Lokale Anbieter in der Spitalverwaltung

Seit dem 1. Januar ist die Abrechnung und Fakturierung nach Tarmed für die Spitäler Pflicht. Doch das heisst nicht, dass die Informatikabteilungen der Spitäler jetzt eine Pause einlegen. Die Umstrukturierungen gehen weiter.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/04

     

Unter dem Kostendruck der vergangenen Jahre wurde das normale Sparpotential in den Spitälern weitgehend ausgeschöpft. Mittlerweile geht es darum, das Niveau der Patientenversorgung mit weniger Ressourcen zu halten.
Hilfe versprechen Informationssysteme, die den therapeutischen Prozess unter Berücksichtigung sämtlicher Leistungsstellen abbilden. Sie sollen Planung und Effizienz verbessern, die Kosten senken und die Erträge steigern.
Die grossen ERP-Anbieter sind mit «Healthcare»-Lösungen in den Startlöchern. Doch dank der Regeldichte und dem föderalistischen Aufbau des schweizerischen Gesundheitswesens haben die spezialisierten, regionalen Anbieter ebenfalls gute Karten.
In der Schweiz sind dies in erster Linie die ehemalige Spital-Informationssysteme Laufenberg (heute Torex Health Switzerland) und Ordi-Conseil.

Torex – Act locally!

Spital-Informationssysteme Laufenberg ist seit langem im Gesundheitsbereich tätig. Ihr Produkt «Hospis Prosight» ist in rund 100 Spitälern und Kliniken in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein im Einsatz.
Nach der Übernahme durch die englische Torex wurde das Unternehmen in «Torex Health Switzerland» umgetauft. Doch Torex-Chef Steve Garrington ist sich im Klaren darüber, dass das Gesundheitswesen ein weitgehend lokaler Markt ist, und betont: «Unsere lokalen Mitarbeiter sind für die Entwicklung von Schweiz-spezifischer Software verantwortlich.» Die rund 60 Leute waren zum grössten Teil bereits vorher in Langenberg tätig.
Das modular aufgebaute Hospis Prosight verschafft der Spitalverwaltung einen Überblick über die Zahl der Patienten und gibt Aufschluss über die Art der Therapien und Leistungen. Es umfasst eine webbasierende, dezentrale Patientenadministration, ein Personalmanagement-System, ein Management-Informationssystem und das Rechnungswesen, ausserdem Arzneimittelliste sowie Material- und Medikamentenmanagement.
Die Langenberg-Mutter erwies sich als recht gefrässig. Torex hat in den letzten Jahren nicht weniger als acht europäische Firmen übernommen, darunter die deutsche Gap-Gruppe. Deren klinische Lösung «Gap-it!» wird mit Hospis Prosight zusammengeführt und ermöglicht, den gesamten Behandlungsprozess in einer multimedialen Patienten-Akte abzubilden, die alle Leistungsstellen berücksichtigt. Selbst technisch-medizinische Geräte können in das System eingebunden werden.

Opale – in einem Drittel aller Spitäler

Bei Ordi-Conseil sind an den drei Standorten Regensdorf, Genf und Morges 38 Mitarbeiter im Gesundheitsbereich beschäftigt. Die Firma besteht seit 1982 und dürfte mit ihren 120 Installation von «Opale – Swiss Hospital Management» in der Schweiz Markführer sein. Laut Ordi-Conseil ist Opale in einem Drittel aller Schweizer Spitäler und Kliniken im Einsatz.
Im Zentrum von Opale steht die Patientenverwaltung. Die übrigen Module, etwa für das Personal-, das Finanz- und das Rechnungswesen, gruppieren sich darum herum. Das Lager- und Apotheken-Modul ermöglicht die Verknüpfung mit dem Leistungskatalog. Über Internet kann direkt aus der Anwendung auf Pharmavista und auf das Arzneimittel-Kompendium zugegriffen werden.
Auch Opale verfügt seit kurzem über eine dezentrale Leistungserfassung, die wahlweise im Client/Server- oder im Browser-Modus auf Tablett-, Pocket-, Laptop- und Desktop-PCs eingesetzt werden kann.

Tendenz zum Outsourcing

Beide Lösungen sind ASP (Application Service Provider)-fähig. Das macht Sinn, denn die Sicherstellung eines 7 x 24-Stunden IT-Betriebs übersteigt oft die Möglichkeiten der Spitäler.
Immer mehr Kliniken und Spitäler verlagern daher ihre IT in ein Rechenzentrum.
Dabei gibt es drei Wege: Entweder tun sich Spitäler zu einem Verbund zusammen und betreiben ihre IT-Infrastruktur über ein gemeinsames Rechenzentrum. Manche Kantone wiederum haben ein eigenes Rechenzentrum, dem die Spitäler und Kliniken angeschlossen sind. Oder die Spitäler übertragen die Verantwortung für Unterhalt und Betrieb des Rechenzentrums und für die Netzwerkinfrastruktur einem privaten ASP.
Dass die letztere Lösung zusehends Anhänger gewinnt, belegt der Berner Rechenzentrums-Betreiber Bedag. Nach der Spitalgruppe Bern gewann er auf Anfang diesen Jahres mit der Spitalregion Oberaargau seinen zweiten ASP-Kunden aus dem Gesundheitsbereich.
Die Bedag betreut in ihrem Rechenzentrum jede ASP-fähige Spital-Software. Zurzeit sind dies nach Auskünften ihres Kommunikationsleiters Rudolf Steiner SAP, Torex und Ordi-Conseil.
In Zukunft dürfte sich die Tendenz zum Outsourcing noch verstärken.
Einige Kantone haben die Weichen bereits gestellt. Im Trend liegen auch vorkonfigurierte Lösungen, denn dank ihrer meist offeneren Architektur lassen sie sich leichter integrieren
und gegebenenfalls auch problemloser auslagern. (fis)

Die neusten Akquisitionen

Die neuen Aufträge von Torex Health Switzerland und Ordi-Conseil belegen, dass im Spital- Markt einiges läuft:
Der Spitalverbund Appenzell AR, die Walliser Spitäler und die Unikliniken Genf sowie die Kantone Nidwalden und Uri haben sich in den letzten Monaten für Opale von Ordi-Conseil entschieden.
Torex verweist auf das kantonale Spital und Pflegeheim Appenzell IR, auf die Solothurner Spitäler und die im ASP-System betriebenen Kliniken der Spitalgruppe Bern und der Spitalregion Oberaargau, die ihrerseits Hospis Prosight einsetzen.


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