Cebit auf der Suche nach ihrem Leuchtturmcharakter

Vom 18.–24. März bricht in Hannover wieder das Chaos aus: Die IT-Welt pilgert zur Cebit. Oder auch nicht? Das Auf und Ab der Messe.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/05

     

Und alle Jahre wieder strömen die IT-Begeisterten zur Cebit nach Hannover. Nur: Strömen sie wirklich, oder tröpfeln sie eher dort ein? Die Vorzeichen sind nicht die besten: Nach 8000 Ausstellern im Jahr 2002 und 6600 im 2003 erwartete die Messeleitung für 2004 nur noch 6000. Nun werden es doch immerhin rund 6400 sein.
Während 2002 noch 670’000 Besucher den Weg nach Hannover suchten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 560’000. «Früher waren wir permanent überbucht. Jetzt mussten wir uns stärker an die Akquise machen. Das war schon eine neue Erfahrung», gesteht der Sprecher der Messe, Eberhard Roloff. Allerdings betont er auch: «Die Cebit hat sich konsolidiert. Wir erwarten keine weitere Erosion.»

Nicht optimal betreut

Sicher gingen die Besucherzahlen auch wegen der stärkeren Ausrichtung auf Business-Themen zurück. Kaum einer der Aussteller profitiert schliesslich von Pin- und Giveways-jagenden Kids mit leerem Portemonnaie.
Dennoch: Allein mit dem Sterben von IT-Firmen wegen des Dotcom-Crashs und flauer Konjunktur lässt sich der Ausstellerschwund nicht begründen. «Sicher war bei über 6000 Ausstellern nicht immer jeder optimal betreut», gibt Roloff zu. Man habe nun aber einiges verbessert.
So müssten Aussteller «nicht mehr hunderttausend Formulare ausfüllen», sondern könnten vieles online erledigen. Auch habe man eigens für die Messebesucher die Tochtergesellschaft «travel2fairs» gegründet, die potentiellen Besuchern Reiseabwicklung und Hotelbuchung abnehme.

Leuchtturmcharakter leidet

Grosse Player wie HP, Oki, Borland und Canon sparen sich dieses Jahr dennoch die Standmiete und setzen lieber auf Inhouse-Veranstaltungen, die ihnen besseren Kundenkontakt garantieren als zwischen Messeständen eingekeilt flanierende Besuchermassen. Roloff glaubt dennoch: «Die Cebit wird jetzt den Bedürfnissen von Ausstellern und Besuchern gerecht.»
«Immer stärker ist die Cebit keine Selbstverständlichkeit», stellt allerdings Michael Rose, Conference Director von IDC, fest. Das liege vor allem daran, dass «klarer Return on Investment gefragt ist. Einen Stand auf der Cebit als reine Marketingmassnahme, um Brand Awareness zu schaffen, leisten sich immer weniger.»
Knallharte Lead-Generierung sei gefragt. Die Budgets seien nämlich nach wie vor da, so Rose weiter, aber «sie werden von den Kunden gezielter eingesetzt», beispielsweise eben auf Hausmessen.
Zusammenfassend meint Rose: «Die Cebit hat immer noch einen Ausnahmecharakter. Aber ob sie jemals wieder solchen Leuchtturmcharakter haben wird wie 2000, wird sich zeigen.» Zu Trends und Themen der Messe lesen Sie auch auf den Seiten 37 bis 41. (ava)

So rechnet sich die Cebit

Beim Kosten-Nutzen-Verhältnis sieht sich die Cebit «führend». Wie sie das rechnet, wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: Ein Quadratmeter Ausstellungsfläche kostete im Jahr 2003 180 Euro. Setze man in Relation dazu die Anzahl der Besucher mit hoher Entscheidungskompetenz (im Jahr 2003 302’000 von 556’248 Besuchern), so ergebe sich laut einer Mitteilung ein Ergebnis von 0,59 Euro je 1’000 Entscheider.
Fazit der Messeveranstalter: «An keiner anderen Messe können die ausstellenden Unternehmen annähernd günstig mehr Business-Kontakte knüpfen als auf der Cebit.» Wenn das die Aussteller nicht freut: Da gibt es also eine Messe, an der Entscheider im sonderangebotsträchtigen Tausenderpäckchen über ihre Stände hereinbrechen?


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