Nachdem sich SAP entschieden hatte, J2EE als integralen Bestandteil von Web Application Server 6.3 zu unterstützen, war klar, dass über kurz oder lang auch eine Java-IDE (Integrated Developer Environment) benötigt würde.
Nun verdienen die Walldorfer ihre Brötchen aber nicht mit Entwicklungsumgebungen, sondern mit Unternehmens-Software. In dieser Situation kam das ursprünglich von
IBM initiierte Eclipse-Projekt wohl gerade recht. Es bildet eine offene, Java-basierende Plattform, in welche die Anbieter eigene Entwicklungstools integrieren können. Rund 30 Unternehmen sind mittlerweile daran beteiligt, seit letztem Winter auch
SAP.
Michael Bechauf, als SAP Vice President für Java-Architektur und Standards zuständig, erklärt: «Mit dem Beitritt verpflichteten wir uns, einen Teil zu Eclipse beizusteuern. Andererseits profitiert SAP auch von den Beiträgen der anderen Mitglieder. Das bringt Vorteile, die sich mit Inhouse-Lösungen oder Lizenzen eines externen IT-Anbieters nicht erzielen liessen.»
Sicher war die Entwicklung des auf Eclipse basierenden SAP Netweaver Developer Studio um einiges schneller, als wenn die IDE von Grund auf hätte neu entwickelt werden müssen.
Das Beste aus zwei Welten
Bisher nutzte
SAP einen Thin Client als Frontend, mit dem sich Unternehmensanwendungen ausführen lassen, und der gleichzeitig als Zugang zur zentralen Entwicklungsumgebung auf dem Applikationsserver und zum Quellcode-Repository dient, wo der gesamte Code abgelegt wird.
In einer Java-Umgebung ist es aber üblich, die Objekte auf der Workstation der Entwickler zu speichern, die meist einen Teil des Codes selber schreiben und Tests lokal durchführen.
Netweaver Developer Studio soll beides vereinigen: Neben Editoren und Compilern bietet die Eclipse-Entwicklungsumgebung mit den SAP-Erweiterungen spezielle Werkzeuge wie etwa ein Datenbank-Dictionary, Werkzeuge für Web-Services und Datenbank-Persistenz, ein Design-Time-Repository und einen automatischen Component-Build-Service.
Ist ein bestimmter Punkt erreicht, stellt der Entwickler seinen Code in das Repository, wo der gesamte Java-Quellcode gespeichert ist. Dies führt dazu, dass alle abhängigen Objekte automatisch rekompiliert werden. Bechauf: «Damit haben wir das Beste aus beiden Welten: Eine lokale Entwicklungsumgebung für Java-Programme auf der Workstation und eine zentrale Testumgebung, um Konsistenz und Integrationsfähigkeit der Komponenten zu gewährleisten.»
Darüber hinaus beinhaltet Netweaver Developer Studio eine Reihe von Werkzeugen für die Entwicklung von Benutzeroberflächen auf Unternehmensebene.
Der für das SAP Development Framework zuständige Rainer Ehre rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren viele SAP-Anwendungsentwickler auf die neue Entwicklungsumgebung umsteigen werden: «Eclipse bietet sämtliche Funktionen, um Werkzeuge für Netweaver Development Studio zu entwickeln, mit denen die Anwendungsentwickler dann produktiv arbeiten können.» (fis)