Accenture wird neuer Schweizer IT-Riese

Durch den Verkauf des grössten Teils von Systor an Accenture entsteht ein IT-Dienstleistungsriese mit 920 Mitarbeitenden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/03

     

Der Hauptharst der Arbeitsplätze der sich seit Dezember in der provisorischen Nachlassstundung befindlichen UBS-Capital-Tochter Systor dürfte gerettet sein: Accenture will einen grossen Teil der Vermögenswerte der Systor AG und der Systor Business Services AG kaufen und wesentliche Teile der Geschäftstätigkeit von Systor übernehmen.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart – Brancheninsider schätzen ihn auf etwa 50 Millionen Franken. Damit wird sich nach Atraxis ein weiterer grosser Schweizer Systemintegrator, der einst selbst ein internationaler Player werden wollte, bei einem multinationalen Unternehmen unterstellen.
Was Systor-CEO Ulrich Kunz am meisten freut: 520 der 620 Mitarbeitenden von Systor werden von Accenture übernommen. Den 100 Mitarbeitenden, die ihre Stelle verlieren, wird bis Ende Februar gekündigt. Die Lohnfortzahlung für die Dauer der Kündigungsfrist ist gemäss Systor sichergestellt.
Damit der Übernahmevertrag in Kraft treten kann, müssen noch der Nachlassrichter, die Schlüsselkunden und die Schweizer Wettbewerbsbehörde ihre Zustimmung erteilen. Gemäss Daniel Frey, Sprecher von Accenture Schweiz, sollte der Entscheid im Laufe des März gefällt werden.
Um es noch einmal klar zu sagen: Bei dem Deal handelt es sich nicht um eine vollumfängliche Akquisition. Systors Schulden übernimmt Accenture nicht. Die Reste von Systor sollen in den nächsten sechs Monaten liquidiert werden.

Accenture Schweiz wird Outsourcer

Für die bisher 400 Mitarbeitende zählende Accenture Schweiz bedeutet der Kauf von Systor einen riesigen Wachstumsschritt. Ob Systor relativ eigenständig weiterarbeiten oder voll in Accenture Schweiz integriert wird, ist noch nicht bekannt. Dies gehört, so Frey, zu den Fragen, die im Moment noch geklärt werden müssen.
Auf jeden Fall bläht die Übernahme von Systor das bisher eher kleine Outsourcing-Geschäft von Accenture in der Schweiz gewaltig auf. Gleichzeitig verstärkt sich aber auch die Abhängigkeit vom IT-Markt Finanzindustrie: Accenture wird vorerst gegen 80% seines Umsatzes in diesem Umfeld erwirtschaften. Dies soll sich mit der Zeit aber wieder ändern. Gemäss Frey will sich Accenture in der Schweiz in weiteren Kundensegmenten stärker etablieren.

Kunz scheidet aus

Für Ulrich Kunz haben mit dem Verkauf von Systor an Accenture die letzten zwei Monate den bestmöglichen Abschluss gefunden. Über diese zwei Monate zieht er ein positives Fazit: «Ich bin wirklich mehr als befriedigt, dass es uns gelungen ist, die sehr loyalen Mitarbeitenden und die Kunden bei der Stange zu halten. Wir haben sogar in dieser Zeit noch neue Kunden gefunden.» Kunz selbst will jetzt noch für «einen geordneten Übergang sorgen». Per Ende Februar wird er aber aus dem Unternehmen ausscheiden und sich beruflich neu orientieren. (hjm)

Vorgeschichte

Schon das ganze letzte Jahr kursierten in der Branche Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten beim einstigen Schweizer Vorzeige-Systemintegrator Systor, der zu seinen Glanzzeiten international tätig war und 1900 Mitarbeitende beschäftigte.
Letzten Sommer kommentierte Systor-CEO Ulrich Kunz gegenüber IT Reseller offen die Schwierigkeiten mit der Integration des im Januar 2000 übernommenen deutschen Systemintegrators Schumann. Auch dass Systor verkauft werden könnte, bejahte er ganz klar.
Ende November/Anfang Dezember 2002 eskalierten die Ereignisse.
Zuerst musste das Unternehmen für Systor Deutschland (eben Schumann) ein Insolvenzverfahren beantragen. Kurz darauf wurde es auch in der Schweiz offiziell: Systor befand sich in der provisorischen Nachlassstundung, Umschuldungsverhandlungen mit dem Systor-Besitzer UBS Capital und einem Bankenkonsortium unter der Führung der deutschen Hypovereinsbank waren im Gang.
Bald wurde auch bekannt, dass ein Verkauf zur Debatte stand. Gemäss Kunz mangelte es nicht an Bewerbern. Ursprünglich lagen 25 Angebote auf dem Tisch, unter denen sich das von Accenture als das beste herausstellte.


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