Ensa@work wächst und wächst: Die letztjährige Ausgabe in Amsterdam verzeichnete rund 4000 Besucher. Letzte Woche waren es über 5000 Kunden, Partner, Analysten und Journalisten, die sich in München über HPs Ansichten zum Thema IT-Infrastruktur informieren lassen wollten.
Die «Leistungsschau» von HPs Server-, Storage-, Software- und Services-Bereich war eine weitere Verkörperung der heutigen IT-Realität: Graduelle Verbesserungen haben die bahnbrechenden Neuerungen abgelöst. Sensationen oder Überraschungen gab es keine, stattdessen wurden Bilanzen gezogen und durchaus interessante Teilverbesserungen angekündigt.
Auf Angriffskurs mit dem Channel
HPs Channelleute liessen kriegerische Töne verlauten: In den letzten 18 Monaten habe
HP mit dem Channelprogramm «Partner One» vor allem das Ziel verfolgt, die ehemaligen HP- und Compaqpartner zu einem einheitlichen Channel zusammenzuschmieden und Marktanteile zu halten, sagte Jos Brenkel, der Chef von HPs Channelorganisation in der Region EMEA gegenüber der Presse.
Nun wolle man Partner One zu einer «Waffe» umschmieden und damit «die Konkurrenz ausschalten». Insbesondere wolle HP Partner One gegenüber den Endkunden kommunizieren und als Verkaufsargument benutzen. In drei Bereichen will HP dabei besonders Druck machen: Mobility, Storage und Printing. Im Storage-Bereich hat HP dazu ein neues Unterprogramm innerhalb von Partner One lanciert, das «Storage Elite Partner Programm»
Compaq SSI reborn
«In den letzten zwölf Monaten haben wir versucht, zusammen mit unseren Partnern eher komplette Server- und Storage-Lösungen zu verkaufen. Unsere eher auf Storage spezialisierten Partner fanden dadurch etwas zuwenig Beachtung», erklärte dazu Richard Meyer, gegenwärtig für Business Development im Enterprise Bereich zuständig.
«Das neue Programm soll ihnen nun diese Beachtung wieder verschaffen.» Und im Grunde genommen handle es sich dabei um eine Kopie von Compaqs früherem «SAN System Integrator» (SSI)-Programm. Das Programm soll vor allem eigentlichen Storage-Spezialisten zu gute kommen, so Meyer. Deshalb beziehen sich die darin festgelegten Ziele rein auf Storage, nicht auch auf Server.
Die Elite-Partner werden ausserdem Zusatzunterstützung in den Bereichen Training, Pre- und Post-Sales sowie Marketing erhalten. Partner werden sich zertifizieren lassen müssen, der Kickoff werde aber «eher eine Formalität» sein, meinte Meyer. «Wir kennen schliesslich die ehemaligen SSIs und Storage-Partner der «alten»
HP sehr gut und wissen, wer für dieses Programm in Frage kommt.
Stabilität gewünscht
Am meisten diskutiert wurde natürlich über HPs gerade aus der Taufe gehobene, vereinheitliche Channelorganisation SPO (Solution Partners Organisation). IT Reseller berichtete bereits in der letzten Ausgabe ausführlich über diese Reorganisation, die fast alle Partner-bezogenen Aktivitäten HPs unter einem Dach zusammengefasst.
Christian
Magirus, Gründer des an der diesjährigen Ensa prominent vertretenen VADs und HP-Partners
Magirus, kommentierte dazu: «Es ist auf jedenfalls vielversprechend, dass der Umgang mit
HP für uns Partner vereinfacht werden soll. Ein Knackpunkt wird sein, ob sie es wirklich schaffen, die Betreuung des Enterprise- und des Commercial-Channels zu koordinieren. Aber vor allem wünsche ich mir, dass HP jetzt einmal für mindestens 18 oder 24 Monate bei der gleichen Struktur bleibt.»
Storage Grid
Im Storage-Bereich dreht sich bei HP momentan alles um das Konzept «Information Lifecycle Management.» In den Vordergrund wurde in München vor allem die brandneue «Alles in einem»-Archivierungs-Lösung RISS (Reference Information Storage System) gerückt, die ab sofort lieferbereit ist. Im Gegensatz zu existierenden Systemen, so
HP, seien bei RISS alle notwendigen Softwareteile bereits integriert.
Das System weist eine Grid-Architektur auf und beruht auf Technologie der Ende letzten Jahres von HP übernommenen Firma Persist. RISS besteht aus einzelnen «Storage Smart Cells». Jede Zelle vereint Speicher- (Vorerst Harddisks) und Prozessorkapazität (Proliant-Server) und ist mit einem eigenen Fileindex versehen. Dadurch soll RISS ohne Kapazitätsverlust skalieren können.
Bei RISS gehe es eigentlich viel weniger um Archivierung als um «Search and Retrieval», erklärte HPs Director of ILM Rusty Smith: Das Suchen und Finden von Files sei wesentlich einfacher und schneller als bei anderen, vor allem Tape-basierenden Archivierungssystemen. Vorerst ist RISS eine Lösung für die E-Mail-Speicherung. Bald soll aber auch die Unterstützung für andere Datenarten (Datenbanken, Bild-, Audio- und Videomaterial) folgen, sowie offene APIs, damit auch unabhängige Softwarehersteller Lösungen für RISS entwickeln können.
Zielkunden sind vorerst Grossunternehmen, die eine sehr grosse Menge von E-Mails verwalten müssen. Ausserdem verkündete HP weitere Partnerschaften im ILM-Bereich. Zu den bestehenden Technologiepartnern, unter anderem Ixos, Commvault und Legato, kommen neu Adic, Caminosoft, Grau Data Storage, Orchestria Pegasus und Princeton Softech hinzu.
Der doppelte Itanium
Die zweite grosse Technologieankündigung betraf ein «mx2» genanntes Chip-Modul, das ein Resultat von HPs spezieller Beziehung zu
Intel sein dürfte – schliesslich hat
HP die längerfristige Weiterentwicklung eigener Prozessoren aufgegeben und viele Entwickler an Intel abgetreten. Dieses vereint zwei Itanium-2-Prozessoren auf einem Modul, mit dem sich auch bereits existierende Itanium-Systeme upgraden lassen. Ins Visier nimmt HP damit anscheinend vor allem
IBM.
Durch die neuen Module könne HP Systeme liefern, bis zu 35% billiger sein sollen als vergleichbare IBM-Systeme, steht in einer offiziellen Pressemitteilung. An einer internationalen Pressekonferenz sprach Nora Denzel, HPs Senior Vice President of Adaptive Enterprise, sogar von lediglich einem Drittel der Kosten eines entsprechenden IBM-Systems. (hjm)