In seiner letzten Ausgabe hat IT Reseller darüber berichtet, wie
SAP Schweiz mit einer Heerschar von 220 Beratern vermehrt in Projekte drängt und dadurch die hiesigen Partner konkurriert. Dieser Trend hat sich jetzt noch einmal verstärkt: SAP Sytem-Integration (SAP SI), ein eigenständiges, börsenkotiertes deutsches Dienstleistungs-Unternehmen, das sich allerdings zu 70 Prozent im Besitz von SAP befindet, hat den Schweizer SAP-Partner SLI Consulting geschluckt.
Damit wird aus der SLI ein «Super-Partner» mit einem direkten Draht zu den Entwicklern in Walldorf und mit Zugriff auf die nahezu unbeschränkten Ressourcen des Mutterhauses SAP SI in Dresden. Der Stunk im Schweizer SAP-Partnernetz ist damit programmierte Sache.
SAP Schweiz: Zögerliches Wohlwollen
«SAP SI und SLI Consulting sind zwei eigenständige Unternehmen», kommentiert Claudia Rollero, Pressesprecherin von
SAP Schweiz den Deal. Dieser habe keinen direkten Einfluss auf SAP Schweiz. Man stehe der Transaktion grundsätzlich positiv gegenüber, so Rollero weiter. Im Klartext: Während bislang in den Projekten SAP Schweiz in Konkurrenzsituationen auf ihre Partner traf, so wird man in Zukunft auch auf die erstarkte SAP SI Schweiz treffen.
Fazit: Ein immer grösserer Anteil des lukrativen Dienstleistungs-Geschäfts wird in Zukunft entweder von SAP selber oder von SAP SI abgewickelt. Der Kuchen, der den eigenständigen Partnern bleibt, ist also weiter im Schrumpfen begriffen und die Konsolidierung im Channel erfährt einen zusätzlichen Schub. Partner müssen sich spezialisieren oder darauf hoffen, dass ihnen ihre grosse Branchen- und Implementierungs-Erfahrung als Differenzierungsfaktor im zunehmend härteren Kampf um Projekte reichen wird.
Aus stark mach noch stärker
SLI Consulting wurde 1991 gegründet und hat bereits zweimal den von
SAP Schweiz verliehenen Quality-Award gewonnen. Das Unternehmen erwirtschaftet mit 53 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 9 Millionen Euro, wie Geschäftsführer Norbert Welti erklärt.
Es bedient in der Schweiz rund 150 Kunden, darunter Schwergewichte wie den Migros-Genossenschaftsbund, Iowa und Chocolat Frey, aber auch zahlreiche KMU. «Mit der Transaktion wollen wir unseren Kunden und unseren Mitarbeitern Sicherheit und eine langfristige Perspektive bieten», so Welti weiter.
Der Grund aber, weshalb Welti sein gutgehendes und profitables Unternehmen an SAP SI verkauft hat, dürfte woanders liegen. «Das Unternehmen erhält über die SAP SI einen direkten Zugang zur SAP-Entwicklung in Walldorf und damit zu den neuesten SAP-Technologien», heisst es in der deutschen Pressemitteilung zum Deal.
Gerade davon und vom neuen Status als «Super-Partner» dürfte sich Welti einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil im Schweizer Markt erhoffen. Und genau dieser Punkt wird dafür sorgen, dass die übrigen Schweizer Partner im Markt auf eine krass erstarkte SAP SI Schweiz treffen werden. (bor)
SAP SI: Gewinn verdoppelt
Das Software-Beratungshaus
SAP Systems Integration (SAP SI) hat seine vor rund zwei Wochen vorgelegten provisorischen Quartalszahlen jetzt bestätigt: Demnach erwirtschaftete das Unternehmen im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Minus von 2,7 Millionen Euro gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. Zugelegt hat SAP SI hingegen beim Gewinn vor Zinsen und Steuern: Dieser ist nämlich von 5,6 Millionen Euro im dritten Quartal des letzten Jahres auf satte 11,2 Millionen Euro gestiegen.
Auch nach der Übernahme des Schweizer SAP-Partners SLI Consulting, die diese Woche bekannt gegeben wurde, scheint der Appetit des deutschen Dienstleisters noch lange nicht gestillt: «Wir rechnen in den kommenden Monaten mit weiteren Akquisitionen», sagte Vorstandschef Bernd-Michael Rumpf gegenüber einer deutschen Nachrichtenagentur in Dresden.