Systor Deutschland ist pleite

Nächstes Jahr muss Systor die Schweizer Belegschaft auf rund 530 Leute reduzieren. Die Niederlassung Deutschland stellte sogar Antrag auf Insolvenz wegen Überschuldung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/21

     

Der IT-Dienstleister Systor muss ab Dezember in der Schweiz rund 120 Kündigungen aussprechen. Laut Pressesprecherin Bettina Cohen dürften in der Schweiz ca. 145 Stellen verloren gehen, da zusätzlich natürliche Abgänge nicht ersetzt werden.
Die genaue Zahl stehe noch nicht fest, da seit dem 15. November, als die Mitarbeitenden informiert wurden, ein Konsultationsverfahren laufe. «Seit diesem Datum haben die Betroffenen zehn Tage Zeit, allfällige Gegenvorschläge vorzubringen.
Diese werden derzeit von der Geschäftsleitung geprüft», sagt Cohen zu IT Reseller. Sicher sei, dass es Mitarbeitende durch alle Hierarchiestufen und aus allen Bereichen betreffen wird, v. a. aber Leute aus den zentralen Funktionen. Einen Sozialplan gibt es nicht für alle Betroffenen, Härtefälle werden individuell behandelt.
Neben Entlassungen sollen Lohnkürzungen im 2003 die Kosten straffen. So erhalten Kader und Management durchschnittlich zehn Prozent weniger Salär, und auch die Mitarbeiter müssen Opfer bringen und durchschnittlich auf fünf Prozent Lohn verzichten.

Von 1400 auf 530 Leute

Systor beschäftigte vor einem Jahr noch rund 1400 Mitarbeitende, per Ende Oktober waren es 1177. Nun seien, so Cohen, für 2003 für die Schweiz noch rund 530 Leuten geplant, der bevorstehende Stellenabbau eingeschlossen. Ausserdem wurde seit Januar 2002 die Anzahl externer Stellen von 321 auf 205 reduziert.
Systor rechnet in diesem Jahr nur mit rund 280 Mio. Franken Umsatz — gut ein Drittel weniger als 2001. Im 2001 war der Umsatz bereits von 434 auf 425 Mio. Franken eingebrochen. Immerhin etwas erfreuliches kann Cohen berichten: «Im Bereich Outsourcing und ASP für Private Banking sehen wir mit unserer Tochter Systor Business Services AG gute Chancen. Dieser Bereich mit seinen 100 Mitarbeitenden arbeitet sehr erfolgreich.»

Systor Deutschland stellt Insolvenzantrag

Bettina Cohen bestätigte ebenfalls Gerüchte, dass Systor Deutschland insolvent ist. «Das ist so, wir haben die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim zuständigen Gericht in Deutschland letzten Dienstag beantragen müssen.» Die 360-köpfige Belegschaft wurde am selben Tag informiert. Wie es weiter geht, ist derzeit noch unklar. «Ob Deutschland geschlossen wird, muss der Insolvenzverwalter entscheiden. In den nächsten Tagen wird jedenfalls normal weitergearbeitet. Ob profitable Teilbereiche in Deutschland weiter bestehen können und Sanierungsmassnahmen in Angriff genommen werden, entscheidet der Insolvenzverwalter.»

Überschuldung zu gross


Es sei allerdings nicht so, wie in gewissen Medien kolportiert wurde, dass die UBS a priori Systor Deutschland nicht mehr unterstützen wolle. «Es wurde schon länger Anstrengungen unternommen, einschneidende Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen wurden in Angriff genommen.» Man habe alles daran gesetzt, die Finanzierung sicherzustellen und alle Optionen geprüft, mit potentiellen Investoren die Finanzierung sicherzustellen, so Cohen weiter. «Die Überschuldung konnte aus eigenen Mitteln nicht mehr gedeckt werden.» Neue Investoren hat man rechtzeitig keine gefunden, über die Höhe der Verschuldung kann Cohen keine Auskunft geben. (mh)


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