Microsoft, Swisscom und Vodafone steigen ins selbe Boot

Die drei Unternehmen wollen gemeinsam den europäischen Markt für mobile Datenservices anschieben.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/18

     

Im Rahmen der ITU Telecom World 2003 in Genf haben Swisscom Mobile und Microsoft die gemeinsame Entwicklung von Unternehmungslösungen für die mobile Datenkommunikation angekündigt. Eine ähnliche Kooperation hat Microsoft gleichentags auch mit Vodafone, dem grössten Europäischen Mobilnetzbetreiber und Swisscom-Minderheitsaktionär, bekanntgegeben.
Dabei geht es primär darum, Technologien der Windows- und der .Net-Plattform von Microsoft mit den drahtlosen Breitband-Datenservices von Swisscom Eurospot und Swisscom Mobile zu verknüpfen. Bei Swisscom Eurospot handelt es sich um einen paneuropäischen Betreiber von Wireless LAN-Hotspots.

Erste Früchte

Mit den Wireless Provisioning Services (WPS), einer Erweiterung der drahtlosen Netzwerkdienste in Windows XP, wurde gleich auch ein erstes Resultat der Partnerschaft präsentiert. Sie sollen den User dabei unterstützen, einen WLAN-Hotspot aufzuspüren und sich an ihm anzumelden.
Die beiden Mobile-Provider werden zudem versuchen, die Vision von Microsoft umzusetzen, indem sie eine Reihe von Kommunikationsdiensten entwickeln, die es Serverlösungen wie Microsoft Exchange 2003 ermöglichen, sämtliche Funktionalitäten von Windows- Notebooks-, Tablet-PCs und mobilen Geräten auf der Basis von Windows Mobile – namentlich Smartphone und PocketPC mit eingebautem .Net Compact Framework – zu nutzen.
Dass sich die Zielsetzungen von Swisscom Mobile, Swisscom Eurospot und Microsoft teilweise überschneiden, liegt vor allem daran, dass das Wachstumspotential der Mobilfunkanbieter im Voice-Bereich mittlerweile weitgehend ausgeschöpft ist und mobile Datennutzung den nötigen Umsatzschub bringen soll.
Heute liegt der Anteil der mobilen Datendienste am Umsatz eines Mobilfunkanbieters bei rund 15% und besteht vorwiegend aus SMS. Bei nur noch einstelligen Wachstumsraten in der Netznutzung für Sprachdienste müssen neue Umsatztreiber gefunden werden. Die mobilen Datendienste sind schon vor Jahren zum Goldesel der Zukunft auserkoren worden.
Da es die Operators bis heute nicht aus eigener Kraft geschafft haben, die Datenumsätze wie gewünscht zu steigern, werden jetzt fleissig Kooperationen und Allianzen geschmiedet, um dem Ziel näher zu kommen.

Wenn zwei dasselbe meinen...

Was dabei schnell aus den Augen verloren geht, ist die zum Teil konträre Zielsetzung der Partner. Während Swisscom Mobile und Swisscom Eurospot die mobile Datennutzung – speziell über Wireless LAN und künftig auch UMTS – fördern wollen, geht es Microsoft einerseits um die Propagierung der Produkte und Technologien und andererseits um die Anbindung mobiler Nutzer and den Live Communications Server 2003.
Für die volle Integration der unterschiedlichen Kommunikationsplattformen wird bei diesem Produkt die Sprache mittels VoIP (SIP) auch über das Internet transportiert. Dies führt zwangsläufig dazu, dass die Swisscom die eigenen Sprachdienste mit tiefermargigen Datendiensten konkurrenziert.
Was als strategische Allianz mit gemeinsamer Vision angekündigt wurde, entpuppt sich deshalb bei genauerer Betrachtung als eine Zusammenarbeit, bei der trotz anderslautenden Beteuerungen beide «Partner» sowohl ihre gemeinsamen als auch ihre gegensätzlichen Zielsetzungen weiterverfolgen. (Christoph Jaggi)


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