Quo vadis?


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/17

     

Als Aussteller der Orbit ‘02 frage ich mich, wie die diesjährige Messe einzuschätzen ist. Andere IT-Fachmessen haben auch mit Problemen zu kämpfen. Bei lediglich 40’000 Besuchern darf aber hinterfragt werden, ob die Orbit noch Pflichtprogramm ist. Sind die Aufwendungen der Aussteller bei diesen geringen Frequenzen und dem flauen Medieninteresse noch gerechtfertigt? Eine Überschlagsrechnung ergibt, dass sich die Aussteller zusammen jeden Besucher wohl zwischen tausend und zweitausend Franken kosten liessen. Im nächsten Jahr werden die Budgets kaum mehr soviel hergeben und die Spirale könnte sich weiter nach unten drehen.
An dieser Aussicht tragen die Aussteller eine Mitschuld. Beflügelt von der goldenen Zukunft des B2B-Marktes wollte man sich nur noch auf die lukrativen Businessbesucher konzentrieren. Kein Turnschuhvolk und den Samstag nicht mehr am Stand verbringen – das neue Konzept mache Sinn und war mit angenehmen Neuerungen verbunden. Für die Orbit ist das Ergebnis doppelt tragisch: Ihr bleiben die Besucher nicht nur wegen der schwierigen Wirtschaftslage fern, sondern auch weil die Veranstaltung dadurch langweilig geworden ist.
Um den Abwärtstrend zu drehen, muss die Orbit wieder ein breites Publikum ansprechen. Die Öffnung für weitere Themenbereiche ist zwingend. Die kritisierten Preise müssen revidiert werden. Die Besucher sollen aus eigenem Antrieb kommen und nicht weil ihnen, vom Aussteller notabene, der teure Eintritt gesponsert wird.
Abertausende erwarteter Fachbesucher haben 2002 die Reise an die «Leitveranstaltung der Schweizer IT-Branche» nicht angetreten. Ab dem kommenden Jahr müssen Besucher und Medien an der Orbit wieder den IT-Puls spüren und neben Informationen auch Inspirationen aufnehmen können. Für die Zukunftsbranche IT ist die Orbit als Schaufenster von grösster Wichtigkeit. Für deren Neugestaltung müssen sich jetzt auch diejenigen engagieren, welche den ganzen Event finanzieren: Die Aussteller. Ihre Vertreter im Messebeirat, sofern sie überhaupt noch zu den Ausstellern gehören, stehen in dieser Funktion erstmals vor einer herausfordernden Aufgabe.
Michael Oschwald, Mitgründer Codex Unternehmensgruppe


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