Getronics schrumpft, Damovo wächst

Das Team von Getronics Pratteln wandert zum Konkurrenten Damovo ab.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/05

     

Die Basler (Pratteln) Niederlassung von Getronics Schweiz fährt derzeit mit einem sehr reduzierten Team. Fast die gesamte Getronics-Cisco Crew (2 Sales, ein Backoffice und
2 Highend-Cisco-Techniker) haben gekündigt und als Team zum Konkurrenten Damovo gewechselt. Local Manager Andi Glaser wurde bereits vor zwei Wochen freigestellt. Wohin es ihn verschlägt, war nicht auszumachen.
In Anbetracht der momentanen Probleme des Amsterdamer Mutterkonzerns [dieser befindet sich wegen Verschuldung in finanzieller Bedrängnis, Anm. der Red.] können Motivation und Vertrauen schon mal verloren gehen, so Roland Stettler, Director Marketing and Sales.

Pratteln bleibt erhalten

Die Niederlassung in Pratteln werde aber ganz klar aufrechterhalten, sagt Stettler zu IT Reseller. Die frei gewordenen Stellen sollen teilweise wieder ersetzt werden. Zur Freistellung von Glaser wollte sich Stettler nicht äussern. Auch dieser Posten soll aber in Kürze wieder besetzt werden. In Pratteln sind momentan noch ein MCSE (Microsoft Certified Systems Engineer), zwei PC-Supporter (Dell-Support) und eine Assistentin angestellt.

Damovo Schweiz expandiert

Der Systemintegrator Damovo, der weltweit in 20 Ländern vertreten ist und 2400 Mitarbeitende beschäftigt, will seine Schweizer Aktivitäten ausbauen. Nach der kürzlich eröffneten Niederlassung in der Romandie soll spätestens per 1. Juni eine weitere Niederlassung für den Raum Basel/Bern eröffnet werden. Das fünfköpfige, von Getronics abgewanderte Team wird von Patrick Kopp (Bild) geführt, der ebenfalls von Getronics Pratteln kommt.
Damovo entstand im September 2001 als Spin-Off der Serviceaktivitäten von Ericsson Enterprise. Die damalige Apax Partners erwarb 80% dieser Aktivitäten für rund 480 Mio. Dollar. Seit Oktober 2002 ist Bernd Betschmann der Geschäftsführer von Damovo Schweiz, der im übrigen auch von Getronics wechselte, wo er als Stettlers Vorgänger tätig war. (sk)

Getronics mit roten Zahlen und schlechten Perspektiven

Am 4. März hat Getronics die Geschäftszahlen für 2002 vorgelegt. Weder Gegenwart noch Zukunft sehen rosig aus. Der Nettoverlust konnte zwar von über 1 Mrd. Euro auf ein Minus von 409 Mio. Euro mehr als halbiert werden, dafür schmolz der Umsatz um 13,4% auf 3,5 Mrd. Euro zusammen. Der Cashflow liegt mit einem Minus von 91 Mio. Euro im roten Bereich.
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen beträgt 106 Mio., dabei sind auch die Sonderkosten in Höhe von 61 Mio. Euro noch nicht berücksichtigt. Der beträchtliche Nettoverlust wurde vor allem durch die Goodwill-Abschreibung in Höhe von 375 Mio. Euro ausgelöst, der noch aus der Übernahme des Konkurrenten Wang im Jahr 1999 stammte.
«Getronics erwartet kein signifikantes Wachstum im ICT-Markt in absehbarer Zukunft», äussert sich das Unternehmen skeptisch im Geschäftsbericht zu den Erwartungen für 2003. Zu einer griffigeren Prognose liess sich das Amsterdamer Unternehmen nicht hinreissen.

Rückzieher sorgt für Verwirrung

Zudem hat das neue Management von Getronics die Deadline für sein zweites Angebot an die Obligationäre, ihr Einverständnis für einen Tausch ihrer Obligationen gegen Aktien und etwas Bargeld zu erklären, auf Ende März verlängert. Dadurch solle das neue Management – das alte war vor zwei Wochen zum Rücktritt angehalten worden (IT Reseller berichtete) – Gelegenheit erhalten, alle Optionen zu prüfen, die dem IT-Dienstleister zur Verfügung stünden.
Durch den Tausch sollten die Schulden reduziert und die drohende Zahlungsunfähigkeit abgewendet werden. Nun herrscht allgemeine Verwirrung und geht das Gerücht um, die Getronics-Leitung hätte nun wieder andere Pläne, die Finanzmisere in den Griff zu bekommen – zum Beispiel durch einen teilweisen oder totalen Verkauf des Unternehmens. (map/sk)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER