HP startet Unterhaltungs-Initiative

Hewlett-Packard will vermehrt ins Wohnzimmer vordringen und stellt seinen eigenen iPod vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/15

     

Miami ist die Boom-Town der Stunde in den Vereinigten Staaten. Jetzt hat sich auch HP-Chefin Carly Fiorina (Bild) ein Stück vom «vibrant lifestyle» der trendigen South Beach abgeschnitten und die grad in der Stadt abgehaltenen MTV-Music-Awards für eine Pressekonferenz in eigener Sache missbraucht.
Demnach will HP noch diesen Herbst eine grosse Palette von Unterhaltungselektronik-Produkten auf die Welt loslassen – und es damit Dell gleichtun, die unlängst ebenfalls ihr Vordringen in diesen Markt verkündet hat. Die Neuheiten von HP sollen es für die Menschen «easier than ever to live digitally» machen (O-Ton der Pressemeldung). Eine wahre Produkteflut soll überdies im Bereich der LCD- und Plasmafernseher den Markt überschwemmen. Auch geplant ist ein Beamer mit integriertem DVD-Spieler und Sound-System – ganz «Boom-box like», wie der Computerriese nicht ohne Stolz mitteilt. Neu ist auch, dass HP Apples MP3-Player iPod verkaufen wird.

HPs «eigener» iPod

Wer hoffte, dass der iPod von HP irgendwelche Besonderheiten gegenüber dem Original aufweist, wird enttäuscht: Das Gerät entspricht ganz dem iPod von Apple und wird auch vom gleichen Produzenten hergestellt. Einzig ein zusätzliches HP-Logo weist auf den Anbieter hin.
Der «Apple iPod from HP» wird ab Mitte September für 300 (20 GB) respektive 400 Dollar (40 GB) angeboten. In den USA kann er bereits bestellt werden. Musik erwerben die Käufer online im iTunes Music Store von Apple. Ausserdem können sie von der HP-Website Bilder ihrer Lieblingsmusiker herunterladen und auf sogenannte «Printable Tattoos» drucken, die auf den iPod aufgebracht werden. Damit soll sich der HP iPod doch noch ein bisschen vom Original unterscheiden.
HP setzt die Apple-Software auch in anderen Geräten ein. Verschiedene PCs werden bereits mit der digitalen Jukebox iTunes ausgeliefert. Auch auf dem neuen «Digital Entertainment Center» läuft iTunes. Dieses Gerät kann in Kombination mit einem Fernseher unter anderem DVDs abspielen, digitale Bilder und Musik speichern sowie als Beamer dienen. Falls der Entertainment-Hub ans Internet angeschlossen ist, kann man damit auch Musik online erwerben und direkt speichern. «Unser Vorstoss ins Wohnzimmer», meinte Fiorina.

Image-Wechsel

Nach der Einschätzung von Analysten könnte HP ein Image-Wechsel in Richtung Consumer-Appeal nicht schaden. Mit Apples populärem iPod könnte er gelingen. Apple hat den Verkauf seines iPod im dritten Quartal verdreifacht, und mit dem iTunes-Internet-Musikshop war das Unternehmen mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent zum weltweiten Marktführer aufgestiegen.
Dennoch kommt HPs Musik- und Consumer-Offensive auch für Apple nicht ungelegen, vergrössert sich dadurch doch die Reichweite von iPod und iTunes Music Store deutlich. Im Vergleich zum Rest der legalen Online- Musikverkäufer spielt Apple zwar in einer eigenen Liga. Doch diese Vormachtstellung wird durch potente Gegner bedroht: Microsoft will demnächst einen öffentlichen Betatest seines mit dem Windows Media Player 10 verknüpften Online-Musikhandels starten, Yahoo will in einigen Monaten loslegen und Viacom/MTV und Virgin hegen ebenfalls entsprechende Pläne.
Der Marktforscher Phil Leigh von Inside Digital Media meinte jedoch, die eigentliche Bedeutung der Vereinbarung liege darin, dass HP jetzt eine Apple-Plattform und damit das AAC (Advanced Audio Coding)-Format unterstütze. «Der Deal gibt den nötigen Schub, um AAC möglicherweise zum Standard werden zu lassen», sagte Leigh. Ein Sprecher von HP wiegelte allerdings ab. HP habe keine Einschränkung bei den Formaten angekündigt: «Hier geht es nicht um einen Heiligen Krieg zwischen Apple und Microsoft.» (fis/bor)

Fokus Konvergenz von IT und CE

HP steht mit dem Vorstoss in die Unterhaltungselektronik nicht allein. Im nächsten Heft wird sich IT Reseller schwergewichtig mit Konvergenz von IT und Consumer Electronics (CE) befassen.


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