Stolz und optimistisch präsentierte sich die Führungs-Troika von
T-Systems (Peter Schöpfer (Bild Mitte), Uwe Wehrle (Bild links) und Gregor Stücheli (Bild rechts)) vor kurzem einigen Schweizer Medien. Der Stolz der Langenthaler Mannen ist nicht ganz unberechtigt.
Immerhin haben sie im vergangenen Jahr nicht nur ihre, aus diversen Teilen gebaute Firma (Multilink, Atag Debis Desktop Services, Atag Debis Informatik) zusammengeschweisst und ihr eine neue Strategie verpasst, sondern sie können auch noch schwarze Zahlen und kräftiges Umsatzwachstum vorweisen. «Wir sind vom HW-Verkäufer zum IT- und Telekomdienstleister geworden und, unsere Organisation steht», so Schöpfer selbstbewusst.
Eindrückliche Zahlen
Im vergangenen Jahr, in dem nicht wenige IT-Serviceprovider ihr Firmenleben aushauchten, legte der Umsatz von
T-Systems Schweiz um 12% auf etwa 500 Mio. Franken zu, wie Finanzchef Dominik Maurer erklärte. Angesichts der generellen Finanzlage des Konzerns noch wichtiger: T-Systems Schweiz schloss 2002 auch auf Reingewinn-Ebene klar positiv ab und ist damit innerhalb des Konzerns Ausnahme und veritabler Musterknabe.
Dass T-Systems bereits im zweiten Jahr nach dem Umbau-Start Geld verdient und wachsen kann, beeindruckt und erstaunt. Denn die Langenthaler mussten in einem stagnierenden oder gar schrumpfenden Markt gleichzeitig mehrere Firmen integrieren und diese zusätzlich vom Boxmover zum Dienstleister umbauen. Mitgeholfen hat sicher das grosse Sparpotential durch die Schliessung von mehreren Standorten. Stellen abgebaut wurden (und werden) hingegen keine, allerdings hat der Systemintegrator im Laufe des Umbaus Mitarbeitende «ausgewechselt», wie es Schöpfer etwas brutal ausdrückt.
Healthcare, öffentliche Betriebe und konvergente Lösungen
Im laufenden Jahr will
T-Systems weiter auf der Outsourcing-Welle reiten. Den Outsourcing-Anteil von etwa 45% am Gesamtumsatz will man im kommenden Jahr klar steigern. «Unsere Grösse erlaubt uns kompetitive Angebote zu machen, und wir haben auch die Situation mit Hardware-Herstellern, die Services quersubventionieren, im Griff», sagt Uwe Wehrle, der innerhalb der komplexen Matrixstruktur von T-Systems für die «Service Lines», sprich den Betrieb, zuständig ist.
T-Systems wird im jungen Jahr noch mehr auf Grossfirmen und öffentliche Betriebe fokussieren. Neben Outsourcing sieht sich der Integrator in den relativ «heissen» Märkten für System- und Applikationsintegration sowie «Collaborative Commerce» gut positioniert. Zusätzlich tun sich neue Chancen auf, beispielsweise im Healthcare-Markt.
Einerseits mit Outsourcing (das Berner Inselspital ist T-Systems-Kunde), andererseits wird die neue Tarifverordnung (Tarmed) und die kommende Patientenkarte einen gewaltigen Invesititonsschub auslösen.
Ebenfalls im Visier von T-Systems ist dieses Jahr der Retail, wo man vermehrt Kundenkartensysteme integrieren und betreiben will. Die laufende Konsolidierung unter Systemintegratoren aber auch IP-Carriern wird in Langenthal als Vorteil gesehen. So kann man sich, neben
Swisscom IT Services, als einziger echter «Full Service Provider» mit IT-Integrations- und Kommunikations-Diensten in hoffnungsvollen Märkten für EBPP (elektronische Rechnungsstellung- und Bezahlung), Kartensystemen und ähnlichem positionieren.
Gregor Stücheli offenherzig: «Systor wird gewiss einige Kunden hinterlassen.»
Wie anderswo auch, spricht man bei T-Systems von einer langen Projekt-Pipeline, leidet aber auch unter dem verbreiteten Phänomen des «verschobenen Projektes». Doch Schöpfer bleibt optimistisch. «2003 muss eine Invesitionswelle kommen. Wer Investitionen zu lange aufschiebt, wird sonst in nächster Zeit in Probleme kommen», so seine Analyse. (hc)
Abraxas und EDS ausgestochen
T-Systems konnte sich im vergangenen Jahr einige interessante Outsourcing-Deals sichern. So verlängerte der Basler Chemieriese Clariant den Vertrag ohne Neuausschreibung um sieben Jahre, nachdem eine Studie von Gartner
T-Systems gegenüber der Konkurrenz äusserst gut positionierte.
Neue Kunden sind die Versicherung Mobiliar, Triumph International, die Finanzdirektion Zürich (Abraxas – immerhin zu 50% im Besitz des Kantons Zürich – verlor den Deal), IGS (der Zusammenschluss von 16 kantonalen Sozialversicherungsanstalten – ein Verlierer war wiederum Abraxas) und die REGA (gegen EDS).
Die SBB und das Berner Inselspital haben ihre Verträge erweitert. Für die SBB baut und betreibt T-Systems eine riesige Thin-Client-Umgebung.