Java in der neuen Tasse

Die Javaone in San Francisco ist so etwas wie das Gipfeltreffen der Java-Programmierer und der sie unterstützenden Industrie. An vorderster Front dabei natürlich Java-Erfinder Sun.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/12

     

Java ist ein wichtiger Teil bei Suns Bemühungen, sich gegen Microsoft durchzusetzen. Heute gibt es weltweit rund drei Millionen Java-Programmierer. Dank einer neuen Programmierumgebung namens Rave, die das Erstellen von Internet-Anwendungen und XML-Webservices erleichtert, solle es in absehbarer Zeit zehn Millionen werden.
Rave nutzt, ähnlich wie das GUI-Framework Swing auf dem Desktop, die Bibliothek Java Server Faces, die vorgefertigte Bedienelemente für Web-Anwendungen bereitstellt. Laut Sun soll die neue IDE eine Alternative zu Microsofts Visualstudio.NET und seinen Webforms bilden und auch Entwickler mit weniger Java-Erfahrung an Bord locken.

Java vorinstalliert

Java-fähige Produkte sollen in Zukunft nach dem «Intel inside»-Vorbild mit der Java-Kaffeetasse geschmückt werden. Der Chef der Entwicklergruppe, Jonathan Schwartz (Bild), hat zu diesem Zweck ein neues Java Logo enthüllt (vergl. Artikel Seite 37). Damit möglichst viele Geräte «Java inside» haben, versprach Schwartz, Java Enterprise Edition (J2EE), Standard Edition (J2SE) Micro Edition (J2ME) und Java Card näher zu einander zu bringen.
Er betonte jedoch, durch das Zusammenrücken würden die einzelnen Java-Kategorien nicht etwa verschwinden.
Dafür soll Java-Technologie in Desktop-PCs vorinstalliert und so zur «grössten Plattform der gesamten Industrie für Desktop- und Web-Applikationen» werden. Noch während der Javaone konnte Sun HP und Dell für diese Idee zu gewinnen. HP wird im dritten Quartal, Dell Ende Jahr auf allen PCs Java-Technologie installieren. Bisher hatte erst Apple Java standardmässig mit dem MacOS X angeboten.
Der Entschluss der Hardwarehersteller scheint eine Vorsichtsmassnahme zu sein, da Java im Internet weit verbreitet ist, Microsoft aber aufgrund des Prozesses mit Sun die Java Virtual Machine ab Januar 2004 nicht mehr implementieren will.

Die Desktops erobern

Bisher hat die Programmiersprache mit dem Anspruch, Programme dank der Virtual Machine auf praktisch jeder Plattform lauffähig zu machen, nur beschränkt Desktop-Programme hervorgebracht.
Die bald zu erwartende Version der Java Desktop-Version, J2SE 1.4.2, soll nun schneller aufstarten und OpenGL besser bei Rendering-Aufgaben unterstützen. Zudem ermöglicht sie ein automatisch dem jeweiligen Betriebssystem angepasstes «Look and Feel» für Windows XP, Linux und MacOS.
Entwickler können so mit einer einzigen Applikation alle wichtigen Desktop-Systeme abdecken. Der Anwender hat dabei das Gefühl, das Programm sei speziell für sein System geschrieben worden.
J2SE ist zudem eine wichtige Komponente im Sun-Projekt Mad Hatter. Dieses umfasst eine wachsende Suite von Produkten, welche die Windows-Desktops durch eine günstigere, sicherere, flexible und offene Desktop-Lösung ersetzen und auch in heterogenen Unternehmens-Infrastrukturen durchgehende Kompatibilität ermöglichen soll.
Die Beta-Version von J2SE 1.4.2 kann vom Internet (http://java.sun.
com/getjava) herunter geladen werden, wie auch das Software Development Kit (SDK) für Staroffice, das im Oktober auf den Markt kommen wird (www.sun.com/software/star/
staroffice/sdk).
Um die Entwickler bei der Stange zu halten, wurde ein neues Internet-Portal eröffnet, das der Java-Open-Source-Gemeinde und ihren Projekten unter www.java.net eine Heimat bieten soll. Zudem wurden Community-Programme entworfen, die insbesondere Desktop-Entwickler besser unterstützen sollen.

Java mobile

In letzter Zeit nimmt Java auch bei den Mobiltelefonen eine immer stärkere Stellung ein. Soeben hat Intel eine Zusammenarbeit mit Sun bei der Optimierung von Multimedia-Anwendungen für mobile Endgeräte bekannt gegeben. Ziel der Kooperation ist es, Suns Connected Limited Device Configuration (CLDC) Hotspot für mobile Endgeräte besser in die Intel Xscale-Technologie zu integrieren. CLDC Hotspot ist eine Virtual Machine für ressourcenbegrenzte, mobile Endgeräte wie Handys, Pager und Organizer.
Palm seinerseits hat die Java-Implementierung Websphere Micro Environment von IBM für seine Handhelds lizenziert. Diese Java Virtual Machine soll auf allen aktuellen Palm-PDAs mit Palm OS 5 laufen und im Herbst zusammen mit der Entwicklungsumgebung Websphere Studio Device Developer (WSDD) kostenlos erhältlich sein. Das Websphere Micro-Environment für Palm-PDAs unterstützt den J2ME-Standard und ermöglicht die Ausführung von Java-Applets für PDAs und Handys. (fis)


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