Tech Data Schweiz: Wie schwarz ist «tiefschwarz»?

Der weltweit zweitgrösste Distributor musste einen massiven Abschreiber hinnehmen. Die Schweizer Niederlassung sei aber profitabel. Wie profitabel?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/06

     

Die neuen US-Buchhaltungsregeln haben dem Mega-Disti Tech Data einen massiven Abschreiber von fast 330 Millionen Dollar beschert. Der operative Profit konnte diesen nicht wettmachen, so dass für das vergangene Geschäftsjahr (per 31.1.2003) ein Verlust von fast 200 Millionen Dollar ausgewiesen werden musste.
Weltweit fiel der Umsatz der US Company von 17,2 auf 15,7 Milliarden Dollar. Dies hat zum einen mit einem massiven Einbruch der PC-Verkäufe in den USA zu tun, aber auch die Umsätze in Europa gingen, in lokalen Währungen gerechnet, zurück.

Alter Kontinent erhält mehr Gewicht

Interessant: Das Gewicht des Konzerns verlagert sich immer mehr nach Europa. Im alten Kontinent setzt Tech Data etwa gleich viel um wie in den amerikanischen Stammlanden. Beim Profit sieht es allerdings ganz anders aus: Die operative Marge (EBIT-Marge) fiel im Q 4/02 in Europa auf gerade noch 0,9%, während sie in den USA trotz fallender Umsätze von 1,8 auf 2% stieg.
Der Abschreiber auf Goodwill (immaterieller Wert übernommener Firmen), den Tech Data gemäss den amerikanischen Buchhaltungsregeln vornehmen musste, dürfte vor allem auf die immer noch wenig profitable ehemalige Computer2000 in Deutschland zurückzuführen sein.
In der Schweiz erarbeitete Tech Data nach eigenen Angaben gute Zahlen. «Ich bin stolz, dass wir in der Schweiz zum guten operativen Ergebnis beitragen konnten», sagt Andreas Dürst, ehemaliger Managing Director von Tech Data Schweiz und heute Zentraleuropa-Chef. Konkrete Zahlen will und darf er nicht nennen.
Doch er sagt, dass der Umsatz in der Schweiz – trotz einigen Schwierigkeiten aufgrund der Umstellung von SAP R/2 auf R/3 – «weniger als im europäischen Durchschnitt» zurückgegangen sei. Ausserdem schreibe die Rotkreuzer Niederlassung «tiefschwarze» Zahlen.
Diese Angaben sind zwar vage, erlauben uns aber trotzdem einige Schätzungen. 2001 setzte Tech Data in der Schweiz 570 Millionen Franken um. Rechnen wir mit einem moderaten Rückgang von 4%, so wären dies 2002 noch 547 Millionen Franken.
Von den Schweizer Broadlinern macht nur die börsenkotierte Also ABC genauere Angaben zum Gewinn. Bei den Innerschweizern bleiben etwa zwei Prozent des Umsatzes als Gewinn hängen, der reine Dienstleistungsanteil ist aber überproportional hoch. Wir schätzen, dass Tech Data etwa die halbe Umsatzrendite im Vergleich zu Also ABC erwirtschaftet. Damit wären wir bei einem Prozent.
Was bedeuten würde, dass Tech Data ca. 5,5 Millionen Franken in die New Yorker Zentrale des Konzerns schicken konnte, sei es als Gewinn, sei es als «G&A-Fee» (General and Administration). (hc)

Kapitalherabsetzung infolge Änderung der Rechtsform

Die Rotkreuzer Tech Data hat auf ihrer Jahreshauptversammlung eine Kapitalherabsetzung beschlossen. Diese soll zur Vorbereitung für die Umwandlung der Aktiengesellschaft (AG) in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) dienen, wie Managing Director Manfred Steinhardt bekannt gab. Die Tech Data Schweiz GmbH wird mit einem Eigenkapital von 2 Mio. Franken ausgestattet, dem für eine Schweizer GmbH höchstmöglichen Betrag. Die AG hat bisher ein Eigenkapital von 4,5 Mio. Franken.
Tech Data legt Wert auf die Feststellung, dass die Umwandlung für Lieferanten und Reseller weder organisatorische noch finanzielle Auswirkungen haben werde. «Auf die Geschäfte mit unseren Kunden hat die neue Rechtsform der GmbH keinen Einfluss, da nach wie vor alle Aktivitäten unseres Unternehmens von dem Tech-Data-Konzern finanziert werden – die Umwandlung in die Tech Data Schweiz GmbH erfolgt ausschliesslich aus steuerlichen Gründen der Muttergesellschaft», so Steinhardt zu IT Reseller.
Zurzeit würden alle europäischen Tech-Data-Unternehmen in GmbHs umgewandelt. Überdies werde aus der Schweizer Gesellschaft kein Kapital nach den USA abgesogen. Die aus der Änderung der Rechtsform freiwerdenden 2,5 Mio. Franken werden zu den Reserven geschlagen, d.h. das Eigenkapital von rund 20 Mio. Franken wird nach der Umwandlung gleich hoch sein wie zuvor. (ava/mh)


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