Performance Management soll boomen

Die Marktforscher prophezeien für Business Intelligence bis 2005 ein Marktwachstum von bis zu 20 Prozent.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/21

     

Wettbewerb und wirtschaftliche Einschränkungen zwingen die Unternehmen, ihre Informationen konsequent auszuwerten. Business-Intelligence (BI)-Lösungen werden daher immer öfter Enterprise Applikationen wie ERP, CRM und Supply Chain Management ergänzen.
Im Unternehmen sind die dafür benötigten Daten allerdings oft verteilt, mehrfach vorhanden und schwer greifbar. In heterogenen Umgebungen können daher BI-Lösungen deren Informationswert erheblich steigern.
Voraussetzung ist, dass die Unternehmen Standards für Enterprise Reporting, Analytic Dashboards, Query und Analyse sowie für OLAP-Server definieren und diese zum Bestandteil der gesamten Infrastruktur für die Informationsaufbereitung machen.

BI wird noch zu wenig verstanden

Diese Auffassung vertritt Alexander Hemzal von Meta Group Schweiz. Laut seinen Zahlen sagen heute zwar rund 63% der Schweizer Unternehmen, dass sie BI-Lösungen im Einsatz hätten oder planten, dies zu tun. Fragt man dann aber nach dem System, das eingesetzt wird, um relevante Informationen auf Knopfdruck abzurufen, nennen annähernd 30% der Befragten ein Enduser-Tool wie Excel. Nur gerade 6,7% setzen echte BI-Werkzeuge ein.
Auch die Frage, ob mit dem Einsatz von BI-Lösungen Wettbewerbsvorteile erlangt wurden, ergibt ein zwiespältiges Bild: Zwar bejahen dies 62,3%, doch als Faktoren, die verbessert wurden, nennen sie in erster Linie die Qualität der Unternehmensleistung (29,4%) und die Durchlaufzeiten (26,3%), während Umsatz und Rendite deutlich hinterher hinken.
Dieser Eindruck verschärft sich noch, wenn die Verbesserungen quantifiziert werden: Die Verbesserung der Durchlaufzeiten wird mit 27,4% beziffert und die Qualitätssteigerung mit 18,8%, während die Umsatzsteigerungen gerade einmal 5,2% ausmachen.

Bier und Windeln

Bezeichnenderweise werden BI-Kapazitäten weitaus am häufigsten im Bereich Finanzen und Controlling aufgebaut. Für Hemzal greift dies zu kurz. Allzu oft würden BI-Lösungen in erster Linie für interne Analysen benutzt und zu wenig zur Steigerung des Unternehmenserfolgs eingesetzt:
«Dabei lassen sich mit BI bei richtiger Verwendung oft überraschende Zusammenhänge erkennen und auswerten. Ein bekanntes Beispiel ist der Retailer Walmart, der mittel BI feststellte, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verkauf von Babywindeln und Bier gibt.
Die Tatsache, dass offenbar viele Frauen ihre Männer nach Feierabend ins Kaufhaus schicken, um Windeln zu besorgen, und diese die Gelegenheit nutzen, um gleich auch noch Bier mit nach Hause, nehmen, konnte sich Walmart in der Folge zunutze machen. Das zeigt, dass BI Umsatz und Profit direkt beeinflussen kann.»

Auf dem Weg zum Business Performance Management

Traditionelle BI-Produkte müssen laut Meta Group vermehrt in die operativen Geschäftsprozesse hineinwachsen und die analytischen Ergebnisse an die Transaktionssysteme gekoppelt werden. Neben den klassischen BI-Produkten werden in Zukunft vor allem Business Performance Management (BPM)-Lösungen eine grössere Rolle spielen.
BPM ist ein integrierter Lösungsansatz, um aus Web-basierenden, analytischen Anwendungen Informationen über die Erfüllung der Business Pläne zu gewinnen. Dies spielt sich, wie der Managing Director Switzerland von Cognos, Christoph Kaderli, erläutert, auf drei Ebenen ab:
«Während die klassischen BI-Tools erklären, was in der Vergangenheit passiert ist, und die Planungs- und Budget-Instrumente aus der Vergangenheit auf die Zukunft schliessen, befassen sich Score Cards mit Ursache und Wirkung und zeigen, wo wir stehen und wie wir den Lauf der Dinge hier und jetzt beeinflussen können.»
Im Rahmen einer weltweiten Studie hat Meta Group den Bedarf an BPM-Lösungen abgeklärt. Danach haben von insgesamt 459 Befragten bisher erst 5% eine BPM-Lösung implementiert, 22% Teile davon, 35% befinden sich in der Planungsphase und 7% sind dabei, einen Anbieter auszuwählen.

Umsetzung findet in den Köpfen statt

Kaderli verweist auf weitere Studien, die für 2005 übereinstimmend einen Markt von rund 4,7 Milliarden und ein zweistelliges Wachstum voraussagen. «In den USA scheint es etwas schneller zu gehen, aber das Wachstum kommt auch hier», gibt er sich optimistisch.
Alain Badoux, Sales Director von Hyperion Schweiz glaubt ebenfalls, dass das Geschäft anzieht: «BPM ist zum Thema geworden, die Unternehmen sehen das heute als strategische Aufgabe. Da sind natürlich auch die neuen Regeln für die Rechnungsoffenlegung im Spiel, Basel II und die Anforderungen von IAS 2005 und Sarbanes-Oxley. Die Basis bildet das Finanzmanagement, und da sind wir traditionell stark, schliesslich kommen wir von dort.»
Hemzal verneint nicht, dass BMP/BI im Finanzmangement eine strategische Aufgabe übernehmen kann, betont jedoch, dass auch ERP und CRM wichtige Einsatzfelder sind: «Nur aus allen Quellen gemeinsam lässt sich ein Gesamtbild der Unternehmenssituation gewinnen, das die Grundlage für die richtigen Entscheidungen abgibt.»
Und Kaderli stellt fest: «BPM-Systeme gelten heute in vielen Unternehmensleitungen als trendy. Aber die Technologie ist nur der Enabler. Business Performance ist eine Kultur. Die Umsetzung muss in den Köpfen stattfinden.» (fis)


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