Bund lagert erstmals IT aus

Der Trend zum Outsourcing ist ungebrochen: Die jüngsten Kunden heissen Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement, CSS und Ascom.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/02

     

Outsourcing ist als Trend zwar umstritten und wird von einigen Medien immer wieder totgeschrieben. Allein in den letzten Tagen haben uns aber gleich drei Meldungen erreicht, die das Gegenteil belegen.
Der Betrieb von 2000 Arbeitsplätzen des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements EVD geht an IBM Global Services Schweiz, die Informatik der Ascom und der Betrieb von Grossrechnern für die Krankenkasse CSS an Swisscom IT Services.
Für CSS wird letzterer ab diesem Frühling die Mainframes betreiben sowie Hosting- und Storage-Dienstleistungen erbringen. Als zweiter Fisch ging den Bernern Ascom ins Netz: Die IT der Ascom wandert mitsamt 60 Mitarbeitenden zur Swisscom-Tochter.
Diese Meldungen lassen aufhorchen: Während einiger Zeit schien es fast so, als ob Swisscom IT Services es nicht schaffen würde, genügend Drittkunden zu verpflichten, um die Kapazitäten auszulasten. Im November 2003 kam ans Licht, dass bis Ende dieses Jahres 11 der 18 Standorte geschlossen werden. Mit den Aufträgen von CSS und Ascom bringt sich der Dienstleister jetzt wieder ins Gespräch.
Haben diese Projekte einen Einfluss auf die Reorganisation? «Die Aufträge haben keinen Einfluss auf die Restrukturierung, sondern bestätigen uns darin», erklärt PR-Leiterin Susanne Bargel. Warum sich CSS und Ascom für die Berner entschieden haben, will Bargel nicht sagen. Daniel Hinz, Kommunikationsleiter von T-Systems Schweiz glaubt allerdings, dass vieles über den Preis gelaufen sei: «Bei der Ascom-Offerte lagen sie substantiell tiefer als Unisys, IBM und wir», sagt er.

Absolutes Novum beim Bund

Ein Novum bedeutet die Betreuung von IT-Arbeitsplätzen beim Bund durch einen externen Spezialisten. Das EVD-Projekt war vor Jahresfrist ausgeschrieben worden. Darum gebuhlt hatten HP, IBM, T-Systems, Also Comsyt, RTC und Swisscom IT Services. Nachdem Swisscom den Zuschlag erhalten hatte, gelang es IBM, mit einem Rekurs eine Wiedererwägung zu erreichen.
Der Zuschlag ging schliesslich an IBM – «für die wirtschaftlich beste Erfüllung der Anforderungen gemäss Pflichtenheft», sagt EVD-CIO Roland Meier. Entscheidend, so Meier, war die «messbare professionelle Leistung dieses Profis für Commodity-Anwendungen». Die Fachanwendungen der Ämter des EVD werden weiterhin intern betrieben. Ihr Anteil an der Gesamtinformatik beträgt rund 60 Prozent. «Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Bund in Sachen Outsourcing noch einiges gehen wird», orakelt Meier.
Auf Optimismus macht auch Herbert Rütsche, Marketing Manager von HP Managed Services: «Auch wir haben Erfolgsmeldungen, die wir aber aufgrund von Stillschweigevereinbarungen mit den Kunden nicht kommunizieren dürfen».
Dennoch: «Im letzten Quartal hat die Nachfrage markant angezogen», so Rütsche. Ins gleiche Horn bläst Hinz: «T-Systems hat ein breites Offering, und in allen Bereichen haben wir jetzt entweder mehr Aufträge oder konkrete Anfragen», sagt er.
«Der Trend zum Outsourcing ist ungebrochen» meint auch Jochen Reinhardt, Mediensprecher von IBM Global Services Schweiz. «Im herrschenden Budgetdruck stellen Unternehmen die Frage nach den eigenen Kernkompetenzen wieder vermehrt», ergänzt Rütsche. (bor)


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