen Piranha» erkennen, «der den Cablecom-Kunden Zeit und Gebühren ohne Gegenwert wegfrisst». Es könnte aber auch zwei Köpfe darstellen, die von rechts und links in ein tiefes Loch hinunterschauen. Eine logische Schlussfolgerung, erinnert man sich an Cablecoms Finanzlage. Demzufolge sei das «Marketing-Budget vergleichsweise bescheiden», heisst es bei
Cablecom. Und das ist auch gut so, sagen wir.
Das alte Logo war den Kunden zu technisch, zu wenig emotional, zu distanziert. Nun ja, mit ein wenig Phantasie und einer Neunziggradwende des Kopfes nach links könnte man gar eine Arme schwingende, breithüftige Frau entdecken, die uns zurufen mag: «Hallo Kunde, bring uns Bares.» Da kochen die Emotionen über.
Etwas ratlos fragten wir bei der für das Logo verantwortlichen Werbeagentur McCann-Erickson nach, was es denn nun mit dem geheimnisvollen Zeichen auf sich habe. Ja was schon, «eine Brücke zwischen zwei Welten»! Ach so, klar, wieso sind wir da nicht selbst drauf gekommen. Um die tiefschürfende Aussage noch besser zu verstehen, sehen wir uns noch die Animation auf der Cablecom-Website dazu an.
Gespannt sitzt die vollzählige Redaktion vor der Mattscheibe. Doch keinem kommt wirklich die Idee einer Brücke, der Film von der Entstehung des Logos erinnert eher an einen naturwissenschaftlichen Beitrag zum Thema «Die Amöbe teilt sich».Auch als Anschauungsmaterial zur Diskussion über das Problem der Fristenlösung wird das Filmchen vorgeschlagen. Naja, vielleicht haben da unsere Redakteure ein bisschen zuviel Phantasie.
Die Cablecom-Mitarbeitenden sehen das jedenfalls ganz anders, verrät uns COO Rudolf Fischer: «Toll, welche Begeisterung und Faszination das neue Logo schon von Beginn an in unserem Team auslöste.» Beim Hausmeister und Sanitärinstallateur? Die Firma ohne Geld und einem Schraubenschlüssel-Fischfrau-Tatoo-Logo will also durchstarten. Wir sind gespannt.
Susann Klossek