EMC hat seinen Symmetrix-Modellen für den Highend-Storage-Markt eine völlig neue Architektur verpasst, die
EMC «Direct Matrix Architecture» (DMX) nennt. Das wurde wahrscheinlich auch langsam Zeit: Die bisherige Architektur der Symmetrix-Systeme wurde schon 1990 eingeführt.
«Die erste Symmetrix-Architektur hat 13 Jahre lang gute Dienste geleistet», drückt es Chuck
Hollis, EMCs Vice President Platforms Marketing positiv aus. Die Konkurrenz war natürlich weniger nett: «EMC verkauft immer noch Kisten, deren Technologie mehr als 10 Jahre alt ist», so oder ähnlich lautete ein Argument, das man in den letzten Jahren oft hörte. Gemäss EMC hat man nun aber durch die Einführung der «Direct Matrix Architecture» nicht nur mit der Konkurrenz gleichgezogen, sondern sie gleich einen Schritt hinter sich gelassen.
Für die nächsten 10 Jahre
Für die Ankündigung dieses Technologieschrittes hat
EMC einen ungewöhnlich hohen Aufwand betrieben. Das Marketinggetöse hat einen ernsthaften Hintergrund: Als Technologieführer zu gelten, ist im Highend-Storage-Markt weiterhin ein wichtiges Verkaufsargument. Konkurrent Hitachi (HDS) hatte in dieser Beziehung aber in letzter Zeit die Nase vorn.
Das dürfte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass HDS in der jüngeren Vergangenheit EMC kontinuierlich Marktanteile abjagen konnte – zuletzt, im Q3 2002, war HDS gemäss Zahlen der Investmentbank AG Edwards sogar nahe daran, im Highend-Sektor EMC vom Thron des Marktführers zu stossen. Durch die DMX-Architektur erhofft sich EMC nun neuen Auftrieb und fühlt sich ausserdem wieder gerüstet, auch in den nächsten zehn Jahren mit den steigenden Leistungsansprüchen an Storage-Systeme mithalten zu können.
Der unmittelbare gegenwärtige Vorteil der neuen Architektur ist aber Tempo. 64 GB/sec maximale interne Bandbreite gibt EMC für sein schnellstes Modell an, viermal so viel wie Hitachi für den schnellsten seiner Lightnings. Ausserdem erreiche man ein Mehrfaches der Leistung der Konkurrenz bei einigen anderen Kennzahlen.
Die Geschichte hat allerdings einen kleinen Haken: Alle diese Zahlen (auch die von Hitachi) sind theoretische Maximalleistungen, die im realen Einsatz bei weitem nicht erreicht werden. Immerhin, es scheint plausibel, dass sich die theoretische Leistung auch im realen Storage-Leben auswirkt. Ein EMC-Techie kommentierte das schön: «Auf jeden Fall ist meine theoretische Zahl viel grösser als ihre ebenso theoretische Zahl.»
Günstige Preise, Standards, Modularität
Die neue Technologie dürfte
EMC wieder mehr Prestige einbringen, im Moment gibt es aber nur wenige Kunden, die solche extreme Performance wirklich benötigen. Für die Mehrheit spielen andere Aspekte eine grössere Rolle – zum Beispiel der Preis. EMC pocht nun darauf, dass man mit den neuen Modellen auch beim Preis locker mit der Konkurrenz mithalten könne.
Die Vorgängermodelle (Symmetrix 8000), werden übrigens ebenfalls noch weiterverkauft. EMC will sie in Zukunft mit einem «sehr interessanten Pricing» auf dem Markt platzieren. Preisbrecher?
Alle EMC-Produkte, sagte Cheftechniker Mark Lewis, werden in Zukunft den SMI-Standard, auch als «Bluefin» oder CIM bekannt, unterstützen. Der SMI-Standard soll diesen Sommer ratifiziert werden.
Neu setzt EMC nun neben dem klassischen RAID 0, bei dem sich nur die Hälfte der Bruttospeicherkapazität nutzen lässt, da alle Daten gespiegelt werden, auch zwei Formen von Parity RAID ein (EMC nennt sie RAID 3+1 resp. RAID 7+1). Damit kann mehr Speicherplatz genutzt werden, bis zu 87,5% der Rohkapazität bei RAID 7+1.
Die neuen Modelle DMX1000 und DMX2000 sind klassische «Monolythen», das heisst sie sind wie üblich als Gesamtpaket in eigenen Schränken untergebracht. Eine neue Schiene verfolgt EMC mit dem Modell DMX800, das sich für den Einbau in normale 19-Zoll-Serverschränke eignet und gemäss EMC das erste modular ausbaubare Storage-System im Highend-Bereich ist. (hjm)
Keine geteilten Datenpfade
Mit der «Architektur» der Highend-Storage-Systeme ist der Pfad gemeint, den die Daten innerhalb des «Schranks» nehmen, von den Backend-Controllern, an denen die Festplatten hängen, über die Cache-Controller bis zu den Frontend-Controllern mit den Datenports. Die alten Symmetrix-Modelle hatten eine sogenannte «Shared Bus»-Architektur: Die Controller müssen sich eine oder mehrere «Datenautobahnen» teilen. Wenn mehrere gemeinsam aktiv sind, steht ihnen also nur ein Teil der Kapazität zur Verfügung.
Bei der «Crossbar Switch»-Architektur, die Konkurrent Hitachi benutzt, gehen die Daten über dedizierte Leitungen zu Switches, die in dieser Architektur gemäss
EMC den Flaschenhals darstellen. Bei EMCs «Direct Matrix»-Architektur hat jeder Backend-Controller seinen eigenen Datenpfad zu jedem Cache-Controller und diese wieder einen eigenen Pfad zu jedem Frontend-Controller. Ein einzelner Datenpfad hat, wie auch in den beiden anderen Architekturen, eine Bandbreite von 500 MB/sec.
Der DMX 2000P, das auf höchstmögliches Tempo ausgelegte Flaggschiff der neuen Symmetrix-Modelle, besitzt je acht Controller jeder Sorte. So ergeben sich zwei Mal 64, also 128 Datenpfade, und daraus errechnet sich die maximale theoretische interne Bandbreite von 64 GB/sec, die EMC angibt.