3Com erklärt Cisco den Krieg

Durch ein Jointventure mit der chinesischen Huawei ergänzt 3Com seine Produktpalette um das Highend-Segment und will Cisco künftig gewaltig am Thron rütteln.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/06

   

Besonders glänzend steht Netzwerkausrüster 3Com nicht da. Im dritten Quartal hat er einen Umsatz von 245 Mio. Dollar erwirtschaftet – 111 Mio. weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Das schreckt 3Com aber nicht. Im Gegenteil: Man will nun Cisco im High-End-Bereich massiv Marktanteile abgraben – einem Bereich, aus dem sich 3Com vor drei Jahren zurückgezogen hatte.
Nun hat 3Com gar nicht vor, selbst entsprechende Geräte zu produzieren, sondern ein Jointventure mit dem chinesischen Netzwerk-Ausrüster Huawei Technologies geschlossen, an dem 3Com 49% halten wird. Nach zwei Jahren kann 3Com seinen Anteil auf 51% erhöhen.

Produktpalette ergänzt

3Com-Geschäftsführer Michael Schönrock bekräftigte auf unsere Anfrage: «Huawei ergänzt unsere Produktpalette hervorragend. Das Unternehmen ist im High-End-Bereich zu Hause und liegt mit seinen Produkten ganz klar in Konkurrenz zu Cisco.» Dazu sei es bei Preis-Leistung sehr konkurrenzfähig, fährt er in Anspielung auf Ciscos hochpreisige Waren fort.
IDC-Marktforscher Peter Hullenen erklärte gegenüber IT Reseller, dass er für das Jointventure durchaus Chancen sehe. 3Com könne sofort sein Produktportfolio immens verbreitern. Da die Kunden immer stärker nach Komplettlösungen verlangten und sich nicht mit zu vielen verschiedenen Lieferanten abgeben wollten, habe Cisco ob des breiten, gut abgestimmten Angebots momentan die Nase vorn. Der Marktführer habe andererseits einen so starken Namen, dass er grossen Druck auf den Channel ausüben könne. Der sei vielleicht froh über eine Alternative.

Cisco klagt

Ganz unproblematisch ist der Zeitpunkt des Jointventures nicht. Huawei musste im Januar vorsorglich Verkäufe in den USA stoppen, da das Unternehmen von Cisco wegen Patentstreitfällen vor den Kadi gezerrt worden war. 3Com gibt sich davon unbeeindruckt und erklärt, man habe volles Vertrauen in Huawei.
Nun musste Huawei eingestehen, zumindest bei seiner Router-Software «VRP» tatsächlich bei Cisco stibitzt zu haben. Man habe allerdings weniger als zwei Prozent der 1,5 Millionen Codezeilen benutzt und sei dabei, die fragliche Software zu ersetzen. Und, so findet Huawei laut Wall Street Journal, anspielend auf das dadurch womöglich bedrohte Jointventure: «Ciscos Klage riecht nach dem Versuch, einen möglichen Mitbewerber zu besudeln.» (ava)

Huawei Technologies


Huawei hat 2002 mit 22’000 Mitarbeitenden rund 2,7 Mrd. Dollar umgesetzt, davon 20% im internationalen Geschäft. Das Unternehmen ist der grösste in Asien ansässige Hersteller von Netzwerkausrüstungen.


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