Schweizer Application Service Provider optimistisch

Wer den «Shake-out» im Schweizer ASP-Markt überlebt hat, ist jetzt zuversichtlich. Dieses Jahr erwarten viele Player den verspäteten Aufschwung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/13

     

Die Szene der Schweizer ASP-Anbieter lässt sich in vier Kategorien einteilen: «Pure-Breed»-ASPs, Outsourcer mit ASP-Zusatzangebot, branchenfremde Dienstleister und Branchenspezialisten mit vertikalen ASP-Angeboten.
Von den «Pure-Breed»-ASPs, Firmen also, die auf die «Vermietung» von Applikationen über Internet fokussieren, sind nur wenige übriggeblieben. Doch diese sind nun ausgesprochen zuversichtlich. Christian Speck von Steffen Informatik (ehemals Businesscare) gab in bester Laune Auskunft: «Wir haben jetzt die ersten Monate mit einem kleinen operativen Gewinn hinter uns. Das erlaubt uns, auch mal einen Kunden abzulehnen, der nicht zu uns passt. Die Situation ist viel angenehmer als letztes Jahr mit Businesscare.»
Für das laufende Jahr budgetiert Steffen Informatik ein Umsatzwachstum von immerhin 30% im ASP-Geschäft. Der Optimismus habe nicht unbedingt mit der Einschätzung des Marktes zu tun, sondern eher mit der neuen Situation als Abteilung von Steffen Informatik, sagt Speck. Die langjährigen Kunden des Citrix-Spezialisten hätten eben Vertrauen, so Speck.
Das sei als Businesscare (einem Joint-Venture der untergegangenen Commcare mit Steffen) nicht unbedingt so gewesen. Den Kopf will Speck angesichts der guten Aussichten nicht verlieren. Steffen Informatik werde weiterhin mit eigenen Mitteln und bewusst nicht explosionsartig wachsen.
Max Etter, Leiter Outsourcing bei In4u in Lyss, schätzt für das laufende Jahr noch höhere Wachstumsraten für seine Firma im ASP-Geschäft. Werden heute etwa 150 Kunden-Arbeitsplätze mit Software per Internet bedient, so sollen es im Oktober bereits 650 sein, so Etter. Die grössten Marktchancen sieht er bei Kunden mit verteilten Standorten.
Ein weiterer reiner ASP ist ERPsourcing in Wallisellen. Die Tochtergesellschaft von SAP-Stäfa ist auf ASP-Dienste für branchenspezifische SAP-KMU-Lösungen spezialisiert. Nachdem die Walliseller schon in den letzten zwölf Monaten ein Wachstum von 50% erzielt haben, schätzt Adrian Lüthi von ERPsourcing, dass man im laufenden Jahr um 20% zulegen kann.

Die Branchenfremden kommen

Ganz interessant und im KMU-Markt vielleicht am zukunftsträchtigsten scheint uns das Modell der «Zürich» Service. Die Tochtergesellschaft des Zürich-Versicherungskonzerns bietet KMUs eine ganze Reihe von Dienstleistungen im Umfeld der Personaladministration.
So kann eine Firma das ganze HR-Wesen zur «Zürich» Service auslagern oder eben die entsprechenden SAP-Software mieten. Gehostet wird «SAP HR easy-to-go» bei der Zürich selbst.
René Pfluger, Chef von «Zürich» Service, ist überzeugt, dass vor allem der Eintritt von Mitbewerbern in das ASP-Geschäft dem Markt einen kräftigen «Schubs» geben wird. Pfluger: «Die Kunden sind es gewohnt, mit E-Banking zu arbeiten. Jetzt wollen sie auch andere Geschäftsprozesse erledigen, ohne Daten hin- und herzuschicken.»
Tatsächlich dürfte es für einen Kunden der «Zürich» attraktiv sein, statt Mutationen mühsam auf Formulare zu notieren und einzusenden, Änderungen an Personaldaten gleich selbst im Browser vorzunehmen.
Einen wichtigen Vorteil für seine Firma sieht Pfluger im grossen Vertriebskanal der Muttergesellschaft, die als Versicherer sowieso mit etwa 250 Verkäufern im KMU-Markt unterwegs ist. Auf die Frage, ob es denkbar sei, dass «Zürich» Service das Angebot auf weitere ASP-Dienste (z.B. Fibu) ausdehnen wird, antwortet Pfluger: «Wir fokussieren uns auf Dienstleistungen im HR-Umfeld. Denkbar wäre aber eine Erweiterung des Angebots mit Partnern zusammen.»

ASP-Tummelfeld Behörden


Massives Wachstum hat auch die Ruf- Gruppe budgetiert. Ruf ist mit über 1500 Usern bereits heute der zweitgrösste ASP in der Schweiz. Nach einem Wachstum des ASP-Business’ um 59% in den letzten 12 Monaten, prognostiziert Tom Weber vom Spezialisten für Gemeinde-Software auch für 2002 einen Sprung von 50%. Zurückhaltender ist Benno Affentranger von Abraxas. Für das laufende Jahr erwartet der grösste Schweizer ASP eine stabile Userzahl. 2005 aber soll bereits ein Viertel des Abraxas-Umsatzes mit dem ASP-Modell generiert werden. (hc)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER