Vor einem Jahr kämpften die Nachkommen von Firmengründer William Hewlett noch gegen die Fusion von
HP mit Compaq. Doch CEO Carly Fiorina setzte sich durch. Der Merger wurde vollzogen und Walter Hewlett aus dem HP-Vorstand abgewählt. Zu einer Katastrophe, wie manche Kritiker befürchteten, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Soeben konnte HP zwei der grössten Deals in der Geschichte des Unternehmens bekannt geben.
Procter & Gamble will einen zehnjährigen IT- Dienstleistungsauftrag im Wert von drei Milliarden Dollar abschliessen. HP soll in 160 Ländern die IT- Infrastruktur des Konsumgüterriesen – Datenzentren, Netzwerke sowie die Desktop- und die anwender-Unterstützung – verwalten. 1850 Mitarbeiter von Procter & Gamble werden zu HP wechseln.
Auch der Mobilfunk-Ausrüster
Ericsson will seine weltweiten IT-Strukturen von HP verwalten lassen. Über den Auftragswert machte Ericsson keine Angaben, Branchenkenner gehen jedoch davon aus, dass es sich ebenfalls um einen Milliardenbetrag handeln dürfte. Bis zum Ende des zweiten Quartals soll das Abkommen unterzeichnet werden.
Sparsam und profitabel
Von Anfang an war Carly Fiorina davon ausgegangen, dass die Wirtschaftsflaute anhalten und sich die IT-Branche konsolidieren werde. Sie versprach daher, jährlich 2,5 Milliarden Dollar einzusparen und baldmöglichst wieder profitabel zu werden.
Bei den Kosteneinsparungen, seinerzeit einem der wichtigsten Argumente für die Fusion, machte
HP durchaus Fortschritte. Der Gewinn lag im dritten Quartal über den Analystenerwartungen. Der Umsatz jedoch war mit 17,9 Mrd. Dollar hinter den Erwartungen der Analysten wie auch von HP selber zurück geblieben. Gegenüber den zusammengerechneten Zahlen von HP und Compaq im entsprechenden Vorjahresquartal fiel er um neun Prozent.
«Diese Tendenz beschränkt sich weitgehend auf den US-Markt, wo die Ausgaben der Unternehmen weiterhin schwach sind», beschwichtigte Fiorina. Ausserhalb der USA habe der Umsatz um drei Prozent zugelegt. In Europa stieg er gar um sechs Prozent auf 7,1 Mrd. Dollar.
Dem positiven Ergebnis stehen allerdings fast 18’000 Entlassungen gegenüber. Die anhaltende Wirtschaftsflaute dürfte es HP nicht leicht machen, Umsatz und Aktienkurs wie versprochen hoch zu treiben, zumal
Dell und
Lexmark mit ihren Druckern neuerdings eine Kernsparte von HP unter Beschuss nehmen.
Dem versucht HP mit einer 400-Millionen-Dollar-Werbekampagne entgegen zu wirken, die unter dem Motto läuft «everything is possible». Hoffen wir für die erfolggewohnte Fiorina, dass wirklich alles möglich ist. (fis)