Für viele aus der Internet-Community ist «Verisign» gegenwärtig ein Schimpfnahme. Verisign, so die Kritikern entführt Webuser und verursacht alle Arten von Schwierigkeiten für Systemadministratoren und Spam-Bekämpfer.
Mitte September hat Verisign einen neuen «Service» eingerichtet. Die meisten Webuser, die sich zum Beispiel bei der Eingabe einer URL für eine .com- oder .net-Internetadresse vertippen oder eine andere nicht existierende Adresse eingeben, werden nun auf «sitefinder.verisign.com» umgeleitet.
Diese Site wird von Verisign betrieben. Das amerikanische Unternehmen kann die Umleitung technisch relativ einfach bewerkstelligen, weil es die Domänen .com und .net verwaltet: Alle Anfragen für URL dieser beiden Domänen landen letztlich bei einem der Verisign-Server.
Dürfen die das?
Gemäss Verisign soll die Umleitung den Websurfern das Leben erleichtern, in dem sie Sites einfacher finden. So ganz uneigennützig dürfte die Aktion aber nicht sein. Gemäss Schätzungen könnte Sitefinder Verisign – über den Suchmaschinenpartner Overture Services – jährlich bis zu 150 Millionen Dollar einbringen.
Einige Kritiker glauben, dass Verisign durch diese, mit keiner anderen Internet-Instanz abgesprochenen Aktion, seine Rolle als Domänenverwalter schwer missbraucht. Auch Datenschützer meldeten sich zu Wort, da Sitefinder anscheinend dem User auch gleich ein Cookie spendiert, das fünf Jahre lang gültig ist.
Die Datenschützer nehmen an, dass so Informationen gesammelt werden. Andere Suchmaschinen fürchten, dass ihr Geschäftsfeld monopolisiert wird. Ein kleinerer Suchservice, Popular Enterprises, hat auch bereits eine klage eingereicht.
Auch die «Internetregierung» ICANN hat sich inzwischen zu Wort gemeldet und Verisign gebeten, den Service zu suspendieren – ohne Erfolg. Verisign antwortete, Sitefinder sei bei den Usern sehr beliebt: «Millionen von Usern stimmen mit ihren Mausclicks für Sitefinder.» Angesichts der Art, wie man zu der Site gelangt, scheint das Argument schon etwas windig.
Technische Probleme
Nicht zuletzt führt die Versign-Aktion auch zu handfesten technischen Problemen. Teilweise sind das wahrscheinlich Einzelfälle. So funktionierte der Netzwerkerdrucker eines englischen Systemadministrators plötzlich nicht mehr. Hier die technischen Gründe dafür anzugeben würde etwas lange dauern. Auf jeden Fall belegte der Sysadmin glaubhaft, dass Sitefinder die Ursache der Störung war.
Einige Anti-Spam-Filter stehen ebenfalls vor einem Problem. Manche davon prüfen die Domain-Namen von E-Mail-Absendern, um nicht-existierende Absender auszufiltern. Durch Sitefinder «existiert» für diese Prüfmechanismen nun jede .com- oder .net-Site.
Hilfe könnte eventuell vom «Internet Software Consortium» kommen. Diese Non-Profit-Organisation entwickelt die weitverbreiteten Domain-Namen-Server namens BIND. Das Konsortium hat bereits einen Patch für seine Software geschrieben, der die Verisign-Umleitung ausser Kraft setzt und dem User den altvertrauten «Server nicht gefunden»-Schirm präsentiert. (hjm)