Auf dem IT Security-Markt herrscht ein reges Treiben. Security-Produkte und -Dienstleistungen sind mehr denn je ein grosser Wachstumstreiber in einer sonst eher schwächelnden IT-Konjunktur. Die Marktforscher von IDC rechnen damit, dass bis zum Jahr 2006 mit Sicherheitsprodukten (Hardware, Software und Services) ein Umsatzvolumen von rund 45 Milliarden Dollar (2001: 17 Mrd. Dollar) erwirtschaftet werden wird.
Das grösste Wachstum – 25 Prozent jährlich – sagen die Auguren für Security-Hardware voraus. Der durchschnittliche Zuwachs im Service-Segment soll bei 24 Prozent pro Jahr liegen, der von Security-Software bei jährlich 16 Prozent.
Security-Channel begeistert
Um herauszufinden, ob der Schweizer Markt dem weltweiten Trend folgt und um die Stimmung im Schweizer Security-Channel einzufangen, befragte IT Reseller eine Reihe von VADs (Value Added Distributors), die im Security-Bereich engagiert sind. Das Geschäft mit der Sicherheit ist für die meisten im letzten Jahr sehr gut gelaufen und soll in diesem Jahr noch weiter anziehen.
«Wir haben 2002 im Security-Bereich ein Umsatzwachstum von über 50 Prozent erreicht. Das hat sich auch im Gewinn niedergeschlagen», sagt Willy Knüsel, seit 1. Februar neuer Geschäftsführer von
Computerlinks, gegenüber IT Reseller. Für das laufende Jahr hat der VAD ein Umsatzwachstum für den Security-Bereich von 20% budgetiert. Für 2004 erwartet Knüsel eine massive Nachfrage, da im Markt ein beträchtlicher Investitionsstau bestehe, der bei anziehender Wirtschaft freigesetzt werde. Auch für
Infinigate waren die beiden letzten Jahre stabil.
Für 2003 und 2004 geht Geschäftsführer Matthias Brunner von einem Wachstum im zweistelligen Bereich aus. GCS Telindus-Direktor Franz Kaiser prognostiziert momentan ein Wachstum von 27%. Laut Panda Software/Sotec-Chef Dominik Zingg hat der Disti aus Nyon gar in den ersten fünf Monaten den letztjährigen Jahresumsatz bereits überschritten.
Auch
Magirus sieht im Geschäft mit der Sicherheit ein grosses Potential und hoft mit dem frisch unterschriebenen Distributionsabkommen mit
Symantec in diesem Bereich durchzustarten.
Appliances auf dem Vormarsch
Einigkeit herrscht zudem in dem Punkt, dass der Markt für IT-Security ein stärkeres Wachstum als der gesamte IT-Markt aufweisen und diesen aber ankurbeln wird. «Im Security-Bereich ist nach wie vor ein Nachholbedarf vorhanden», so Brunner. «Diese Nachfrage nach Security-Lösungen wird gleichzeitig indirekt den gesamten IT-Markt unterstützen, da meistens neue Hardware und Software notwendig wird, um Sicherheitslösungen gesamtheitlich realisieren zu können.»
Und Kaiser: «Es kommt stark auf den Hersteller an. Es findet zur Zeit eine starke Verschiebung der Marktanteile hin zu Herstellern statt, die dedizierte Appliance-Lösungen anbieten anstelle von Software-Lösungen auf Standard PC-Komponenten.» Kaiser erwartet, dass der Security-Gesamtmarkt Schweiz 2003 gegenüber dem Vorjahr 15 Prozent wachsen wird, einige Hersteller aber bis zu 50 Prozent Wachstum erreichen könnten.
Laut einer IDC-Studie wurden im letzten Jahr im Wesentlichen Appliances verkauft, die für den Einsatz für VPNs (Virtual Private Networks) oder als Firewalls verwendet werden. Diese machten laut IDC rund 90 Prozent der Einnahmen aus. «Der Appliance-Markt hat sich ausserordentlich gut entwickelt, besonders multifunktionale Boxen», ergänzt Knüsel.
Auch Gabriela Müller, Marketing Manager von Studerus, sieht in der Security-Hardware, vor allem durch den vermehrten Einsatz von VPN im Bereich Tele-Working, Anbindung von Geschäftsstellen sowie Firewalls bei Broadband-Anschlüssen das grösste Potential. Als weitere Trends im Security-Bereich sehen die Umfrageteilnehmer alles um das Thema Wireless Technologie und die Verlagerung weg von der «Detection» hin zur Prävention. IDP (Intrusion Detection and Prevention)-Systeme sind im Kommen.
Potential Erstinstallation
Beim Thema Erstinstallation scheiden sich die Geister. Während die einen nur ein kleines Potential für Marktnischen sehen und es im Softwarebereich vornehmlich um das Ablösen anderer Produkte geht, sieht ein grösserer Teil der Umfrageteilnehmer viel Potential bei kleinen und mittleren Unternehmen im Bereich VPN-Anbindung an eine Zentrale sowie bei Privaten mit Broadband-Internetanschlüssen.
Zudem geht es bei Sicherheitsfragen ja nicht nur um Antiviren und Spam, sondern um Firewalls, VPN, Datenverschlüsselung, Authentisierungen (Smartcards, Biometrie), Intrusion Detection, Content Security, Signaturdienste usw., wo bei den meisten Unternehmen noch ein grossen Defizit besteht.
Dienstleistungen im Kommen
Zunehmender Margendruck durch immer stärkeren Konkurrenzkampf macht das Erbringen von Dienstleistungen für die Channel-Player zusehends wichtiger. So sind sich denn auch die meisten der Befragten einig, dass sich rund um Services für das Überwachen und Verwalten von Sicherheitskomponenten einiges tun wird. Die meisten Produkte sind für ganz spezielle Probleme konzipiert, den Unternehmen fehlt jedoch das spezifische Know-how, um sie richtig einzusetzen.
Sie werden sich Services bestellen, die das Management oder die Verfügbarkeit der Sicherheitssysteme abdecken. Dazu nochmals Franz Kaiser: «Dienstleistungen erfreuen sich starker Nachfrage, weil durch die zunehmende Vernetzung (Teleworker, Home-Office, elektronisch durchgängige Anbindung der gesamten Supply Chain etc.) das Risiko für die Unternehmung steigt und zudem durch den schnellen technologischen Wandel eine Spezialisierung notwendig ist, um IT Security für eine Unternehmung gewährleisten zu können.
Diese Spezialisierung ist zunehmend zu kostspielig für eine Unternehmung und eröffnet damit Dienstleistern eine neue Nische. Grössere Unternehmen wollen jedoch die Security oftmals nicht in fremde Hände legen, was dann zur Zentralisierung der Security-Funktion führt – eine spezialisierte Abteilung «managed» die Security-Belange für die gesamte Unternehmung weltweit in Realtime mittels Remote Management Tools.»
Gedränge auf dem Markt
Grundsätzlich sind die VADs der Ansicht, dass sich, trotz vieler Nischen und unterschiedlicher (Produkt)-Bedürfnisse, mittlerweile zu viele Unternehmen auf dem Markt tummeln, die Security anbieten. Was eine mögliche Überkapazität an Security-Distributoren betrifft, hält sich der Channel eher bedeckt. Fakt ist aber, dass nahezu jeder Disti oder Reseller in irgendeiner Form auf die margenträchtigere Schiene Security aufgesprungen ist und es mittlerweile eher zu viele Anbieter gibt und früher oder später eine Bereinigung stattfinden wird. (sk)