Vor rund einem Jahr beschloss die Coop-Tochter Simeco, ihre beiden Absatzkanäle
Interdiscount (IT, Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte) und Radio/TV Steiner (Schwergewicht UE) zusammenzulegen. Davon erhoffte man sich eine Steigerung der Einkaufsmacht und der Marketingpräsenz. Wie ist die Integration gelaufen, und was hat sie gebracht? Rudolf Burger, Chef des Verwaltungsrats von Interdiscount und Delegierter in der Coop-Konzernleitung, zieht ein positives Fazit.
Integration vollendet
«Die Integration ist durchwegs nach Plan verlaufen, und war schneller vollendet, als wir gedacht haben», so Burger. Natürlich sei die Verbreiterung des Produktsortiments gerade für das von Radio/TV Steiner her stammende Personal eine Herausforderung gewesen. Mögliche Probleme habe man aber, noch bevor sie sich negativ auswirken konnten, schon frühzeitig durch Schulungen auffangen können.
Die von der Zusammenlegung erhofften Vorteile hätten sich ganz klar materialisiert, wobei sich durch das erhöhte Einkaufsvolumen nicht nur höhere Margen erzielen lassen, auch für das Marketing zusammen mit den Herstellern eröffneten sich neue Möglichkeiten.
Letztes Jahr redete
Interdiscount noch von einer möglichen Erhöhung der Anzahl der Filialen von damals 216 auf vielleicht 230. Dies ist aber – das war angesichts der Marktentwicklung auch nicht anders zu erwarten – nicht geschehen. Die Zahl der Filialen ist sogar leicht zurückgegangen.
«Aufgrund der Standortanalyse ergab sich eine Bereinigung des Verkaufstellennetzes. Derzeit betreibt Interdiscount 200 Verkaufsstellen», kommentiert Rudolf Burger diese Entwicklung.
Ein schwieriger Markt
Der Gesamtmarkt, so bestätigt Burger, war in diesem Jahr bisher stark unter Druck. Er vermutet, dass die Retail-Umsätze in der Schweiz im Unterhaltungselektronikbereich insgesamt um etwa 13 Prozent rückläufig waren, während die Umsätze mit IT-Produkten noch etwas stärker um rund 18 Prozent zurückgingen. Zwischen UE und IT habe ausserdem eine Angleichung der Margen stattgefunden – im Klartext heisst das, dass die vorher höheren Margen bei den UE-Produkten sich dem Niveau des IT-Bereichs angenähert haben.
Discounter im Vormarsch?
Interdiscount aber, so betont Burger, habe in diesem schwierigen Markt «markant» Marktanteile gewonnen. Das –
Interdiscount bezeichnet sich ja als «Discounter mit Service» – lässt, zusammen mit anderen Meinungen aus der Szene den Schluss zu, dass Discounter in der heutigen Marksituation, in der die Konsumenten vermehrt auf den Preis achten, im Vormarsch sind.
Ein Discount-Konzept verfolgen auch Newcomer wie Best-buy oder Carrefour. Auf die Chancen dieser neuen Konkurrenten angesprochen, hielt sich Burger aber bedeckt: «Fragen Sie mich nächstes Jahr. Wir konzentrieren unsere Aufmerksamkeit auf uns selbst.»
Zuversichtlicher Ausblick
Für das kommende Weihnachtsgeschäft, für viele Retailer wie immer eine wichtige Zeit, die ein eher enttäuschendes Jahr noch retten oder vollends vermiesen könnte, hat Rudolf Burger ein gutes Gefühl. Es dürfte, so vermutet er, aufgrund der Zurückhaltung der Konsumenten in den drei vorangehenden Quartalen sehr wahrscheinlich ein Nachholbedarf bestehen – das Weihnachtsgeschäft sollte also positiv verlaufen.
Gibt es bestimmte Produkte, die nächstes Jahr wieder etwas mehr Schwung in den Consumer-IT und –Elektronikmarkt bringen könnten?
Rudolf Burger nennt als Hoffnungsträger DVD-Rekorder beziehungsweise DVD-Brenner für PCs sowie MMS (Multimedia Messaging Services für Handys). Allgemein aber müsse man sagen, dass keine absoluten Neuigkeiten für 2003 in Sicht seien.
Über Interdiscounts Wachstumsziele für das nächste Jahr will er sich nicht genauer äussern. «Es wird mehr sein», so sein trockener Kommentar auf die Frage. Zusammengefasst blickt
Interdiscount zuversichtlich in die Zukunft und ist vom Erfolg überzeugt. Das grösste Problem, dem sich der Retail gegenwärtig gegenüber sehe, sei es nämlich, die Unternehmensstrukturen den neuen Gegebenheiten anzupassen. Genau das habe Interdiscount nun, nach der Integration von Radio/TV Steiner, schon sehr frühzeitig hinter sich gebracht, und sei daher für die Zukunft gut gerüstet. (hjm)
Was macht Medion?
Medion vertreibt seine Elektronikprodukte in Deutschland und anderen Ländern vor allem über grosse Lebensmitteldiscounter (Aldi). Gerüchte, dass das Unternehmen dieses Konzept auch auf die Schweiz übertragen will, kursieren schon seit einiger Zeit.
Falls
Medion das tatsächlich tut, dürfte das sicher auch
Interdiscount interessieren, wo man zum Beispiel Plasmafernseher und PCs von Medion im Angebot führt. Auf unsere entsprechende Nachfrage in der Medion-Zentrale in Deutschland wollte man allerdings im Moment leider keine Auskunft über die Pläne von Medion in der Schweiz geben.