Der IT-Dienstleister
GFT Technologies hat Probleme und muss gesundschrumpfen. Nachdem das Unternehmen hohe Abschreiber in seiner Jahresrechnung 2002 vornehmen musste und mit der Billigpreis-Konkurrenz aus asiatischen Gefilden kämpft, ist jetzt Restrukturierung angesagt: Die neun deutschen Standorte sollen einem Entwicklungszentrum in Stuttgart weichen.
Den betroffenen Mitarbeitern wolle man einen Wechsel innerhalb des Unternehmens anbieten. Zudem plane man, um Personalkosten zu senken, eine Verlagerung ins Ausland, vornehmlich nach Spanien und Ungarn. Der Mitarbeiterbestand ist innerhalb des letzten Jahres bereits um 247 Angestellte geschrumpft, davon wurden mindestens 10% entlassen.
Zwar konnte GFT den Umsatz von 147,9 Mio. Euro 2001 auf 155,7 Mio. Euro 2002 steigern, doch wurde das Ergebnis durch Sondereffekte belastetet und letztendlich ein Fehlbetrag von 28,7 Mio. Euro eingefahren. Der operative Verlust (EBITDA) lag bei 11,2 Mio. Euro.
Niedrigpreis-Konkurrenz aus Asien
In Deutschland sieht sich GFT zunehmend durch asiatische Dienstleister wie beispielsweise die indische
Infosys (weltweit mit 10’000 Mitarbeitern in 16 Ländern vertreten) bedrängt, die bis zu 30% günstigere Preise anbieten. Auch hierzulande könnte Infosys in Kürze zum Angstgegner werden. Seit August 2002 ist der IT- und Business Consulting-Dienstleister auch in der Schweiz ansässig.
Mit derzeit vier Mitarbeitenden hat er sich grosse Ziele gesteckt und gedenkt mit «Qualitätsarbeit Made in India» mit viel günstigeren Preisen Konkurrenten wie
Accenture,
IBM Consulting oder CSC das Fürchten zu lehren: «Infosys wird durch tiefere Preise, Top-Qualität-Dienstleistungen und dem Wunsch, den europäischen Markt zu erobern, alles tun, um in der Schweiz erfolgreich zu werden und sich neben den weltweit vier grössten Anbietern zu positionieren», so Account Manager Italo Ponzo dos Santos, Infosys Schweiz.
Gestoppt werden könnte der Enthusiasmus nur durch noch günstigere Anbieter beispielsweise aus China oder den Philippinen. Die sitzen jedenfalls bereits in den Startlöchern.
GFT Schweiz zuversichtlich
Die Schweizer Niederlassung von GFT kann im Gegensatz zum Mutterkonzern Wachstum und ein positives Ergebnis vermelden. Ein Fünftel des Umsatzes des Konzerns wird ausserhalb Deutschlands erzielt. Der Beitrag von GFT Schweiz am Gesamtumsatz lag 2002 bei 5%. Der Umsatz konnte um 6,5 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Die Konsolidierung in Deutschland habe keinerlei negative Auswirkungen auf die Schweizer GFT-Ableger, hiess es gegenüber IT Reseller.
«Die regionale Nähe sehen wir eher als einen Vorteil für den Einsatz ausländischer Kollegen in Schweizer Projekten», so der Schweizer Geschäftsführer Lars Keller (Bild). Der Fokus von GFT Schweiz liege weiterhin auf langfristigen Grossprojekten, vornehmlich im Bereich öffentliche Verwaltungen, E-Government und neu auch in der Finanzbranche. So habe man mit einem Grossauftrag eines Finanzdienstleisters das Jahr auch erfolgreich starten können, erläuterte Keller. «Trotzdem wollen wir nicht zu euphorisch sein und die Entwicklungen der IT-Branche beobachten, um das Wachstum der GFT Schweiz darauf auszurichten.» (sk)
GFT
GFT zählt mit 22 internationalen Standorten zu den grössten Web-Dienstleistern Europas und gehört zu den Überlebenden der Dotcom-Ära. Das Unternehmen hat sich auf die Geschäftsfelder Customer Relationship Management, Enterprise Application Integration, Enterprise Portals und Security spezialisiert. Heute konkurriert GFT auch Grössen wie
IBM. GFT Schweiz beschäftigt derzeit 35 Mitarbeitende in Basel, Bern und Zürich.