Das Internet hat die Architekturanforderungen für Rechenzentren verändert. Die klassischen Host-Architekturen weichen zunehmend n-tier-Architekturen, wo Multiprozessor-Systeme im Kernbereich die Transaktionen verarbeiten, während in einer mittleren Schicht skalierbare Serversysteme als Plattform für Applikationsserver eingesetzt werden und am Edge, der Schnittstelle zum Netz, kleine, horizontal skalierbare Systeme zum Einsatz kommen.
Mit N1 hat Sun nun für den Betrieb solch komplexer Umgebungen ein Framework definiert.
Sun-CEO Scott McNealy, nie um grosse Worte verlegen, verkündete, worum es geht: «Heute befinden sich die Netzwerke auf einem vergleichbaren Stand wie die Telefonbranche zu der Zeit, als man die Gespräche noch manuell vermittelte. Wenn wir nicht – analog zur automatischen Telefonzentrale – ein einfaches skalierbares System entwickeln, werden wir demnächst jeden unter 30-jährigen zum Systemadministrator ausbilden müssen.
Mit N1 haben wir daher eine dynamische Systemumgebung realisiert, die das Netzwerk revolutionieren wird.» N1 wird als Softwareschicht implementiert, und ermöglicht es, das gesamte Netzwerk wie einen einzigen Rechner anzusprechen. Sun arbeitet bereits seit mehreren Monaten an diesem Konzept. Als Haupteinsatzbereich gelten bestehende Firmennetzwerke. Sun sieht N1 in erster Linie zusammen mit anderen Entwicklungen aus dem eigenen Hause wie NFS (Network File System), Dynamic System Domains, Java, Solaris und der Sun ONE Grid Engine Software.
Der Computer, der das Netzwerk ist
Rob Gingel, Chief Engineer von Sun, stellte einmal die Frage: «Wenn das Netzwerk der Computer ist, was ist dann dieser Computer, der das Netzwerk ist?» Mit N1 glaubt Sun die Antwort gefunden zu haben. Das wichtigste Ziel besteht für Sun darin, die Komplexität, der sich IT-Organisationen heute gegenüber sehen, zu verringern. Mit N1 verschmelzen sämtliche Komponenten zu einer vernetzten Umgebung.
Sun verspricht sich davon höhere Verlässlichkeit, geringere Betriebskosten und ein einfacheres Management. Im Rechenzentrum werden nur gerade so viele Ressourcen belegt, dass der festgelegte Service-Level eingehalten werden kann. Wenn die Nachfrage nach einem bestimmten Dienst steigt oder fällt, wird durch die dynamische Anpassung sichergestellt, dass der Service-Level aufrechterhalten wird, ohne dass mehr als die dafür benötigten Ressourcen belegt werden.
Wie Suns CTO, Greg Papadopulos sagt: «Mit N1 sind Computer nicht einfach an ein Netz angeschlossen, sondern das Netzwerk lässt die jeweils benötigten Rechner entstehen. Auf diese Weise werden in Zukunft nicht nur extrem hohe Leistungen bei Prozessoren, Speicher und Bandbreite sondern auch Millionen von IP-Verbindungen möglich.» Sun Services will die Kunden beim Aufbau der für N1 notwendigen Systemarchitektur unterstützen und übernimmt die Anleitung beim Übergang zu einer N1-Umgebung von der Konzeption bis zur Umsetzung und Verwaltung.
Mittelfristig soll N1 dann auch durch unabhängige Softwareentwickler, Anbieter von Netzwerkinfrastruktur wie
Cisco und von Systemintegratoren wie Cap Gemini Ernst & Young,
EDS und Deloitte Consulting angeboten werden. «Das Netzwerk ist der Computer» – wenn es nach Sun geht, könnte der alte Slogan jetzt Wirklichkeit werden. (fis)