In den USA waren sie schon seit Ende März dieses Jahres erhältlich, ab November können die sieben Drucker des texanischen Direktverkäufers
Dell nun auch in der Schweiz online gekauft werden. Während geraumer Zeit war Dell als Wiederverkäufer von Hewlett Packard aufgetreten und hatte dessen Drucker über das Internet angeboten.
Diese Zusammenarbeit wurde allerdings Ende Juli 2002 von
HP gekündigt. Seither war immer wieder über einen Einstieg von Dell ins Druckergeschäft spekuliert worden. Dieses ist für die Hersteller vor allem wegen dem Verkauf von Zubehörartikeln äusserst lukrativ.
Während die Geräte selber zu Schleuderpreisen über den Tisch gehen, wird am Zubehör kräftig verdient – und das immer wieder: an jeder Seite, die gedruckt wird, verdient der Hersteller dank dem Verkauf von Tintenpatronen und Tonern einen Rappen. Auf diese fetten Pfründe hat es Michael Dell jetzt abgesehen.
Kampfansage an den Channel
In der Schweiz steigt Dell mit einer Palette von sieben Modellen in den Markt ein. Diese sollen sich für Privatanwender und Unternehmen gleichermassen eignen. Während Michael Dell den Markt laut früheren Ankündigungen mit einer Tiefpreisstrategie aufmischen wollte, muss man sich jetzt fragen, wo diese geblieben ist: Die Drucker sind zwar günstig, von der erwarteten Preisschlacht kann aber keinesfalls die Rede sein.
Auch das Zubehör ist nicht billiger als bei der Konkurrenz: 41 Franken kostet eine Schwarzweiss-Patrone, 45 Franken eine farbige Patrone und ganze 131 Franken werden für einen Laser-Toner fällig. Vielmehr versucht Dell jetzt offenbar, sich über den Nachschub zu differenzieren: Das Tinten- und Toner-Management-System macht laut Herstellerangaben die Beschaffung von Ersatzpatronen «kinderleicht».
Bei jedem Druckvorgang wird der Stand angezeigt und der Anwender benachrichtigt, wenn neue Patronen oder ein Toner gekauft werden müssen. Mit einem Klick landet der Benutzer auf der Dell-Webseite, wo er das Zubehör bestellen kann. Der Onlineshop erkennt das jeweilige Druckermodell und bietet automatisch die richtige Auswahl an.
Man darf gespannt sein, ob das Direktverkaufsmodell im Druckermarkt einschlägt. Beim hiessigen Distrubutor
Ingram Micro regiert allerdings noch die Skepsis: «Es ist schwierig zu sagen, wie das in der Schweiz ankommen wird», sagt Kathrin Celik, Verantwortliche für HP-Drucker. Im Gegensatz zu HP und
Canon handle es sich bei Dell nicht um eine etablierte Marke im Druckerbereich, so Celik.
Spüren würden die Distis einen allfälligen Erfolg der direkt verkauften Dell-Produkte aber auf alle Fälle, denn Drucker und Zubehör sind laut Celik «sehr wichtig» für den Channel.
Lexmark ist lachender Dritter
Die Konkurrenz wird sich also diesen Winter warm anziehen müssen: Ein allfälliges Vorpreschen der Texaner wird zwangsläufig auf die Kosten der etablierter Hersteller wie
Canon,
HP,
Epson,
Brother, Kiocera,
Xerox und
Samsung gehen. Lachender Dritter ist der US-Hersteller
Lexmark: Denn wo
Dell draufsteht, ist Lexmark drin. «Dell ist ein OEM-Partner von Lexmark», bestätigt Gabriela Fritschi, bei Lexmark Schweiz für das Grosskundengeschäft zuständig. Nähere Angaben zur OEM-Partnerschaft mit Dell darf Fritschi nicht machen.
«Dass Dell in den Druckermarkt einsteigt, ist eine normale und nachvollziehbare Entwicklung», sagt Richard Breyer, Marketingleiter von Canon Consumer Imaging Schweiz. Der Markt sei allerdings extrem hart umkämpft, so Breyer weiter. «Schliesslich stellt sich die Frage, ob ein Businesskunde, der Lösungen braucht, seine Printer-Hardware online bestellen wird», sagt er. Deshalb warte man die weitere Entwicklung in mit Spannung ab.
Gelassenheit beim Erzrivalen HP
Im Gegensatz zu
Dell setzt Erzrivale
HP im Druckerbereich voll auf den Channel: «Wir haben ein ausgeprägtes Commitment zum Kanal», sagt Arnold Marty, Geschäftsführer der Imaging & Printing Group bei HP Schweiz. Laut Marty werden 98 Prozent des HP-Druckergeschäfts über die 3000 aktiven Fachhändler im Printing-Bereich abgewickelt.
«Diese Channel-Verbundenheit sehe ich klar als eine unserer Stärken», so Marty weiter. Zudem handle es sich bei Druckern um ein Systemgeschäft, das von der installierten Basis lebe. Nicht zu unterschätzen sei ausserdem der Faktor Innovation, denn auch davon lebe das Printer-Geschäft: «HP investiert bis zu 500 Millionen Franken in die Entwicklung von neuen Drucker-Systemen», so Marty.
Dell versuche sich jetzt als Hersteller zu positionieren, sei aber letztlich nur ein Wiederverkäufer von Lexmark-Produkten. Nicht zuletzt würden im Druckergeschäft gerade von Unternehmenskunden vermehrt ganzheitliche Printing- und Publishing-Lösungen verlangt – und nicht nur Boxen. Diese Dienstleistung könne Direktverkäufer Dell nicht erbringen: «Der Printing- und Imaging-Markt ist nicht mit dem PC- oder Notebook-Markt vergleichbar», sagt Marty. (bor)
Die Dell-Drucker auf einen Blick
Der Einstiegs-Laser
Dell P1500 druckt bis zu 19 Seiten pro Minute bei einer Auflösung von 600 dpi und kostet 410 Franken. Etwas kraftvoller kommt der Arbeitsgruppen-Drucker S2500 daher: Er druckt bis zu 22 Seiten pro Minute bei einer Bildqualität von 1200 und einer Auflösung von 600 dpi. Das Gerät ist als Standalone-Drucker oder in einer Netzwerkversion mit dem Namen S2500n erhältlich und kostet 979 Franken. Das Spitzenmodell M5200n schliesslich druckt bis zu 35 Seiten pro Minute und verfügt über eine Druckqualität und Auflösung von 1200 dpi. Der M5200n kostet 1360 Franken.
Mit dem Tintenstrahldrucker J740 hat Dell die Privatanwender im Visier. Das mit 106.60 Franken preislich attraktive Gerät druckt 18 Seiten pro Minute in Schwarzweiss und 14 Seiten pro Minute in Farbe bei einer Photoqualität von 4800 auf 1200 dpi. Abgerundet wird die Palette von den zwei All-in-One-Geräten A920 und A940: Der A920 druckt, kopiert, scant und faxt für lediglich 121.50 Franken. Ein wenig leistungsfähiger in Sachen Druckgeschwindigkeit und Auflösung ist der A940, der für 177 Franken verkauft wird. Alle sieben Modelle sind ab November in der Schweiz erhältlich.